- Halo effekt
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Der Halo-Effekt (auch Hof-Effekt von griech. hálos Lichthof, engl. halo effect) ist ein Beurteilungsfehler bzw. Wahrnehmungseffekt. Der Terminus wurde von Edward Lee Thorndike eingeführt.
Einzelne Eigenschaften einer Person (z. B. Attraktivität, Behinderung, sozialer Status) erzeugen einen Gesamteindruck, der die weitere Wahrnehmung der Person „überstrahlt“. Ein typisches Beispiel für einen Halo-Effekt wäre, wenn ein Lehrer annimmt, dass ein gut aussehender und freundlicher Schüler auch gute Leistungen erbringt. Auch die Einschätzung von Übergewichtigen als „gutmütig“ und Brillenträgern als „klug“ sind Folgen des Halo-Effekts.
Der Effekt tritt häufig dann auf, wenn sich der zu Beurteilende durch besonders hervorstechende, ausgeprägte Eigenschaften oder Verhaltensweisen auszeichnet. Der Einfluss des Halo-Effektes ist besonders stark, wenn der Beurteiler speziell auf eine Verhaltensweise oder ein Merkmal Wert legt und dieses entsprechend überbewertet.[1]
Antwortverzerrung: Der Halo-Effekt kann auch in einem Fragenkatalog auftreten. Einzelne Fragen können andere „überstrahlen“. Wenn beispielsweise die vorhergehende Frage bestimmte Gedanken oder Gefühle auslöst, kann dies Auswirkungen auf die Antwort der nächsten Frage haben. Der Halo-Effekt muss daher bei der Konstruktion eines wissenschaftlichen Fragebogens beachtet werden.
Der Halo-Effekt wurde besonders von Edward Thorndike und Gordon Allport beschrieben.
Inhaltsverzeichnis
Vermeidung
Es liegt im Interesse einer möglichst objektiven Qualifikation des zu Beurteilenden, Halo-Effekte zu minimieren. Dies ist einerseits durch Sensibilisieren der Wahrnehmung auf den Halo-Effekt möglich, so dass diese Fehlerquelle besser eingeschätzt werden kann.[1] Eine weitere Gegenmaßnahme bei mehreren gleichzeitig zu Beurteilenden ist, Merkmal für Merkmal zu bewerten, d. h. das 1. Merkmal bei jedem zu Beurteilenden, dann das 2. etc. Damit wird verhindert, dass der Beurteiler sich an einem Gesamteindruck orientiert.[1]
Eine Lehrkraft kann dies bei der Korrektur von Prüfungen erreichen, indem sie „quer korrigiert“: Zunächst wird die Aufgabe 1 sämtlicher Schüler korrigiert, anschließend Aufgabe 2, und so weiter. Somit strahlt eine außerordentliche Leistung (im positiven oder im negativen Sinne) eines Schülers in einer einzelnen Aufgabe weniger auf nachfolgend zu korrigierende Aufgaben desselben Schülers ab.Spezielle Anwendungen
In der Unterhaltungsindustrie wird der Begriff Halo-Effekt auch für die Beeinflussung der Wahrnehmung beim iterativen Konsum verwandter Content-Produkte verwendet. Bewerten wir z. B. einen Film positiv, wird auch unsere Wahrnehmung von Fortsetzungen positiv verfälscht (Lieberman, 2002).
Siehe auch
- Übertragungseffekt für den entsprechenden Effekt in Betriebs- und Volkswirtschaft
- Attraktivitätsforschung (Der Halo-Effekt bei physischer Attraktivität)
- Repräsentativitätsheuristik
Literatur
- E. L. Thorndike: A constant error in psychological rating. Journal of Applied Psychology (1920), 4, 25–29.
- Al Lieberman: The Entertainment Marketing Revolution. Verlag: Financial Times Prentice Hall, New Jersey (2002). ISBN 0-13-029350-4
- Phil Rosenzweig: Der Halo-Effekt. Gabal, Offenbach 2008. ISBN 3-89749-789-1 (Behandelt den Einfluss des Halo-Effekts auf die Beurteilung von Management-Entscheidungen)
Quellen
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