Halimasch

Halimasch
Hallimasche
Gemeiner Hallimasch (Armillaria mellea)

Gemeiner Hallimasch (Armillaria mellea)

Systematik
Klasse: Ständerpilze (Basidiomycetes)
Unterklasse: Hutpilze (Agaricomycetidae)
Ordnung: Blätterpilze (Agaricales)
Familie: Schwindlingsartige (Marasmiaceae)
Gattung: Hallimasche
Wissenschaftlicher Name
Armillaria
(Fr.) Staude

Die Hallimasche (Armillaria spp., auch bekannt als Honigpilz) bilden eine in Mitteleuropa beheimatete Pilzgattung in mehreren, schwer unterscheidbaren Arten bzw. Kleinarten. Man spricht hier auch von einem Aggregat, einem Hallimaschkomplex. Allen Arten gemeinsam ist der deutlich erkennbare „wattige“ Ring (lat. Armilla = Armband) am Stiel, der aber im Verlaufe der Reifung durch Witterungseinflüsse und Schneckenfraß verloren gehen kann. Der Pilz wird auch als Parasit bezeichnet, da er auch lebende Bäume befällt und damit den Baum sterben lässt.

Inhaltsverzeichnis

Etymologie

Zur Herkunft des deutschen Namens „Hallimasch“ gibt es verschiedene widersprüchliche Angaben: Einmal soll er von „Heil im Arsch“[1] kommen wegen seiner angeblich kurativen Wirkung bei Hämorrhoiden. Eine andere etymologische Deutung leitet ihn von „hal (glatt, schlüpfrig) im Arsch“[2] ab, da die Hallimasche im rohen oder ungenügend gekochten Zustand eine stark abführende Wirkung besitzen.

Genießbarkeit

In jedem Fall sind die Pilze in rohem Zustand giftig. Auch können gelegentlich, trotz korrekter Zubereitung, Unverträglichkeitsreaktionen auftreten. Gründlich (z. B. 8 Min. lang) gegarte Hallimasche sind aber in vielen Gegenden, z. B. dem nordostitalienischen Venezien, auf dem Gebiet der ehemaligen Tschechoslowakei und neuerdings im Raum Basel sehr beliebte, in Zentnermengen gesammelte und vermarktete Speisepilze.

Eine weitere Besonderheit der Hallimasche sind ihre Fähigkeit zur Biolumineszenz, d. h. das Pilzmyzel, und insbesondere frisch vom Myzel durchwuchertes Holz, kann – in völliger Dunkelheit mit bloßem Auge gut erkennbar – durch chemische Prozesse ein kaltes Leuchten erzeugen: „Leuchtendes Holz“.

Besonderheiten

Rhizomorphe des Hallimasch

Von den meisten anderen Pilzarten unterscheiden sich die Hallimasche auch durch die Bildung von Rhizomorphen. Das sind wurzelähnlich sklerotisierte Pilzhyphenstränge aus tausenden von weißen Hyphen mit einer isolierenden schwarzen Außenschicht. Unter der Rinde befallener Bäume können diese flachen schwarzen „Schnürsenkelgebilde“ leicht entdeckt werden. Mit Hilfe dieser Rhizomorphen, die jährlich bis zu drei Meter auch im Boden wachsen können, breiten sich die Hallimasche stark aus und greifen selbst gesunde Bäume in ihrer Reichweite an. Die Hallimasche zählen zu den gefährlichsten Forstschädlingen, da sie in der Wahl ihrer Wirte sehr flexibel sind. Sie können die allermeisten Gehölze (Laub- und Nadelholz, alle möglichen tropischen Plantagen-Bäume bis hin zu Ölpalmen, ja selbst Reben, Brombeeren und sogar Kartoffeln) besiedeln. In Europa zählen nur die Weißtanne (Abies alba) und die Eibe (Taxus baccata) zu den wenigen Ausnahmen, die nicht befallen werden. Oft werden z. B. durch Dürre oder Borkenkäfer vorgeschädigte Bäume bevorzugt.

Die Pflanzen zweier myko-heterotropher, also blattgrünloser Orchideengattungen in Asien bzw. Australien (Galeola, Gastrodia) gelten als Epiparasiten an Hallimaschen, das heißt, sie lassen sich von ihnen Nährstoffe zuführen, die diese wiederum ihren Wirtspflanzen entzogen haben [3].

Das größte Lebewesen der Erde?

Das im Jahr 2000 aufgrund eines rätselhaften Waldsterbens entdeckte Myzel einer Hallimaschart (A. ostoyae) im Malheur National Forest (Oregon, USA) wurde wegen seiner Ausdehnung von über 880 Hektar, dem errechneten Alter von mindestens 2400 Jahren und seiner Masse von ca. 600 Tonnen als das größte bekannte Lebewesen der Erde bezeichnet. Es gibt aber wahrscheinlich noch ausgedehntere Bestände klonal wachsender Pflanzen wie Schilf, Heidelbeere, Bambus u. ä., die ein größeres Gesamtgewicht aufweisen.

Der größte Hallimaschklon (auch A. ostoyae) Europas wurde 2004 in der Schweiz beim Ofenpass entdeckt. Er ist im Durchmesser 500 bis 800 Meter groß, bedeckt eine Fläche von 35 Hektar und ist etwa 1000 Jahre alt.

Alte Hallimasche

Arten (Auswahl)

Beschreibung

  • Der Hut ist bräunlich bis honiggelb, mit dunklen, büscheligen und haarigen Schüppchen und bleibt während des Wachstums am Rand lange eingerollt. Gerne halten sich in diesem geschützten Hohlraum Pilzkäfer auf. Diese führen zu „unappetitlichen“ Flecken auf den Lamellen.
  • Die Lamellen sind weiß bis rötlichgelb.
  • Der bis zu fünfzehn Zentimeter lange, gelblichbraune Stiel ist wegen büscheligen Hervortretens oft gekrümmt.
  • Vorkommen: Die Hallimascharten sind in gemäßigten bis tropischen Zonen weltweit verbreitet.

Literatur

  • Heinz Butin: Krankheiten der Wald- und Parkbäume. Diagnose, Biologie, Bekämpfung. 2 Sporentafeln. 3., neubearbeitete und erweiterte Auflage. Thieme, Stuttgart und New York 1996, ISBN 3-13-639003-2

Einzelnachweise

  1. Duden 7, 1963, Seite 245
  2. Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 22. Auflage 1989, ISBN 3-11-006800-1, S. 289
  3. Bidartondo, M.: The evolutionary ecology of myco-heterotrophy, in: New Phytologist 167, 335–352, 2005, Tansley Review PDF Online

Weblinks


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