Hanauer Bahn

Hanauer Bahn
Frankfurt-Hanauer Eisenbahn
Kursbuchstrecke (DB): 349, 351, 640
Streckennummer: 3660
Streckenlänge: 20,0 km
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Legende
0,0 Frankfurt (Main) Südbahnhof seit 1913
Frankfurt-Bebraer Eisenbahn
Deutschherrnbrücke seit 1913, Main
Hanauer Bahnhof
2,4 Frankfurt (Main) Ostbahnhof seit 1913
Güterbahnhof Ost
A 661
Verbindungsbahn und Städtische Hafenbahn
Lahmeyerbrücke vom Industriegebiet am Seckbacher Ried
zur Städtischen Hafenbahn
Abstellgleisfeld
Abzweig – in Gegenrichtung: nach rechts
Industriegleis nach Fechenheim Nord
Bahnhof, Station
7,2 Frankfurt (Main) Mainkur
Haltepunkt, Haltestelle
10,1 Maintal West , ehemals: Bischofsheim-Rumpenheim)
Bahnhof, Station
12,3 Maintal Ost , ehemals: Hochstadt-Dörnigheim
Haltepunkt, Haltestelle
15,7 Hanau-Wilhelmsbad
Brücke über Wasserlauf (groß)
Kinzigbrücke
Haltepunkt, Haltestelle
17,9 Hanau West , ehemals: Hanau
Verlängerung 1854
Frankfurt-Bebraer Eisenbahn, Kinzigtalbahn
20,0 Hanau Hauptbahnhof , ehemals: Hanau Ost
Kinzigtalbahn
Bahnstrecke Friedberg–Hanau
zur Odenwaldbahn nach Groß-Umstadt Wiebelsbach
Bahnhof, Station
21,8 Großauheim (Kr. Hanau)
Abzweig – in Gegenrichtung: nach rechts
von Strecke von Friedberg und Kinzigtalbahn
Strecke – geradeaus
weiter als Main-Spessart-Bahn

Die Frankfurt-Hanauer Eisenbahn (FHE) wurde von der gleichnamigen Gesellschaft erbaut und betrieben. Heute ist sie eine zweigleisige, elektrifizierte Hauptstrecke und Bestandteil der nordmainischen Eisenbahnstrecke von Frankfurt am Main nach Hanau.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Hanauer Bahnhof im Frankfurter Ostend, 1893

Die Frankfurt-Hanauer Eisenbahn-Gesellschaft wurde auf Initiative des Konsuls Moritz von Bethmann und unter dem maßgeblichem finanziellen Engagement der Bankhäuser Gebrüder Bethmann (Frankfurt) und Bernus du Fay (Hanau) 1844 gegründet. Sie betrieb ab dem 10. September 1848 auf dem rechten Mainufer die ursprünglich 16,4 km lange Strecke, die durch den Ingenieur Johann Peter Wilhelm Zobel konzipiert worden war. (Der alte Hanauer Bahnhof in Frankfurt lag an der heute nach ihm benannten Zobelstraße). Von dort führte sie bis zum heutigen Haltepunkt Hanau West. Die Strecke bediente den Verkehr zwischen der aufstrebenden Industriestadt Hanau und dem für sie wichtigen Markt in Frankfurt. Auf dieser Route bestand seit dem 17. Jahrhundert ein regelmäßiger Verkehr mit einem Marktschiff auf dem Main, dessen Kurs nach Eröffnung der Bahn aufgegeben wurde.

Am 22. Juli 1854 wurde die Strecke durch die FHE um 8,9 km bis zur bayerischen Grenze verlängert und der anschließende Abschnitt der Ludwigs-West-Bahn bis Aschaffenburg durch die FHE von den Königlich Bayerischen Staats-Eisenbahnen gepachtet. Im Vorfeld des Baus kam es in Kurhessen 1852 zu einer Regierungskrise, weil der Kurfürst Friedrich Wilhelm (Hessen-Kassel) von der den Ausbau der Bahn in Richtung Aschaffenburg finanzierenden Bank Bernus du Fay ein Schmiergeld in Höhe von 100.000 Talern erwartete, bevor er die entsprechende Konzession unterzeichnete. Der leitende Minister, Ludwig Hassenpflug, bot daraufhin seinen Rücktritt an, der Kurfürst verweigerte ihm aber die Demission.[1]

Mit der Errichtung der Frankfurt-Bebraer Eisenbahn 1873 kreuzte diese die Linie der Frankfurt-Hanauer Eisenbahn in Hanau. An dieser Stelle wurde der Bahnhof Hanau Ost, heute Hanau Hauptbahnhof, errichtet.

