Haafner

Haafner

Jacob Gottfried Haafner (* 13. Mai 1754 in Halle an der Saale; † 4. September 1809 in Amsterdam) war ein deutsch-niederländischer Ostindienfahrer und Reiseschriftsteller.

Jacob Haafner um 1800

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Haafner wuchs in konfessionell und wirtschaftlich schwierigen Verhältnissen auf: der Vater - von seinen katholischen, elsässischen Eltern zum Mönch bestimmt -, war dem Kloster entlaufen und hatte in Halle Medizin studiert. Als sich ein Kind (unser Autor) ankündigte, heiratete er und nahm die lutherische Konfession an, was zur Enterbung durch die Eltern führte. Da sich die Praxis des Vaters in Halle, Emden und Amsterdam, wohin die Familie umgesiedelt war, nicht wie gewünscht entwickelte, trat dieser im Jahre 1766 als Schiffsarzt bei der Niederländischen Ostindien-Kompagnie ein. Auf der Fahrt nach Indien – der älteste Sohn Jacob begleitete ihn – starb der Vater an Bord vor dem südafrikanischen Kap; Haafner war damit im Alter von 13 Jahren auf sich alleine gestellt.

Haafner auf Reisen in einem Palankin (einer Art Sänfte)

In seinem mehrbändigen Werk vor allem biografisch-romanhafter Natur, das er nach der Rückkehr in die holländische Heimat verfasste, schildert Haafner auf der Grundlage seiner Aufzeichnungen in fünf Bänden die 23 Jahre seines Lebens in Asien in einer Fülle lebendig erzählter Szenen und Fakten. Vor dem Auge des Lesers entsteht facettenreich, oftmals packend und bisweilen ergreifend das damalige Leben an Bord der Schiffe und in den Handelskontoren, aber vor allem auch die Welt der südindischen, bengalischen, indonesischen und singhalesischen Einheimischen.

Haafners enorme Sprachbegabung – er beherrschte neben Kenntnissen in Latein und Sanskrit fließend Französisch, Deutsch, Niederländisch, Englisch und Tamil sowie Bengali (?) und besaß Grundkenntnisse des Malaiischen und Singhalesischen – bürgte für die Authentizität seiner Berichte, und die Zeitgenossen schätzten ihn trotz der schier unglaublichen Fülle von Erlebnissen wegen seiner wachen, unvoreingenommenen Auffassungsgabe.

Durch die Entwertung der französischen Staatspapiere im Jahre 1796 verarmt, musste Haafner sich in den letzten Lebensjahren mit seiner Familie in Amsterdam zuweilen mühsam durchschlagen; nach seinem Tod aufgrund eines Herzleidens im Jahre 1809 übernahm der Sohn die Veröffentlichung der nachgelassenen Schriften.

Rezeption

Haafner gehört zu den frühromantischen Autoren der Niederlande, die – selten für die niederländische Literatur – im Ausland Widerhall fanden. Aufgrund seiner Detailtreue gilt er als wertvoller Zeitzeuge; seine radikale Kolonialkritik, die später in Multatuli ihren bekanntesten Vertreter fand, sein unbedingtes Eintreten für die Rechte der Einheimischen und sein als fraai ('schön') und boeiend ('spannend') gelobter Stil machen ihn trotz mancher Schwächen der Darstellung bis heute zu einem menschlich und literarisch bedeutenden Autor seiner Zeit.

Ausgaben

Niederländisch

  • De werken van Jacob Haafner. Hrsg. von Jaap A. de Moor und Paul G. J. van der Velde. (= Werken van de Linschoten-Vereeniging; Bd.91, 94, 96). 3 Bde. Zutphen 1992-1997
  • Verhandeling over het nut der zendelingen en zendelings-genootschapen. Een kritiek op zending en kolonialisme. Hrsg. von J. A. de Moor und P. G. E. I. J. van der Velde. Verloren, Hilversum 1993

Deutsch

  • Erlebnisse und frühere Seereisen. Aufgrund der Papiere im Nachlass herausgegeben von C. M. Haafner. Mainz 2006
  • Erlebnisse auf einer Reise von Madras nach Ceylon. Mainz 2006
  • Reise zu Fuß durch die Insel Ceylon. Mainz 2004
  • Reise nach Bengalen und Rückreise nach Europa. Anhand seiner nachgelassenen Papiere hrsg. von C. M. Haafner. Mainz 2004
  • Reise in einem Palankin. Erlebnisse und Begebenheiten auf einer Reise längs der Koromandelküste Südindiens. Mainz 2003

Weblinks


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