Hattifnatten

Hattifnatten

Die Mumins sind von der finnlandschwedischen Schriftstellerin Tove Jansson erfundene, nilpferdartige Trollwesen. Die Mumins leben im idyllischen Mumintal irgendwo in Finnland. Unter Trollen versteht man sowohl winzigkleine als auch riesengroße Fabelwesen. Die Mumins und die Snorks haben eine geschätzte Körpergröße von 50 cm, sie haben einen kurzen Pelz, einen buschigen Schwanz und sind gute Schwimmer und Taucher sowie auch Bootslenker.

Die ursprünglichen Mumin-Geschichten – Bücher, Bilderbücher und Comics – erlebten zahlreiche Adaptionen, etwa in Zeichentrickfilm- und Puppenspiel-Serien und in Hörspielen. Die Mumin-Bücher erfreuen sich dank der liebenswerten und humorvollen Charaktere weltweit großer Popularität, wurden in mehr als 30 Sprachen übersetzt und sichern Tove Jansson einen Platz unter den bekanntesten skandinavischen Schriftstellern.


Inhaltsverzeichnis

Muminwerke

Bücher

Tove Jansson schrieb und illustrierte zwischen 1945 und 1970 neun Mumin-Bücher:

  1. „Mumins lange Reise“ („Småtrollen och den stora översvämningen“, 1945)
  2. Komet im Mumintal“ („Kometen kommer“, 1946)
  3. „Die Mumins. Eine drollige Gesellschaft“ („Trollkarlens hatt“, 1948)
  4. „Muminvaters wildbewegte Jugend“ („Muminpappans memoarer“, 1950)
  5. „Sturm im Mumintal“ („Farlig midsommar“, 1954)
  6. „Winter im Mumintal“ („Trollvinter“, 1957)
  7. „Geschichten aus dem Mumintal“ („Det osynliga barnet“, 1963)
  8. „Mumins wundersame Inselabenteuer“ („Pappan och havet“, 1965)
  9. „Herbst im Mumintal“ („Sent i november“, 1970)

Die ersten fünf hiervon können als Kinderbücher gelten; fröhliche Abenteuer-Motive bestimmen die Handlungen. Ein häufiges Motiv ist das Überstehen äußerer Bedrohungen. Der tolerante Umgang der Figuren miteinander ist dabei auch für Erwachsene relevant. Mit dem sechsten Band wendet sich die Reihe ins psychologisch beobachtende Drama, wobei die Handlung mehr und mehr ins Innere der Figuren verlegt wird. Themen sind nun innere Zwänge, Einsamkeit und das Altern. Das siebte Buch fällt formal aus dem Rahmen, da es keine durchgängige Handlung bietet, sondern aus kurzen, in sich abgeschlossenen Erzählungen besteht – eine Form, die für die nachfolgenden Erwachsenenbücher von Tove Jansson prägend werden sollte.

Parallel zu dieser literarischen verläuft die illustratorische Entwicklung: sind die Zeichnungen für die ersten Bände noch durch Aquarellflächen gekennzeichnet, herrscht in den mittleren Büchern ein Schwarzweiß-Stil vor, der einerseits durch geschlossene Linien, andererseits eine an Edward Gorey erinnernde Schraffurtechnik geprägt ist. In den letzten drei Büchern gibt der Zeichenstrich seine Geschlossenheit auf und wird immer flüchtiger und skizzenhafter.

Im deutschen Sprachraum wurden die Muminbücher ab den 1950er-Jahren bekannt. Die Erscheinungsreihenfolge deckte sich dabei nicht mit der der Originale. Außerdem wurden die Titel nicht übersetzt, sondern völlig verändert; so erhielt die Reihe eine äußerliche Serienhaftigkeit, die sie im Original eigentlich nicht hat.

Aktuell sind sämtliche Muminbücher im Arena-Verlag erhältlich.

