- Alleinstehender
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Als Alleinstehende(r) oder umgangssprachlich (als Anglizismus Single) wird eine erwachsene Person bezeichnet, die ohne feste soziale Bindung an eine Partnerin oder einen Partner sowie ohne minderjährige Kinder im Haushalt lebt. Nach dieser Definition sind Alleinerziehende keine Singles. „Alleinstehender“ ist ein statistischer Begriff für Einpersonen-Haushalte, das Attribut „ledig“ eine amtliche Bezeichnung für Personen, die nie verheiratet waren, „Junggeselle“ eine umgangssprachliche Bezeichnung für denselben Sachverhalt.
Inhaltsverzeichnis
Zur Geschichte der Alleinstehenden
Alleinstehende sind kein modernes Phänomen und in vielen Kulturen waren bestimmte soziale Rollen nur für Alleinstehende vorgesehen, z.B. Schamane in Nordasien oder Wandermönche im Kaiserreich China. Nach dem Verbot der Priesterehe war in Europa auch der geistliche Stand als sog. Weltpfarrer nur alleinstehenden Männern möglich.
Alleinstehende werden seit langem als besondere Zielgruppe für die Werbung angesehen. Die Beispiele reichen bis ins 18. Jahrhundert zurück. So warb etwa in der Times im Jahr 1800 ein Erfinder für seinen Tischwasserkocher und wandte sich damit explizit an Singles: „Single Ladies or Gentlemen, living in Apartments...”[1]
Früher gab es in vielen Gesellschaften Dresscodes: bindungswillige Männer und Frauen trugen bestimmte Kleidungsaccessoires, um zu signalisieren, dass sie auf Partnersuche waren.
- So trugen im Schwarzwald ledige Frauen einen Bollenhut (auch Schwarzwald-Hut genannt) mit roten Kugeln, verheiratete Frauen einen mit schwarzen Kugeln.
- In manchen Gegenden haben unverheiratete Frauen ihr Dirndlkleid mit Schleife auf der linken Seite und verheiratete auf der rechten.[2] Diese Traditionen sind weitestgehend in Vergessenheit geraten oder mit der heutigen Mode unvereinbar. In Berlin sieht man gelegentlich alleinerziehende Mütter mit grüner Schleife am Kinderwagen – als Signal, dass sie partnersuchende Singles sind.[3]
Statistiken
Lebensformen in der Bevölkerung, Deutschland 2010[4] Lebensform Anteil in Prozent Ehepaare 44 Lebensgemeinschaften 8 Alleinstehende (Single) 43 Alleinerziehende 6 Statistisch sind die Begrifflichkeiten nicht eindeutig. Häufig werden unter Singles Ein-Personen-Haushalte verstanden. Diese können aber durchaus in einer Partnerbeziehung, gar Ehe mit getrennten Wohnungen leben. Das Statistische Bundesamt hat 2001 in seinem Mikrozensus ermittelt, dass 17 % der Menschen in Ein-Personen-Haushalten lebten. Wohngemeinschaften wurden in diesem Mikrozensus als mehrere Ein-Personen-Haushalte erfasst. Nach dem Mikrozensus 2005 des Statistischen Bundesamtes leben 26 Prozent aller deutschen Frauen ohne Partner (im Vergleich zu 18 Prozent der Männer): 8,651 Millionen alleinstehende und 2,236 Millionen alleinerziehende Frauen.[5]
In der Schweiz leben (nach Zahlen aus dem Jahr 2005) 15 % der Menschen in Ein-Personen-Haushalten. Der Anteil der Ein-Personen-Haushalte hat sich hier von 14 % im Jahr 1960 auf 36 % im Jahr 2005 erhöht (in den Städten sogar auf mehr als 50 %).
In den Vereinigten Staaten gibt es mittlerweile mehr Singles als verheiratete Paare.[6][5]
Immer wieder kursieren Statistiken, nach denen das Singledasein ungesünder sein könnte als das Leben in Ehen oder ehe-ähnlichen Gemeinschaften. Eine Untersuchung zeigte in Dänemark, wo verlässliche und ausführliche Gesundheitsregister vorliegen, dass alleinstehende Ältere überdurchschnittlich oft an koronarer Herzkrankheit sterben.
Kultur
Die Singlethematik wird kulturell reflektiert in literarischen oder filmischen Werken wie Sex and the city, Singles – Gemeinsam einsam oder Shoppen.
Literatur
- Irene Herzberg: Kleine Singles. Lebenswelten von Schulkindern, die ihre Freizeit häufig allein verbringen. Juventa, Weinheim 2001, ISBN 3-7799-0223-0.
- Stefan Hradil: Der Single, in: Stephan Moebius und Markus Schroer: Diven, Hacker, Spekulanten. Sozialfiguren der Gegenwart, Berlin: Suhrkamp, 2010, S. 343-352.
Einzelnachweise
- ↑ The Times, 29. Mai 1800, S. 2
- ↑ Dirndl Schürze - mit Dirndlschürze und Schleife wird das Dirndl perfekt. Dirndl-und-lederhosen.de. Abgerufen am 21. September 2010.
- ↑ zeit.de vom 18. Juni 2010
- ↑ Tagesspiegel, Mittwoch, 12. Oktober 2011, Seite 20. Quelle: Statistisches Bundesamt
- ↑ a b Abendblatt:Keine Lust mehr auf die Ehe ?
- ↑ Matthias Hohensee: Richard Florida im Interview – „Intolerante Orte sterben“, wiwo.de, 20. Februar 2007
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