Alice-im-Wunderland-Syndrom

Alice-im-Wunderland-Syndrom

Als Alice-im-Wunderland-Syndrom wird ein Syndrom bezeichnet, bei dem Menschen sich selbst oder ihre Umgebung auf halluzinatorische Weise verändert wahrnehmen. Das Phänomen gilt nicht als eigene Krankheit, sondern tritt meist als Begleiterscheinung eines Migräne-Anfalls oder als Vorbote eines epileptischen Anfalls in Form einer Aura mit ausgeprägten visuellen Wahrnehmungsstörungen auf. Ein Alice-im-Wunderland-Syndrom kann aber auch durch das Epstein-Barr-Virus oder Drogen verursacht werden.

Inhaltsverzeichnis

Begriffsherkunft

Der Begriff „Alice-im-Wunderland-Syndrom“ wurde nach dem Kinderbuch Alice im Wunderland von Lewis Carroll benannt und von John Todd als eine mögliche, jedoch nicht essenzielle Begleiterscheinung der Migräne und der Epilepsie geprägt[1]. Carroll litt selbst unter Migräne, es wird angenommen, dass seine Erfahrungen mit dem Leiden als Inspiration für die in seinem Werk beschriebenen halluzinationsähnlichen Effekte dienten[2]. Darüber hinaus wurde Carrolls Erzählung als Beschreibung eines Trips nach Konsum bewusstseinsverändernder Drogen diskutiert. In einer der bekanntesten Sequenzen des Buches verändert Alice ihre Größe, indem sie Stücke von verschiedenen Seiten eines Pilzes abbeißt.

Symptome und Beschwerden

Das Alice-im-Wunderland-Syndrom führt zu Veränderungen der Wahrnehmung der eigenen Umgebung. Diese Veränderungen beinhalten sowohl Mikropsie und Makropsie (alles erscheint verkleinert oder vergrößert), als auch veränderte akustische Wahrnehmung, veränderte Tastwahrnehmungen und verändertes Zeitempfinden.

Das Syndrom ist besonders häufig bei Kindern zu finden. Eine Migräneattacke verläuft bei Kindern meist anders als bei erwachsenen Personen. Sie hören dann plötzlich mit den eben verrichteten Tätigkeiten auf, ziehen sich zurück oder äußern den Wunsch, zu schlafen und weisen Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, im Gegensatz zu erwachsenen Personen häufig beidseitige Kopfschmerzen, Licht-, Geruchs- und Geräuschempfindlichkeit, Schwindelattacken, Blässe, Verwirrtheit, Müdigkeit und starke Bauchschmerzen auf.

Die Attacken sind oft kürzer und können zudem völlig schmerzfrei sein, wobei jedoch die Begleitsymptome wie Übelkeit, Erbrechen, Licht- u. Geräuschempfindlichkeit stärker ausgeprägt sind. Dabei kann es zu neurologischen Ausfällen kommen, so dass das betroffene Kind anfängt zu halluzinieren. Es nimmt seinen Körper als größer oder kleiner wahr und/oder fängt an, „phantastische Bilder zu sehen“.

Folgen und Komplikationen

Die Veränderungen der Wahrnehmung können den Betroffenen stark beeinträchtigen, so dass er die Orientierung verliert und sich „nicht mehr zurechtfindet“. Im Extremfall kann es zu Stürzen und anderen Unfällen kommen. Die Wahrnehmungsstörungen können dazu führen, dass das Alice-im-Wunderland-Syndrom mit anderen psychischen Störungen verwechselt oder als „Verrücktheit“ fehlgedeutet wird und dass das Kind ausgegrenzt oder gehänselt wird.

Behandlung

Im Vordergrund steht die Behandlung der Grunderkrankung, z. B. die symptomatische Behandlung einer Migräne.

Literatur

  • Klaus Podoll, Hermann Ebel, Derek Robinson, Ubaldo Nicola: Obligatory and Facultative symptoms of the Alice in Wonderland syndrom. In: Minerva Medica, Jg. 93 (2002), Heft 4, S. 287–293, ISSN 0026-4806 (Artikel in italienisch).

Einzelnachweise

  1. Todd J: The syndrome of Alice in Wonderland. In: Can Med Assoc J. 73, Nr. 9, November 1955, S. 701–4. PMID 13304769. Volltext bei PMC: 1826192.
  2. Lippman CW: Certain hallucinations peculiar to migraine. In: J. Nerv. Ment. Dis.. 116, Nr. 4, Oktober 1952, S. 346–51. PMID 12991095.
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