Bilderbücher

Neben den romanartigen Muminbüchern veröffentlichte Tove Jansson auch vier Bilderbücher:

  1. „Mumin, wie geht's weiter?“ („Hur gick det sen?“, 1952)
  2. „Wer soll den Lillan trösten?“ („Vem ska trösta Knyttet?“, 1960)
  3. „Die gefährliche Reise“ („Den farliga Resan“, 1977)
  4. „Der Schurke im Muminhaus“ („Skurken i Muminhuset“, 1980)

Dabei legen die ersten drei Bücher den Schwerpunkt auf die grafische Ausgestaltung (das erste integriert sogar verschieden geformte Aussparungen in die Konzeption der Seiten), während das vierte ein Fotoband ist, der in einem großen Muminhaus-Modell spielt.

Comics

Zwischen 1954 und 1957 zeichnete Tove Jansson einen in täglichen 3-Bild-Streifen erscheinenden Mumincomic für die englische Zeitung Evening News. Die Motive entnahm sie zum Teil verändert ihren Muminbüchern – wobei etliche Motive auch erst in späteren Büchern auftreten –, zum Teil der aktuellen Realwelt. Außerdem steht das unterhaltende Element klar im Vordergrund. Dies führt dazu, dass die Comics nicht mit dem Kosmos der Muminbücher in völligem Einklang stehen.

Die wachsende Belastung durch das Comiczeichnen auf Termin veranlasste Tove Jansson, die Serie nach 21 Episoden an ihren Bruder Lars abzugeben, der sie noch bis zur 73. Folge (1975) weiterführte.

Mumincomics erschienen in den 1950er- und 1960er-Jahren in vielen Tageszeitungen des deutschen Sprachraums, später auch in Jugendzeitschriften („Rasselbande“, „Flohkiste“) und Illustrierten. Anfang der 80er Jahre brachte der Bastei-Verlag eine Heftreihe heraus, in der die Comics jedoch teilweise gekürzt und textlich verändert wurden.

Eine neue Gesamtausgabe in englischer Sprache wurde 2006 bei Drawn and Quarterly begonnen. Eine deutsche Ausgabe dieser Edition wurde 2008 bei Reprodukt angefangen.

In Finnland wurden seit den 1990er-Jahren neue Mumincomics von anderen Zeichnern gestaltet, die aber zumeist auf Motive aus den Muminbüchern zurückgehen.

Figuren

Folgende Wesen bevölkern den Mumin-Kosmos:

  • Mumin: kindlich-sehnsüchtig und phantasievoll
  • Muminpapa: mit Zylinder, sowohl bürgerlich-gesetzt als auch lausbübisch-abenteuerlustig
  • Muminmama: mit Schürze und Handtasche, unerschütterlich liebend und tolerant
  • Schnüferl/Sniff: naiv und tollpatschig, ängstlich aber auch neugierig
  • Snorkfräulein: Mumins Freundin und Bewunderin. Ihr Verhältnis ist nicht immer eindeutig: Sie verliebt sich manchmal in andere, wendet sich aber immer wieder Mumin zu, bevor es zu ernst wird; Eifersucht ist ihr aber nicht fremd.
  • Snork, der Bruder des Snorkfräuleins: Er ist Erfinder, meist von Luftschiffen, nimmt sich aus diesem Grund oft wichtig, ist ungeduldig und organisiert mit Leidenschaft.
  • Kleine My/Klein Mü: kleinste und jüngste Tochter der Mymla, deren Geburt im Buch "Muminvaters wildbewegte Jugend" erwähnt wird. Ihr Wesen ist das eines sympathischen Dickköpfchens, das zwar immer in guter Gesellschaft zu den anderen Mumin-Charakteren lebt, jedoch stets durch kleine Streiche und freche Sprüche auffällt. Dabei durchschaut sie ihr Gegenüber meist schneller, als es diesem recht ist.
  • Mymla: die große Schwester der Kleinen My, auch "Tochter der Mymla" genannt. Die Mutter der beiden taucht in den Geschichten nie direkt auf.
  • Schnupferich/Schnüffel/Snufkin/Mumrik: ist eine Art Pfadfinder und hat etwas geheimnisvolles an sich. Er ist eine wichtige Figur in den Mumin-Abenteuern. In "Komet im Mumintal" treffen ihn Mumin und Schnüferl zum ersten Mal. Bekannt ist er durch seinen spitzen Hut, der ihm ein Gandalf-ähnliches Aussehen verleiht.
  • Filifjonka: eine ängstliche Frau, die alleine in einem perfekt gepflegtem Haus wohnt, eigentlich aber Gesellschaft und Chaos sucht. Vermutlich wurde sie durch frühere Erlebnisse traumatisiert.
  • Herr Hemul: einst Briefmarkensammler, jetzt Botaniker. Ähnlich wie die Snorks und Mumins hat er etwas Nilpferdartiges. Es gibt neben ihm im Mumintal auch einen Hemul-Inspektor, der die Kleidung eines Bobby trägt, aber Hemule sind auch in anderen Gegenden anzutreffen. Was immer sie machen, machen sie mit einer Hingabe und einer Gewissenhaftigkeit, die an Fanatismus grenzt.
  • Hattifnatten: kleine, gespensterartige, spargel-ähnliche Wesen, die in großen Mengen auftauchen, wo Unheil droht, z. B. ein großes Gewitter. Sie absorbieren die elektrische Ladung von Blitzen und können diese bei Berührung wieder abgeben. Hattifnatten sind stumm und verständigen sich untereinander durch Gesten.
  • Bisam: ein Philosoph, der von der Sinnlosigkeit der Dinge ausgeht und Oswald Spengler liest. Er taucht in „Komet in Mumintal“ sowie in „Eine drollige Gesellschaft“ auf und lebt bei den Mumins im Haus.
  • Morra: ein kaltes und einsames Wesen; lässt frieren, was sie berührt

