Hammerunterwiesenthal

Hammerunterwiesenthal
Hammerunterwiesenthal
Koordinaten: 50° 27′ N, 13° 1′ O50.44564475611113.013219833333Koordinaten: 50° 26′ 44″ N, 13° 0′ 48″ O
Eingemeindung: 1. Jan. 1997
Postleitzahl: 09484
Vorwahl: 037348

Hammerunterwiesenthal ist ein Ortsteil der Stadt Oberwiesenthal im sächsischen Erzgebirgskreis, der sich um das im 16. Jahrhundert gegründete Hammerwerk Schlössel entwickelte.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Hammerwerk Schlössel war laut der Holzordnung von 1560 im Besitz der Nürnbergischen Gesellschaft. Auf der Oederkarte von 1610 ist an der Stelle der späteren Holzwollefabrik Brenners Hammer eingezeichnet. Unterhalb des Werks bestand eine Mühle mit zwei Gängen, die wahrscheinlich zum Hammer gehörte. 1612 wurde vom damaligen Besitzer Münch ein neues Wohnhaus errichtet, das mit der Jahreszahl gekennzeichnet war. Er ließ einen Hochofen und den Hammerwerksbetrieb vom Rennfeuer auf die neue Eisenschmelztechnologie umrüsten. Nahe an der Grenze zu Böhmen gelegen, litt der Ort im Dreißigjährigen Krieg ständig unter feindlichen Einfällen.

1657 ließen sich Glaubensflüchtlinge, die aus den angrenzenden böhmischen Ortschaften vertrieben worden waren, vor Ort nieder und trugen somit wesentlich zur Entwicklung von Hammerunterwiesenthal bei. Insgesamt suchten 335 Familien nach, sich in der Nähe des Hammerwerks niederlassen zu dürfen. Gegen den durch kurfürstliche Beamte erbrachten Vorschlag, eine neue Siedlung zu gründen, legten die Städte Ober- und Unterwiesenthal Widerspruch ein, um so einen gewerbereichen Flecken in unmittelbarer Nähe zu verhindern.

Um 1700 bestand das Hammerwerk aus einer Blechhütte, einer Stabhütte, einem Zinnhaus und einem Beizgewölbe. Die dort erzeugten Bleche wurden durch die Erzgebirgische Blechcompagnie vertrieben. 1756 wird das Schlössel nur noch als Stabhammer bezeichnet, während 1777 wieder von einem Hochofen und zwei Frisch- und Stabfeuern die Rede ist. 1786 entstand unter der Familie Irmscher ein Drahtwerk. 1821 wurde es stillgelegt und versteigert. Die Hütte wurde nach Angaben von Johann Traugott Lindner 1848 teilweise abgetragen und der Besitz fortan nur noch als Hammergut weiterbetrieben.

Nordwestlich von Hammerunterwiesenthal befindet sich ein Kalkbruch, auf dem mindestens seit Anfang des 19. Jahrhunderts Kalk gebrochen wurde und der heute wegen der dort vorherrschenden Vegetation unter Naturschutz steht. Die Kirche wurde 1898/99 von Woldemar Kandler errichtet. Die Landgemeinde Hammerunterwiesenthal verlor 1997 ihre Eigenständigkeit und wurde nach Oberwiesenthal eingemeindet. Dabei wurde der Ortsteil Niederschlag nach Bärenstein umgegliedert.[1]

Bevölkerungsentwicklung

Jahr Einwohnerzahl [2]
1789 43 besessene Mann
1846 608
1871 679
1890 594
Jahr Einwohnerzahl
1910 916
1925 854
1939 930
1946 1112
Jahr Einwohnerzahl
1950 1827
1964 973
1990 667

Persönlichkeiten

Literatur

  • Von Annaberg bis Oberwiesenthal. 1. Auflage. Akademie-Verlag Berlin, Berlin 1968 (Werte der deutschen Heimat. Band 13). S. 171ff.
  • Joachim Kunze: Geschichten aus der Historie des Wiesenthals - Eine populärwissenschaftliche Chronik Kurort Oberwiesenthals, Stadtverwaltung Kurort Oberwiesenthal, 2002
  • Kurt Richter: Historische Betrachtungen zu Hammerunterwiesenthal von der Ortsgründung bis zur Gegenwart 1657 - 2007, Stadtverwaltung Kurort Oberwiesenthal, 2007
  • Richard Steche: Hammer-Unterwiesenthal. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen, 4. Heft: Amtshauptmannschaft Annaberg. C. C. Meinhold, Dresden 1885, S. 80.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. StBA: Änderungen bei den Gemeinden, siehe 1997
  2. vgl. Hammerunterwiesenthal im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen

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