Hanhart

Hanhart
Stoppuhr von Hanhart

Hanhart ist ein schweizerisch-deutscher Uhrenhersteller, der Firmensitz befindet sich in Diessenhofen im Kanton Thurgau und in Gütenbach im Schwarzwald. Einen internationalen Namen machte sich der Hersteller mit hochpräzisen mechanischen Uhrwerken. Das am 31. Januar 2008 gegründete Unternehmen Hanhart AG mit Sitz am Gründungsort in Diessenhofen in der Schweiz ist für die ganzheitliche Führung der Marke und den globalen Vertrieb zuständig.

Inhaltsverzeichnis

Unternehmen

Hanhart ist auf die Fertigung von Stoppuhren und hochwertigen Chronographen spezialisiert. 1882 gründete der Schweizer Johann Adolf Hanhart in Diessenhofen, Kanton Thurgau, seine Uhrenmanufaktur und verlagerte sie nach 20 Jahren aufgrund von Mangel an Uhrmachern über die Grenze in die Uhrenhochburg Schwenningen in den Schwarzwald. Sein jüngster Sohn Wilhelm Julius Hanhart (*31. Oktober 1902 - †22. Oktober 1986) tritt 1920 mit 18 Jahren in den Betrieb ein. 1924 brachte Wilhelm Julius Hanhart die weltweit erste bezahlbare Stoppuhr auf den Markt, welche den teuren Schweizer Fabrikaten Paroli bieten sollte.[1] Der Erfolg dieser Uhr bildete die Grundlage für den Aufstieg der Firma. Ab 1926 wurde die Produktionspalette um Armband- und Taschenuhren erweitert.

Im Jahr 1932 starb Johann Adolf Hanhart. Die Neuausrichtung des Betriebes noch im gleichen Jahr, in deren Zentrum die Aufgabe des Einzelhandelsgeschäftes lag, wird für das Unternehmen zum Erfolg. Beschäftigte Hanhart zu diesem Zeitpunkt 30 Mitarbeiter, waren es 1939 bereits 200.[1] 1934 entstand als Erweiterung der heute noch bestehende Betrieb in Gütenbach im Schwarzwald. 1938 entwickelte Hanhart den Eindrücker-Chronographen Kaliber 40. Dessen originalgetreues Replika ist heute unter dem Namen Pioneer Mk I unter Uhrenliebhabern beliebt. Die im Jahr 1939 vorgestellte Fliegeruhr Tachy Tele wurde offiziell an Jagdflieger und Stuka-Flugzeugführer in der deutschen Luftwaffe ausgegeben und war aufgrund seiner Zuverlässigkeit und Präzision während des Zweiten Weltkriegs neben den Uhren des Herstellers Tutima auch bei Berufspiloten sehr beliebt. Neben diesen Fliegerchronographen wurde im selben Jahr mit der Produktion des Zweidrücker-Modells Kaliber 41 begonnen. Die Fliegeruhr wurde zum damaligen Hauptprodukt des Herstellers, der unter anderem auch Taschen-Chronographen für die Artillerie der Kriegsmarine produzierte. Damals fertigte die Firma unter anderem acht verschiedene Stoppuhren. Mit dem sogenannten Superschnellschwinger war die Messung von 1/100 Sekunden mit einer mechanischen Stoppuhr möglich. Doch die Uhrenproduktion musste bis Kriegsende zugunsten der Produktion von Zeitzündern für Torpedos eingeschränkt werden.

Nach der Demontage begann ab 1948 erneut die Produktion von Fliegeruhren. Zeitgleich wurde ein Chronograph speziell für Ärzte und Offiziere entwickelt. Hanhart war zunächst für die französische, ab 1955 mit leichten Veränderungen auch für die wiedergegründete deutsche Luftwaffe tätig. Auch die Bundesmarine wurde mit Präzisionsmessern beliefert. Hanhart war zum damaligen Zeitpunkt der einzige Uhrenlieferant der jungen Bundeswehr. Gleichzeitig entwickelte sich der Geschäftsbereich Stoppuhren in den 1950er Jahren zum Marktführer in Europa und der Präzisionsuhrenverkauf konnte auf weitere westeuropäische Luftwaffen ausgedehnt werden. Die Herstellung der Fliegeruhr und der Chronographen für Stabsoffiziere und Ärzte der Bundeswehr erfolgte bis 1962. Dem Ende dieser militärischen Produktionslinie folgt wenig später das Aus für Hanharts Armbanduhrgeschäft. Der weitere Ausbau des Stoppuhrensortiments setzte sich mit dem teilweisen Wegfall der Bundeswehraufträge in den 1960er Jahren fort. Bereits 1962 war Hanhart Marktführer für mechanische Stoppuhren.

