Halbkreisflugregel

Halbkreisflugregel
Schematische Darstellung der Halbkreisflughöhenregel

Die Halbkreisflugregel (engl. semicircular rule) ist ein Verfahren aus der Luftfahrt. Die Halbkreisflugregel besagt, dass ein Flugzeug je nach geflogenem missweisendem Kurs (über Grund) auf einer bestimmten Flughöhe fliegen muss. Die Halbkreisflugregel regelt die vertikale Staffelung zwischen den Luftfahrzeugen. Dieses ist ein zusätzliches Moment der Sicherheit für Piloten bei den heutigen hohen Fluggeschwindigkeiten.

Inhaltsverzeichnis

Prinzip

Ein Flugzeug muss nach der Halbkreisflugregel bestimmte Flughöhen einhalten, die sich aus seinem missweisenden Kurs (über Grund)(MC) ergeben. Hierbei ist zu unterscheiden zwischen IFR (Instrumentenflug) und VFR (Sichtflug).

  • Bei einem missweisenden Kurs (über Grund)(MC: Magnetic Course) von 0° bis 179° gelten für IFR-Flieger die Flughöhen, die „ungeraden Tausendern“ entsprechen: FL 50/70/90 und so weiter, entsprechend 5.000/7.000/9.000 ft bezogen auf Normaldruck. VFR-Flieger fliegen nochmals um 500 ft höher, also FL 55/75/95 etc. Gedächtnisstütze: Ost = odd (engl. für „ungerade“).
  • Bei einem missweisenden Kurs (über Grund)(MC: Magnetic Course) von 180° bis 359° gelten für IFR-Flieger die Flughöhen, die „geraden Tausendern“ entsprechen: FL 60/80/100 und so weiter, entsprechend 6.000/8.000/10.000 ft bezogen auf Normaldruck. VFR-Flieger fliegen auch hier um 500 ft höher, also FL 65/85/105 etc.

In Deutschland ist diese Regel an die Übergangshöhe gekoppelt, d.h. hier kann unterhalb der Übergangshöhe die Flughöhe frei gewählt werden. In anderen Ländern sind Übergangshöhe und Höhe für die Halbkreisflugregel unabhängig, z.B. gilt in Nordamerika eine Übergangshöhe von 18.000 Fuss, während die Halbkreisflugregel bei 3000 Fuss AGL in Kraft tritt.

Vorteile

Zeichnung der Halbkreisflugregel
  • Beispiel 1: Auf Kurs 010 ist Gegenverkehr nur von vorne und links (links vorn bis links hinten) zu erwarten. Die Halbkreisflugregeln reduzieren also den Gegenverkehr, da ein Großteil der Flugzeuge in die gleiche oder ähnliche Richtung fliegt (maximal 180° Kursabweichung voneinander). So können die Piloten ihre Luftraumbeobachtung auf 180° des Luftraumes konzentrieren, ohne den übrigen Luftraum ganz aus den Augen zu lassen.
  • Beispiel 2: Auf Kurs 090 sind andere Flugzeuge nur aus dem hinteren rechten und linken Quadranten zu erwarten. Der Pilot muss also nur auf direkt von rechts oder links kommende Flugzeuge achten. Von hinten kommende Flugzeuge kann er sowieso nicht sehen. Diese müssen ihm ausweichen. Natürlich kann sich das Flugzeug auf dem Beispielkurs 090 von hinten an langsamer fliegende Flugzeuge annähern, deshalb muss auch der Luftraum vorne beobachtet werden. Diesen Flugzeugen nähert man sich aber mit einer wesentlich geringeren Relativgeschwindigkeit als bei direktem Gegenverkehr.

Auch ohne ATC-Kontrolle erscheint eine direkte Luftraumbeobachtung, wie in den obigen Beispielen dargestellt, für Jets mit ihren hohen Fluggeschwindigkeiten anachronistisch. Tatsächlich ersetzt eine automatisierte Luftraumüberwachung in den Flugzeugen (TCAS) die direkte Beobachtung.

Ausnahmen

Dieses Verfahren kann nur ein Grundprinzip sein, andere Regeln und Verfahren zur Kollisionsvermeidung, die angewendet werden können, haben Vorrang.

  • IFR-Verkehr innerhalb von kontrolliertem Luftraum muss sich nicht an die Halbkreisflughöhen halten, da ihm seine Flughöhe von der Flugsicherung (ATC) zugewiesen wird. Die Flugsicherung hat die gesamte Umgebung des Flugzeuges auf ihrem Radar. Die Flugzeuge werden allerdings an den Nachbarsektor normalerweise konform nach Halbkreisflughöhen übergeben.
  • Im Steigflug bzw. Sinkflug können die Halbkreisflugregeln nicht eingehalten werden. Beim Geradeausflug muss der Pilot also auch mit Flugzeugen im Sink- oder Steigflug aus allen möglichen Richtungen rechnen.
  • Die Halbkreisflughöhen gelten in Deutschland erst ab der transition altitude, einer Flughöhe von 5.000 ft MSL oder 2000 ft GND (je nachdem, was höher ist) AGL (Above Ground Level). Unterhalb 5.000 ft AGL darf also jeder in jede Richtung fliegen, wobei an Flughäfen der kontrollierte Luftraum bis zum Boden reicht.
  • Ab Flugfläche 290 müssen Flugzeuge mit RVSM-Equipment ausgestattet sein, um weiterhin im 1000 ft-Abstand gestaffelt zu werden. Andernfalls wird dann mit 2000 ft Mindestabstand gestaffelt. Ab Flugfläche 410 gilt, begründet durch abnehmende Radargenauigkeit, nur noch die 2000 ft-Staffelung, gerade Flugflächen fallen dann weg. Es verbleiben also FL 430 (westliche Richtung), FL 450 (östliche Richtung), FL 470 (westliche Richtung) usw.

Sonderfälle

In Großbritannien gelten Quadrantenflugregeln.

Literatur

  • Jeppesen Sanderson - Private Pilot Study Guide 2000, ISBN 0-88487-265-3
  • Jeppesen Sanderson - Privat Pilot Manual 2001, ISBN 0-88487-238-6
  • Walter Air - CVFR Lehrbuch Mariensiel 1994
  • Wolfgang Kühr - Der Privatflugzeugführer, Luftrecht, Luftverkehrs- und Flugsicherungsvorschriften, Band 5 1983 ISBN 3-921-270-13-8

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