Weiter führte die FHE ab dem 31. Januar 1859 den Betrieb der Städtischen Verbindungsbahn in Frankfurt am Main, der Verbindung zwischen dem Hanauer Bahnhof und den Frankfurter Westbahnhöfen.

Die Hessische Ludwigs-Eisenbahn-Gesellschaft (HLB) mit Sitz im Großherzogtum Hessen erkannte die Bedeutung der HLB für den Ausbau der Eisenbahnverbindungen im Rhein-Main-Gebiet, insbesondere in Richtung der Provinz Oberhessen, einer Exklave des Großherzogtums, vom Rhein-Main-Gebiet in Richtung Bayern und durch das Kinzigtal in Richtung Bebra. Sie bemühte sich daher ab 1862 um den Erwerb der FHE. Eine Fusion scheiterte jedoch am Einspruch des kurhessischen Staates. So übernahm die HLB nur die Betriebsführung der FHE für die Zeit vom 1. Januar 1863 bis zum 31. Dezember 1872. Nach der Annexion von Kurhessen im Preußisch-Österreichischen Krieg 1866 konnte die FHE schließlich 1872 in der HLB aufgehen.

Am 1. Februar 1897 wurde sie zusammen mit der HLB durch die Preußische Staatseisenbahn übernommen.

Am 1. April 1913 wurde die Strecke vom neuen Ostbahnhof mit der Deutschherrnbrücke über den Main nach Frankfurt Süd verlängert (2,38 km). Die neue Kilometrierung wies nun zwischen Frankfurt Süd und Hanau Ost (Hauptbahnhof) eine Streckenlänge von 19,880 km aus. 1961 wurde der elektrische Betrieb aufgenommen.

Strecke

Bahnsteige Frankfurt (Main) Ost, im Hintergrund ein Hochbunker aus dem Zweiten Weltkrieg

Die Streckenführung führt durch die Mainebene, ohne ernsthafte topografische Hindernisse und deswegen auch weitestgehend geradlinig. Nur zwei größere Bögen waren einzubauen: Einmal um die Kuranlage von Wilhelmsbad zu erreichen und einmal um bei Mainkur einem Bogen des Mains auszuweichen. Das einzig größere Brückenbauwerk ist die Kinzigbrücke beim heutigen Haltepunkt Hanau West.

Die Strecke beginnt im Bahnhof Frankfurt am Main Süd, den sie auf der Südseite verlässt. Über eine Rampe gewinnt sie zunächst die erforderliche Höhe, um die Gleise der Frankfurt-Bebraer-Eisenbahn zu überqueren, anschließend den Main auf der Deutschherrenbrücke und die Hanauer Landstraße.

Hanauer Bahnhof

Der ursprüngliche Hanauer Bahnhof in Frankfurt wurde 1913 durch den heutigen Ostbahnhof (Streckenkilometer 2,4) ersetzt. Gegenüber der Position des ursprünglichen Bahnhofs lag der neue Bahnhof weiter südöstlich, um die Auffahrtskurve auf die Deutschherrenbrücke zu ermöglichen. Im Ostbahnhof schließen die Städtische Verbindungsbahn Frankfurt am Main und die Städtische Hafenbahn an.

Bahnhof Mainkur

Empfangsgebäude Mainkur, Straßenseite

Bis zum Ende des Deutschen Krieges und der Annexion beider Staaten durch Preußen 1866 war der Bahnhof Mainkur (heute: Frankfurt-Mainkur) kurhessischer Grenzbahnhof an der Staatsgrenze zwischen Kurhessen und der Freien Stadt Frankfurt mit Zollabfertigung. Der Name leitet sich von einer ehemals dort befindlichen Ausflugswirtschaft ab. Funktional handelt es sich um den Bahnhof des Frankfurter Stadtteils Fechenheim. Die Hochbauten stammen aus den Jahren 1913 - 1918.[2]

