Wasserkocher

Wasserkocher
Wasserkocher gestaltet von Peter Behrens, 1909
Moderner Wasserkocher

Wasserkocher sind (elektrische) Küchengeräte, mit denen sich Wasser besonders schnell erhitzen lässt. Sie besitzen entweder ein Heizelement nach dem Prinzip des Tauchsieders oder eine beheizte Bodenplatte des Kochgefäßes.

Wasserkocher haben häufig die früher zur Wassererwärmung üblichen Pfeifkessel und Tauchsieder abgelöst.

Der erste elektrische Wasserkocher wurde 1893 auf der Weltausstellung in Chicago gezeigt. Es gab aber lange vorher schon Tischkocher für Menschen ohne Zugang zu einer Küche mit einem Herd.

Moderne Wasserkocher bestehen aus zwei Teilen: einem Kochgefäß aus Kunststoff oder Metall mit einer Heizung und einem separaten Aufheizsockel mit Kabel für die Stromversorgung. Dadurch kann das Kochgefäß leicht vom Stromkreis getrennt und frei bewegt werden.

Inhaltsverzeichnis

Aufbau und Funktion

Das Kochgefäß besitzt bei modernen Geräten außer dem Heizelement einen Temperaturschalter, der anhand eines Bimetalls das Gerät automatisch ausschaltet. Er ist zusammen mit einem gekoppelten Ein/Aus-Schalter im Gehäuse des Kochgefäßes untergebracht. Der Temperaturschalter schaltet ab, wenn sich sein Bimetall durch den Dampf auf etwa 90 °C erhitzt hat. Für ein korrektes Funktionieren der Abschaltung muss der Deckel unbedingt geschlossen sein, da der entstehende Dampf ansonsten entweicht und den Temperaturschalter nicht erreicht.

Die elektrische Verbindung zum Sockel ist bei vielen Geräten in Form einer drehbaren (konzentrischen) Steckverbindung ausgeführt. Diese enthält einen Fühlstift, der, wenn das Kochgefäß vor Erreichen des Siedens abgenommen wird, die automatische Abschaltung auslöst. Dadurch wird vermieden, dass das Abstellen auf dem Sockel zu einer unbeabsichtigten weiteren Aufheizung des nun möglicherweise leeren Kochgefäßes führt.

Heute verwendete Wasserkocher besitzen eine unabhängig von der Abschaltautomatik arbeitende Temperatursicherung. Diese arbeitet bei modernen Geräten ebenfalls auf die Abschalteinrichtung. Wasserkocher sollten dennoch nicht unbeaufsichtigt oder leer betrieben werden.

Bauformen

Man unterscheidet zwischen Wasserkocher mit verdecktem und freiliegendem Edelstahlheizelement.

  • Freiliegendes Heizelement: (Heizspirale) ermöglicht eine kompakte Geräte-Bauform; da die Heizspirale völlig von Wasser bedeckt sein muss, können kleine Wassermengen nicht erhitzt werden. Geringe Geräuschentwicklung hörbares Siedegeräusch erst gegen Ende des Aufheizvorgangs, Kalk lagert sich überwiegend fest an der Heizspirale an, einfache Reinigung mittels Entkalker.
  • Verdecktes Heizelement: (Edelstahlheizboden) optisch ansprechendes Geräteinneres, durch vom Heizboden während des gesamten Erwärmungsvorgangs aufsteigende Siedeblasen erhebliche Lärmentwicklung, Neigung zum Bilden von kleinen Kalkflocken im erhitzten Wasser (werden vom Heizboden abgesprengt), einfache Reinigung mittels Entkalker.

Leistung und Effizienz

Haushaltsübliche Wasserkocher haben eine Füllmenge von ein bis zwei Litern und eine Heizleistung von 600 bis 3000 Watt. Die leistungsstärksten Geräte können einen Liter Wasser in etwa zwei Minuten bis zum Siedepunkt erhitzen.

Wasserkocher erwärmen Wasser ebenso effizient wie Tauchsieder, moderne Modelle schalten jedoch automatisch ab und sind daher sogar sparsamer und vor allem sicherer als Tauchsieder.

Tauchsieder und Wasserkocher erwärmen Wasser effizienter als elektrische Kochplatten. Das liegt daran, dass die Energie direkt an das Wasser abgeben wird, und nicht zunächst Herdplatte und Topf durchqueren muss. Die Erwärmung von Wasser mit elektrischer Energie ist wesentlich teurer als z. B. auf einem Gasherd, was jedoch bei den üblichen kleinen Mengen für Kaffee und Tee keine große Rolle spielt.

Gesundheitsaspekte und Sicherheit

Die meisten Wasserkocher sind unter Gesundheitsaspekten unbedenklich. Einige Wasserkocher können jedoch Nickel oder hormonell wirksame Substanzen (Bisphenol A) an das Wasser abgeben, besonders wenn das Wasser längere Zeit im Gerät verbleibt.[1]. Es gibt Geräte, die das Wasser einige Minuten sieden lassen; dadurch kann Leitungswasser für einen besseren Geschmack entchlort werden.

