Hagi-Keramik

Hagi-Keramik

Die Hagi-Keramik (jap. 萩焼, Hagi-yaki) stammt aus der japanischen Präfektur Yamaguchi. Das Steinzeug zeichnet sich durch ein helle Glasur mit Craqueleé-Muster (嵌入, kannyū) aus. Bei der Hagi-Keramik handelt es sich zumeist um kunsthandwerkliches Teegeschirr für den Alltagsgebrauch (茶道具, chadōgu), Blumenvasen sowie Sake-Gefäße. In kleinerer Anzahl finden sich auch Figuren sowie Wasserbehälter (水指, mizusashi).

Hagi-Keramik-Teetassen

Oft weisen die Teeschalen eine Kerbe im Fuß auf. Wahrscheinlich handelte es sich dabei um eine vorsätzliche „Beschädigung“ der Ware durch die Hersteller, um diese eigentlich den höheren Gesellschaftsmilieus vorbehaltenen Produkte auch dem gemeinen Bürger verkaufen zu können.[1]

Mit dem Gebrauch zur Teezubereitung „reift“ die Hagi-Keramik. Indem sich Gerbstoff-Anteile im Craqueleé-Muster festsetzen, tritt dieses nach und nach noch deutlicher hervor. Auf dem Foto ist als für Japan typische Besonderheit zu erkennen, dass die Tassen unterschiedliche Größen aufweisen; hierbei gilt traditionell, dass die größere Tasse für den Mann reserviert ist, die kleinere hingegen für die Frau.

Die Keramik hat wie auch die Stile Karatsu, Agano, Satsuma, Takatori und Arita ihre Ursprünge in der koreanischen Töpferkunst, da nach der Invasion Koreas 1596 durch die Armee Toyotomi Hideyoshis im Imjin-Krieg Handwerker verschleppt wurden.[2][3]

Als Begründer des Hagi-Stils gelten die zwei koreanischen Brüder I Chak-kwang (李 勺光, jap. Lesung: Ri Shakkō) und I Kyung (李 敬, jap. Lesung: Ri Kei) sowie I Chak-kwangs Sohn Yamamura Shimbē Mitsumasa (山村 新兵衛 光正), die um 1604 (Keichō 9) in Matsumoto-Nakanokura, in der Nähe Hagis, tätig waren. Beschäftigt wurden sie von Mōri Terumoto (毛利輝元) aus Hagi, da es in der Edo-Zeit üblich war, dass der Daimyō die erforderlichen Brennöfen besaß. I Kyungs japanischer Name lautete Saka Koraizaemon (坂 高麗左衛門), er und Yamamura begründeten den Fukagawa-Hagi-Brennofen. 1663 entstand der Matsumoto-Hagi-Brennofen von Miwa Kyūsetsu (三輪 休雪). Die ersten Teeschalen (茶碗, chawan) waren einfache Kopien von koreanischen Teeschalen der Joseon-Dynastie. Einen gewissen Einfluss hatten auch die schuhförmigen Schalen (沓形, kutsugata) des japanischen Teemeisters Furuta Oribe (古田 織部). Doch erreichten sie auch nicht die gewundene Asymmetrie von dessen Momoyama-Mino-Keramik.[4][3]

Das Neuartige der Hagi-Keramik für die japanische Keramikkunst bestand auch in der Verwendung von Glasur.[5] Hagi-Keramik-Teeschalen werden selten von gemalten Motiven geziert. Ihre Farb- und Strukturvarianz erhalten die Produkte zum einen durch den 1717 entdeckten Ton namens daidō tsuchi (大道土) – oder seiner Mischung mit dem hitzebeständigeren mitake tsuchi (金峯土) – und zum anderen durch den mit Kiefernholz befeuerten Brennvorgang. Weitere Nuancen kommen durch die auf Holz- oder Strohasche basierte Glasur (藁灰釉, isabaiyū respektive 白萩釉, shirohagi gusuri) zustande.[1]

Einzelnachweise

  1. a b Eintrag zur Hagi-Keramik beim Japanese Architecture and Art Net Users System.
  2. "Japan, 1400–1600 A.D."; in: Heilbrunn Timeline of Art History. New York: The Metropolitan Museum of Art, Oktober 2002.
  3. a b Robert Yellin, Hagi Ware: 400 Years of Tradition and Innovation, The Japan Times, 13. Januar 2001.
  4. Beispiele dieser Art Keramik.
  5. Einführung auf der Website der Association for the Promotion of Traditional Craft Industries

Weblinks

  • hagiyaki im Japanese Architecture and Art Net Users System (Englisch)
Japanische Namensreihenfolge Japanischer Name: Wie in Japan üblich, steht in diesem Artikel der Familienname vor dem Vornamen. Somit ist Yamamura der Familienname, Mitsumasa/Shimbē der Vorname.

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