Ab den 70er Jahren verdrängten elektronischen Zeitmesser die mechanischen Uhrwerke. Ein weiteres Arbeitsfeld lag daher bei Quarzuhren und -weckern. Als in den 1980er Jahren Japan den Markt mit Billigware überschwemmte, gerieten Qualitätsprodukte aus westlicher Produktion in den Hintergrund. Trotz dieser schwierigen Bedingungen gewann Hanhart 1985 den iF Design Award, einen Preis für gute Industrieform. Doch das Geschäft blieb rückläufig. 1992 musste das Familienunternehmen verkauft werden.[1]

Klaus Eble, der Schwiegersohn von Willy Hanhart, gelang es, die Marke mit einer konsequenten Firmenpolitik aus der Krise zu lenken und sich auf das Kerngeschäft, die Herstellung hochwertiger Uhren, zu konzentrieren.[1] Mit einer Neuauflage der in Fach- und Sammlerkreisen immer noch beliebten Armbandfliegeruhr von 1939 wurde 1997 begonnen. Außerdem bietet Hanhart Replikas seines Ein-Drücker-Chronographen an. Die nach den alten Vorbildern gefertigten Armbanduhren verfügen über eine Drehlünette. Die Drücker haben einen unterschiedlichen Abstand zur Krone und um versehentliches Rückstellen zu verhindern, ist der Drücker rot. Ebenfalls 1997 wurde die Verwaltung und Produktion in Gütenbach zusammengelegt.

Heute gehört Hanhart zu den letzten Uhrenmanufakturen, welche hochwertige Stoppuhren produziert. Jährlich verlassen rund 150.000 elektronische sowie 25.000 mechanische Stoppuhren die Ateliers in Gütenbach. Die Uhren werden bei Automobilrallyes, sportlichen Wettkämpfen sowie in der Labortechnik (Forschung/Photolabor) und zur Arbeitszeitaufnahme (REFA) eingesetzt. Hanhart liefert seine Produkte bei Bedarf auch kalibriert mit Zertifikat aus. Der Vertrieb erfolgt weltweit über autorisierte Juweliere und über den Industrie- und Sportfachhandel sowie durch firmeneigene Internetportale.

2008 nahm in der Schweiz die Hanhart AG mit Sitz am ursprünglichen Gründungsort in Diessenhofen (Kanton Thurgau) ihre Arbeit auf. Ziel dieser Investition war es, das Segment der hochwertigen Instrumentenuhren weiter aufzubauen und die Internationalisierung zu verstärken. Zur Uhren- und Schmuckmesse Baselworld 2009 wurde eine Kollektion vorgestellt, die auf traditioneller Uhrmacherkunst aufbaut und hochwertige schweizerisch-deutsche Fertigungstechniken einbringt. Der Name dieser Chronographen-Kollektion ist Primus, benannt nach dem 1938 auf dem Markt erschienenen Erfolgsmodell. Die neue Uhrenkollektion behielt das alte Erkennungszeichen, den roten Drücker. Die aktuelle Kollektion dieser hochwertigen Chronographen umfasst die Themengebiete Luft, Erde sowie Wasser (Pilot, Racer, Diver) und ist je nach Modell in Stahl, mit schwarzer ADLC-Beschichtung und in 18k Roségold erhältlich.

In der Kollektion Pioneer sind die Klassiker von Hanhart zusammengefasst, welche auf den historischen Hanhart-Fliegerchronographen der 1930er Jahre basieren. Sie enthält folgende Modelle: Pioneer Mk I, Pioneer Mk II und Pioneer TachyTele. Zur Baselworld 2011 präsentierte Hanhart in dieser Kollektion die Modelle Pioneer MonoControl, Pioneer TwinControl und als Spitzenmodell die Pioneer TwinDicator. Das Unternehmen wird seit 2010 von Thomas Morf als CEO geführt.

Quellen

  • NA-Presseportal „Hanhart lanciert die exklusive Chronographen-Kollektion Primus“, 5. Februar 2009

Literatur

  • Schmid, Hans Heinrich: Lexikon der Deutschen Uhrenindustrie 1850 - 1980. Villingen-Schwenningen: Förderkreis Lebendiges Uhrenindustriemuseum e.V., 2005, ISBN 3-927987-91-3.

Einzelnachweise

  1. a b c d Florian Langenscheidt: Deutsche Standards: Marken des Jahrhunderts. Gabler Verlag, Wiesbaden 2006. ISBN 3834904368. S. 120.

Weblinks


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