Weiterverabeitungen des Mumin-Stoffs

Verfilmungen

Die Geschichten der Mumins wurden mehrfach verfilmt. Neben den Aufzeichnungen der Augsburger Puppenkiste ist die polnisch-österreichische Puppenanimations-Reihe vom Anfang der 1980er Jahre sehr bekannt; in der deutschen Fassung wurden sämtliche Figuren von Hans Clarin synchronisiert. Die ungekürzte Fassung ist auf 7 DVDs erhältlich.

In den Jahren 1969 bis 1972 wurden 2 Animeserien mit 65 und 52 Folgen gedreht, die jedoch von Tove Jansson nicht gemocht wurden, da sie die Aussage der Ursprungsserie nicht originalgetreu umsetzten. In den Jahren 1990 bis 1992 wurden 2 weitere Animeserien (78 und 26 Folgen) inklusive eines kurzen Kinofilmes („Komet im Muminland“), der mit 2 anderen Filmen zusammen gezeigt wurde. Diese Version fand ebenfalls nicht das Wohlwollen von Tove Jansson.

Marketing

Seit 1987 gibt es in Tampere ein Mumin-Museum. Ein Mumin-Freizeitpark befindet sich in Naantali. Viele finnische Kinder wachsen bereits in einer Muminwelt auf: die Geschöpfe aus Janssons Geschichten schmücken beträchtliche Teile finnischer Kinderprodukte. Die finnische Design-Firma Arabia hat die Geschirrgarnitur mit Muminmotiven zum Exportschlager gemacht. Die finnische Post gibt alle paar Jahre Mumin-Briefmarken heraus.

Musik

Die schwedische Folkrock/Prog Band Ritual verarbeiten den Stoff frei auf ihrem Album The Hemulic Voluntary Band. Die „hemulische Freiwilligenkapelle“ aus der Muminwelt wird im Titellied sowie in den Liedern A Dangerous Journey und Seasong For The Moominpappa thematisiert.

Die Israelische Komponistin Chaya Czernowin greift in ihrem Werk Pilgerfahrten für Sprecher, Knabenchor und Instrumentalensemble den Mumin-Stoff auf und verbindet ihn mit Texten des Dichters Stefan George.

In Russland benannte sich die Rockband Mumij Troll nach der bekanntesten Figur von Tove Jansson.

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