- Görlitzer Gewichtsbremse
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Die Görlitzer Gewichtsbremse ist eine von der AG Vulcan etwa 1893 entwickelte durchgehende und selbsttätige Eisenbahnbremse, die sich die Schwerkraft zu Nutze macht und vorwiegend auf Klein- und Nebenbahnen in Deutschland im Einsatz war.
Inhaltsverzeichnis
Aufbau
An dem Fahrzeug ist ein Gewicht frei beweglich angebracht, das über Hebel und Stangen auf das Bremsgestänge und die Bremsklötze einwirkt. Ist das Gewicht gesenkt, ist die Bremse angelegt, wird das Gewicht angehoben, löst sich die Bremse. Am Gewicht ist ein Haken, in den zum Betrieb eine Umlenkrolle eingehängt wird. Durch diese läuft ein Seil, das über auf dem Dach des Wagens befestigte Rollen geleitet wird und am Wagenende mit dem Bremsgewicht über eine Umlenkrolle nach unten geführt wird. Es läuft in der Mitte des Wagendaches, damit es sich in Kurven möglichst wenig verkürzt oder verlängert, was immer Wirkung auch auf die Bremsen hätte. An den Fahrzeugen befindet sich eine leicht zu betätigende Spannvorrichtung über ein Spannschloss, mit der die Bremskraft reguliert werden kann. Diese Regulierung ist nötig, damit die Bremswirkung aller Wagen möglichst gleich ist. Meist ist das Gewicht an einem Hebel quer vor der Stirnseite des Wagens angebracht. Der Nachteil dieser Bauart ist, dass dabei kein Wagenübergang Platz hat. Deshalb gibt es auch die Führung des Gewichtes seitlich an einer Stange, dafür waren aber zusätzliche Umlenkrollen erforderlich.
Funktion
Die Seile der einzelnen Wagen werden mit Fröschen untereinander gekoppelt, am letzten zu bremsenden Wagen wird das Seil am Wagen befestigt. Im Packwagen oder seltener auf der Lok befindet sich eine Haspel, mit der das Seil gespannt oder wieder gelöst werden kann. An der Haspel befindet sich eine Sperre, die mit einer leichten Betätigung der Kurbel gegen die Drehrichtung gelöst werden kann, so dass das Seil zügig ablaufen kann, um eine schnelle Bremswirkung zu erzielen. Durch Drehen in Drehrichtung kann dann die Bremskraft reguliert werden.
Das Betätigen der Haspel erfolgt auf Signal des Lokomotivführers.
Die gebremsten Wagen wurden miteinander gekuppelt und am Ende des Zuges eingestellt. (Bei Haspel auf der Lokomotive am Anfang). Eine Führung des Seiles über ungebremste Wagen war in der Regel nicht möglich. Die Gewichtsbremse ist selbsttätig, da bei Zugtrennung das Bremsseil reißt und die Bremse in Kraft tritt.
Zum Rangieren von gemischten Zügen in Bahnhöfen werden die gebremsten Wagen stehengelassen.
Einsatz
Die Einrichtung der Bremse ist relativ einfach und kostengünstiger als die vergleichbare Heberleinbremse. Im Gegensatz zu ihr kann die Bremsprobe auch am stehenden Zug durchgeführt werden, da bei Nachlassen des Seiles sich die Bremsklötze anlegen, während bei der Heberleinbremse die Bremsklötze nur am fahrenden Zug wirksam werden können. Deshalb war die Görlitzer Gewichtsbremse bei vielen Kleinbahnen, vor allem des Lenz-Konzerns, im Einsatz.
Nachteil der Bremse ist die begrenzte Reichweite, nach Herstellerangaben über drei bis sechs Wagen, je nach Größe der Wagen. Bei Bahnen mit geringen Geschwindigkeiten lassen sich die erforderlichen Bremshundertstel jedoch auch mit wenigen Wagen erzielen. Zum Bremsen war viel Erfahrung und auch Kraft des Bedienpersonals notwendig, da nach jedem Bremsvorgang das ganze Seil wieder gespannt werden musste. Da das durchgehende Seil durch die Gewichte aller gebremsten Wagen belastet ist, ist die mechanische Belastung der tragenden Teile der Wagen, an denen die Umlenkrollen befestigt sind, sehr stark, was zu Schäden an den Fahrzeugen führte.
Heute ist diese Bremse in Deutschland noch bei einigen Fahrzeugen der Museumseisenbahn Bruchhausen-Vilsen zu erleben, sie ist immer noch als Eisenbahnbremse zugelassen.
Unterschied zur Heberleinbremse
Das durchgehende Seil ist Kennzeichen beider Bremsen und führt zu Verwechslungen. Bei der Heberleinbremse dient das Seil allerdings nur dazu, relativ kleine Gewichte, die die Bremsrollen auf die Achsen drücken, zu bewegen und damit den Bremsvorgang einzuleiten oder aufzuheben. Dadurch kann die Heberleinbremse auch bei längeren Zügen benutzt werden. Der Nachteil der Heberleinbremse war die relativ aufwändige Mechanik und der Verschleiß durch die Reibrollen und Reibräder.
Literatur
- Wolfram Bäumer: Die Görlitzer Gewichtsbremse. In: Die Museumseisenbahn, Heft Nr. 1/1989, S. 16–22
Weblinks
- Wolfram Bäumer: Die Görlitzer Gewichtsbremse. In: Die Museumseisenbahn, Heft Nr. 1/1989, S. 16–22 (PDF-Datei; 1,46 MB)
Siehe auch: Bremse (Eisenbahn)
Kategorie:- Schienenfahrzeugbremse
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