- Haupttreuhandstelle Ost
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Die Haupttreuhandstelle Ost (HTO) war eine Behörde zur Erfassung, Verwaltung und Verwertung des Vermögens des polnischen Staates und seiner Bürger während der Deutschen Besetzung Polens 1939–1945.
Inhaltsverzeichnis
Organisation
Die Hauttreuhandstelle Ost wurde am 19. Oktober 1939 von Hermann Göring als Dienststelle des Vierjahresplans gegründet. Während des Krieges unterstand die Behörde Max Winkler. Ihre Aufgabe war die ökonomische „Germanisierung“ Polens, außerdem die Regelung des Geld- und Kreditwesens. Chefjurist in der Abteilung VI war der spätere Präsident des Bundesverfassungsgerichts Hermann Höpker-Aschoff.
Die Haupttreuhandstelle Ost verfügte über Nebenstellen in Gotenhafen (Gdynia), Zichenau (Ciechanów), Posen (Poznań), Litzmannstadt (Lódz) und Kattowitz (Katowice).
Tätigkeit
Die Treuhandstelle veranlasste im Generalgouvernement die „Beschlagnahme des Grund und Bodens des ehemals polnischen Staates, der ausgewiesenen polnischen Intelligenz und aller wegen Feindseligkeiten erschossenen oder ausgewiesenen Polen.” [1] Ein „Nahplan” des Chefs der Sicherheitspolizei und des SD vom Dezember 1939 sah vor, 600.000 Juden zu vertreiben und ihr Vermögen einschließlich des Wohnungsmobiliars „im Einvernehmen mit den Treuhandstellen” zu beschlagnahmen und zu verwerten.[2]
Im August 1940 erließ der Leiter der Haupttreuhandstelle Ost eine Verfügung über die Verwertung des beschlagnahmten Vermögens.[3] Danach sollten rund zehn Prozent des kommissarisch verwalteten Haus- und Grundbesitzes, der Industrie-, Handels- und Handwerksbetriebe sowie der Banken und Versicherungen gegen einen angemessenen Kaufpreis an zuverlässige und geeignete Bewerber übertragen werden. Als individuelle Bewerber kamen Volksdeutsche infrage, die ihren Wohnsitz vor 1939 in Polen hatten oder ihn 1918 verlassen mussten, sowie auslandsdeutsche Umsiedler. Reichsdeutsche sollten „zur Gewährleistung der berechtigten Ansprüche der im Felde stehenden Soldaten” nur berücksichtigt werden, wenn sie selbst als Kriegsteilnehmer aus dem Heer entlassen worden waren.
Literatur
- Jeanne Dingell: Zur Tätigkeit der Haupttreuhandstelle Ost, Treuhandstelle Posen 1939 bis 1945. Lang, Frankfurt am Main u. a. 2003, ISBN 3-631-50569-8, (Europäische Hochschulschriften Reihe 3: Geschichte und ihre Hilfswissenschaften 955), (Zugleich: Berlin, Freie Univ., Diss., 2002).
- Ingo Loose: Kredite für NS-Verbrechen. Die deutschen Kreditinstitute in Polen und die Ausraubung der polnischen und jüdischen Bevölkerung 1939-1945. Oldenbourg, München 2007, ISBN 978-3-486-58331-1, (Studien zur Zeitgeschichte 75), (Zugleich: Berlin, Freie Univ., Diss., 2005), (Ausgezeichnet mit dem „Prix Jacques Rozenberg“ 2005).
- Bernhard Rosenkötter: Treuhandpolitik. Die „Haupttreuhandstelle Ost“ und der Raub polnischer Vermögen 1939-1945. Essen, Klartext-Verlag, 2003, ISBN 3-89861-141-8.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933-1945. (Quellensammlung) Band 4: Polen - September 1939-Juli 1941 (bearb. von Klaus-Peter Friedrich), München 2011, ISBN 978-3-486-58525-4, S. 113.
- ↑ Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933-1945. Bd. 4, München 2011, ISBN 978-3-486-58525-4, S. 192.
- ↑ Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933-1945. Bd. 4, München 2011, ISBN 978-3-486-58525-4, Dokument 155, S. 355-359.
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