Bischofsheim-Rumpenheim/Maintal West

Rumpenheimer Mainfähre, im Hintergrund das Rumpenheimer Schloss

Der Haltepunkt Rumpenheim wurde erst nachträglich eingerichtet und gehörte nicht zum ursprünglichen Bestand aus der Eröffnungszeit der Strecke. Er wurde später in Bischofsheim-Rumpenheim umbenannt. Bemerkenswert ist, dass der namensgebende Ort Rumpenheim – im Gegensatz zu seinem Bahnhof – südlich des Mains liegt und der Bahnhof nur über eine Fähre und eine längere Wegstrecke erreichbar ist. Rumpenheim ist heute nach Offenbach am Main eingemeindet. Grund dafür, den Bahnhof gleichwohl nach Rumpenheim zu benennen, war, dass Rumpenheim zum kurhessischen Staatsgebiet gehörte und sich dort ein Schloss befand, in dem die Landgrafen von Hessen-Rumpenheim, eine Nebenlinie des in Kurhessen regierenden Hauses, bis weit ins 20. Jahrhundert hinein residierte. Heute: Maintal West.

Hochstadt-Dörnigheim/Maintal Ost

Bahnhof Hanau-Wilhelmsbad, Bahnsteigseite

Der Bahnhof Hochstadt-Dörnigheim wurde erst nachträglich eingerichtet und gehörte nicht zum ursprünglichen Bestand aus der Eröffnungszeit der Strecke. Er hieß schon 1897 „Hochstadt-Dörnigheim“. Heute: Maintal Ost.

Bahnhof Wilhelmsbad

Bahnhof Hanau West

Das Empfangsgebäude des Haltepunktes Hanau Wilhelmsbad ist eines der ältesten erhalten gebliebenen in Hessen. Es stammt aus dem Jahr 1848. Architekt war Julius Eugen Ruhl. Es wird jetzt gastronomisch genutzt und kann heute zu dem baulichen Ensemble der benachbarten ehemaligen Kuranlage Wilhelmsbad aus dem späten 18. Jahrhundert gerechnet werden. (Heute: Hanau-Wilhelmsbad)

Hanau/Hanau West

Bahnanlagen und Empfangsgebäude des ursprünglichen Bahnhofs Hanau lagen im westlichen Bereich des heutigen Haltepunktes Hanau West, westlich der Philippsruher Allee. Mit Bau der Straßenunterführung in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde der heutige, die Straße überbrückende Haltepunkt geschaffen.[3] Im Zuge dieser Arbeiten wurde auch das ursprüngliche – wohl noch aus der Erbauungszeit und ebenfalls von Julius Eugen Ruhl stammende – Empfangsgebäude abgerissen.

Heutiger Stand

Containerbahnhof Frankfurt, im Hintergrund die Frankfurter Skyline

Die Strecke ist heute zweigleisig ausgebaut, elektrifiziert und wird für die Fernverbindung Frankfurt am Main–München genutzt. Es verkehrt dort heute Güter- und Personenverkehr, sowohl Fern- als auch Nahverkehr. Im Bereich des Bahnhofs Frankfurt Ost befindet sich – nach Abbruch des zentralen Frankfurter Güterbahnhofs – der größte Güterbahnhof Frankfurts, der auch einen Containerbahnhof einschließt.

Planungen

Die Stammstrecke der Frankfurt-Hanauer Eisenbahn entspricht der für die nordmainische S-Bahn vorgesehenen Trasse. Geplante Erneuerungen der Hochbauten sind deshalb bereits für vier Gleise ausgelegt.

Siehe dazu: Nordmainische S-Bahn

Literatur

  • Eisenbahn in Hessen. Kulturdenkmäler in Hessen. Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, hrsg. vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Theiss Verlag Stuttgart, 2005, 3 Bände im Schuber, 1.448 S., ISBN 3-8062-1917-6, Bd. 2.1, S. 119ff (Strecke 007).
  • Rüdiger Ham: Ludwig Hassenpflug: Staatsmann und Jurist zwischen Revolution und Reaktion. Eine politische Biographie = Studien zur Geschichtsforschung der Neuzeit 50. Hamburg 2007. ISBN 978-3-8300-2764-5
  • Reichsbahndirektion Frankfurt (Main): Führer über die Linien des Bezirks der Reichsbahndirektion Frankfurt (Main). Frankfurt 1926.

Einzelnachweise

  1. Ham, S. 385f mit weiteren Nachweisen.
  2. Eisenbahn in Hessen, S. 126.
  3. Reichsbahndirektion, Führer, S. 20, gibt an, dass vor dem Zweiten Weltkrieg geplant war, nicht die Straße tiefer, sondern die Bahn höher zu legen.

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