Eine Verbrühung mit kochendem Wasser kann zu großflächigen Verbrennungen zweiten Grades führen. Als Erste Hilfe ist die sofortige, direkte und ausdauernde Kühlung durch fließendes, kaltes Wasser für wenigstens 10–15 Minuten zu empfehlen[2]. Danach sollte die Brandwunde steril bedeckt werden[2]. Bei großflächigen Verbrühungen sollte ein Notruf abgesetzt werden.[2]

Zur Unfallvermeidung ist darauf zu achten, dass der Wasserkocher für Kinder unzugänglich ist. Das Stromkabel darf nicht herunter hängen. Der Wasserkocher darf nur mit der angegeben Höchstmenge an Wasser betrieben werden, um ein Überkochen zu vermeiden. Der Deckel muss beim Erhitzen geschlossen sein, da sonst die Temperatursicherung nicht zuverlässig funktioniert. Wasserkocher sollten nur aufrecht bewegt werden. Beim Ausgießen des Wassers sollte die Kanne nicht zu stark gekippt werden, um ein Überlaufen am Deckel und damit ein Verspritzen zu verhindern.

Weitere Bauformen

Elektrische Kanne

Ein japanischer Wasserkocher

Eine in Europa nahezu unbekannte Sonderform des Wasserkochers stellt die aus Japan stammende „elektrische Kanne“ (電気ポット denki potto) dar. Dabei handelt es sich um einen Wasserkocher, der ständig auf eine vorher bestimmte Temperatur erhitztes Wasser bereithält. Die Heizleistung liegt bei solchen Modellen meist niedriger als bei europäischen, dafür benötigt er aber eine Warmhalteleistung von ca. 50 Watt. Der Verbrauch pro Tag ähnelt daher einem europäischen Wasserkocher, der eine halbe Stunde pro Tag benutzt wird. Bei dieser Sorte von Wasserkochern muss das Gerät zum Ausgießen nicht angehoben werden, sondern eine Pumpe wird durch Knopfdruck aktiviert, die das heiße Wasser durch einen Auslass heraus befördert.

Ähnlich arbeiten elektrische Samoware, die in Russland und in der Türkei üblich sind. Sie besitzen jedoch nur einen Hahn zur Wasserentnahme.

Kochendwassergerät

Fest installiertes, druckloses Kochendwassergerät mit maximal 5 Liter Wasserfüllvolumen

Eine weitere Bauform sind sogenannte Kochendwassergeräte. Hierbei handelt es sich um fest installierte Behälter mit rund 5 Liter Fassungsvermögen, die in der Lage sind, das Wasser bis zum Siedepunkt zu erhitzen. Das Gerät wird üblicherweise direkt über dem Spülbecken angebracht und an die Wasserleitung angeschlossen. Zunächst wird über einen Zulaufhahn die benötigte Wassermenge aus der Wasserleitung in das Gefäß eingelassen, sodann das Gerät eingeschaltet. Nach wenigen Minuten hat das Wasser die gewünschte Temperatur erreicht und kann über den Ablaufhahn in ein daruntergestelltes Gefäß oder Spülbecken gezapft werden. Kochendwassergeräte sind wegen ihrer festen Installation teurer und nicht so flexibel einsetzbar wie mobile Wasserkocher, dafür bergen sie aber - insbesondere für Kinder[3] - eine geringere Unfallgefahr, da sie nicht heruntergerissen oder umgekippt werden können. Durch die heute übliche zentrale Warmwasserversorgung werden sie nur noch selten eingebaut. Sinnvoll sind sie aber weiterhin in Teeküchen u. ä., wo regelmäßig größere Mengen kochenden Wassers benötigt werden.

Lloyd’s patentierter Tischwasserkocher von 1800

Die Times druckte in ihrer Ausgabe vom 29. Mai 1800 auf Seite 2 eine Werbung für einen Wasserkocher ab, die sich an allein stehende Menschen in Untermiete (also ohne eigene Küche) wandte:

„Alleinstehende Damen oder Herren, die Sie in Apartments wohnen, zum Frühstück oder zur Teestunde, nach dem Abendessen, zu jeder Stunde des Tages oder der Nacht steht von einem Quart bis zu einer Gallone kochendes Wasser zur Verfügung, alle zehn Minuten, für weniger als einen Penny an Kosten, über LLOYD’s PATENTIERTEN TISCHWASSERKOCHER, der für Krankenzimmer als wahrlich unverzichtbar erklärt wurde. Zu beziehen nur über den Erfinder und Patenthalter, Nr. 178, Strand, zwei Türen westlich von Norfolk Street, wo er im tatsächlichen Einsatz zu sehen ist.“

Wie der Wasserkocher aussah und funktionierte, wurde hier nicht beschrieben – sicherlich nicht elektrisch.

Einzelnachweise

  1. Stiftung Ökotest Wasserkocher Kurzfassung (2008)
  2. a b c Deutsches Rotes Kreuz: Der kleine Lebensretter - Verbrennungen, abgerufen am 5. Mai 2010
  3. Pressemitteilung der Bundesarbeitsgemeinschaft Mehr Sicherheit für Kinder e. V.: Achtung Wasserkocher: Babys sind besonders gefährdet

Siehe auch

Wiktionary Wiktionary: Wasserkocher – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen


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