Hans Christoph Kaergel

Hans Christoph Kaergel

Hans Christoph Kaergel (* 6. Februar 1889 in Striegau zu Schlesien; † 24. April[1] oder 9. Mai 1946[2] in Breslau) war Leiter der Landeskulturkammer Niederschlesiens und Mitglied des Bamberger Dichterkreises.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Der Sohn eines Lehrers verbrachte seine Kindheit in Sophienau und Fellhammer in Schlesien. Er besuchte die Präparandenschule in Schmiedeberg. Von 1910 bis 1921 bekleidete Kaergel die Stelle eines Volksschullehrers in Weißwasser (Oberlausitz).

1919 erschien sein erster Roman „Des Heilands zweites Gesicht“.

1920 wandte Kaergel sich gegen eine Trennung Oberschlesiens vom Deutschen Reich. 1921 wurde er als Organisator und Leiter des sächsischen Bühnenvolksbundes nach Dresden berufen. Dieses Amt, das mit einem regelmäßigen Einkommen verbunden war, ermöglichte ihm den Schuldienst zu verlassen.

1923 lernte er in Dresden Heinrich Zerkaulen kennen. Wahrscheinlich in dessen Auftrag unternahm er 1925 eine Vortragsreise nach Amerika und widmete sich „dem großen Liebes- und Propagandawerk des Vereins für das Deutschtum im Ausland – so Zerkaulen. Seit 1926 lässt sich Kaergel als freier Schriftsteller in Dresden nachweisen. 1936 kehrte er nach Schlesien zurück, wo er in seinem Haus „Hockewanzel“ im Ort Hain wohnte. Das Haus war nach dem 1934 entstandenen Drama Hockewanzel benannt, ein Werk über eine „wurzelechte Führerpersönlichkeit“ im Kampf gegen „fanatische tschechische Elemente“, so ein zeitgenössischer Werbetext.[2] In Hain verfasste er Heimaterzählungen, Romane, Hörspiele und Werke über andere schlesische Dichter wie Hermann Stehr und Kurt Arnold Findeisen.

1934 erhielt Kaergel den sächsischen Staatspreis für Literatur, obwohl er auf der Liste der verbotenen Bücher stand; dies sei „aber vermutlich nicht auf antifaschistische Inhalte, sondern vielmehr auf die Unstimmigkeit innerhalb der damaligen Literaturpolitik zurückzuführen.“[3] Im gleichen Jahr erschien seine Hitlerbiografie Volkskanzler, in der er Adolf Hitler zum einfachen Mann aus dem Volk stilisierte, ohne sich mit den Zielen des Nationalsozialismus auseinanderzusetzen. Goebbels forderte 1939 die Literaturkritik auf, die Dichter der Ostmark und des Sudetenlandes stärker zu würdigen und empfahl zur Besprechung ausdrücklich Kaergels Buch „Ein Sudetendeutscher ergibt sich nicht“.

Nachdem 1942 Schlesien verwaltungsmäßig in Ober- und Niederschlesien geteilt worden war, ernannte Goebbels Kaergel zum Leiter der Landeskulturkammer Niederschlesiens. Nach Kriegsende wurde Kaergel, der nicht aus Schlesien fliehen wollte, verhaftet und starb – nach Angaben des früheren Landesleiters der Reichsschrifttumskammer für Hessen-Nassau, Wilhelm Meridies – an Hungertyphus in einem Gefängnis in Breslau.[1]

Werk

Kaergel sah sich selbst als „schollenverbundener Blut-und-Boden-Dichter“[4] und betonte unter Verweis auf seine Herkunft aus einer Müllerfamilie seine Zugehörigkeit zur bäuerlichen Welt Schlesiens. Sein Werk zeigt eine Entwicklung beginnend bei Heimatromantik und Gottessuche hin zu dem eines überzeugten Nationalsozialisten, für den Hitlerverehrung, Forderungen nach Rückgliederung deutscher Grenzgebiete sowie Rechtfertigung und Verherrlichung des Krieges kennzeichnend sind.[5] Für die von Karl Hans Bühner herausgegebene Anthologie Dem Führer. Gedichte für Adolf Hitler steuerte Kaergel folgende Verse bei:

Denn fragt uns einer, wo der Führer steht,
so zeigt ein jeder auf das eigne Herz:
Hier steht er eingewurzelt in das Blut,
hier muß er stehn und weiter wandern gehn,
durch unser Blut Geschlecht nun zu Geschlecht![2]

Nach Kriegsende wurden viele Werke Kaergels in der Sowjetischen Besatzungszone und in Deutschen Demokratischen Republik auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.[6][7][8]

Literatur

  • Martina Bickenbach: Hans Christoph Kaergel. In: Wulf Segebrecht (Hrsg.): Der Bamberger Dichterkreis 1936-1943. Peter Lang, Frankfurt am Main 1987, ISBN 3-8204-0104-0, S. 179-185.
  • Deutsches Literatur-Lexikon (DLL), begründet durch Wilhelm Kosch, 1971 Francke Verlag Bern und München

Einzelnachweise

  1. a b Bickenbach, Kaergel, S. 185.
  2. a b c Zitiert bei Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-10-039326-5, S. 290.
  3. Bickenbach, Kaergel, S. 180.
  4. Bezugnehmend auf einen Brief an Will Vesper: Bickenbach, Kaergel, S. 179.
  5. Diese Einschätzung bei Bickenbach, Kaergel, S. 180.
  6. http://www.polunbi.de/bibliothek/1946-nslit-k.html
  7. http://www.polunbi.de/bibliothek/1948-nslit-k.html
  8. http://www.polunbi.de/bibliothek/1953-nslit-k.html

Weblinks


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