Heidenwall (Oldenburg)

Heidenwall (Oldenburg)

Der Heidenwall ist eine Burganlage aus dem 11. Jahrhundert in Oldenburg. Die ringförmige Befestigungsanlage liegt im Osten der Stadt zwischen einem großen Möbelladen, dem Hemmelsbäker Kanal und der Hunte in ehemals stark moorigem Gelände. Es handelt sich um eine aus Holz und Erde errichtete Burg von 54 bis 56 m Durchmesser. Sie diente vermutlich dazu, den Übergang über die Hunte an einer Furt zu kontrollieren. Die Wiederentdeckung des verloren geglaubten Ringwalles ist dem Historiker Martin Teller zu verdanken. Auf alten Kartenwerken ist der „Heidenwall“ seit 1625/26 verzeichnet, verschwindet aber aus ihnen Ende des 18. Jahrhunderts. Nach einer erfolgreichen Probegrabung im Mai 2007 schloss sich eine mehrwöchige Kampagne an, bei der gut erhaltene Holzbefunde ausgegraben wurden, die unter hohem Zeitdruck sachgerecht zu dokumentieren waren. Etwa ein Drittel der Anlage ist erfasst worden. Weitere Bereiche liegen unter dem Deich des Kanals, andere wurden spätestens bei seinem Bau abgetragen.

Bei dem Heidenwall handelt es sich um eine mächtige Ringwallbefestigung mit einer Holz-Kasten-Konstruktion. Die Befestigung besteht im Kern aus Holzkästen in Blockbauweise die zu einem Ring gefügt worden waren. Das Innere war mit Klei gefüllt. Die Breite der Kästen beträgt radial etwa 4 m, tangential ca. 5 m. Von innen war ein Wall aus Sand angeschüttet worden. Während der Kern der Befestigung 1032/33 (dendrochronologisch datiert) entstand, setzte man vor die ältere Holz-Erde-Mauer eine flache Kastenreihe (mit Innenfüllung) ähnlichen Ausmaßes, die vermutlich Schutz vor Unterspülungen und Abschwemmungen am Graben und im Bereich der Berme geben sollte. Die Höhe der Befestigung dürfte mindestens 5 m betragen haben. Den dendrochronologischen Datierungen nach wurde diese Maßnahme am Ende des Jahres 1042 durchgeführt. Funde liegen nur sehr wenige vor, da der Innenraum noch nicht untersucht ist. Mit 54 bis 56 m Durchmesser gehört der „Heidenwall“ nicht zu den großräumigen Ringwällen Nordwestdeutschlands. Kennzeichnend ist für ihn der verhältnismäßig kleine Innenraum (ca. 500 bis 550 m²) gegenüber der Fläche der Befestigungswerke. Wie hoch der Nutzungshorizont im Innenraum gelegen hat, bleibt noch zu prüfen. Die baugeschichtliche Bedeutung des „Heidenwalls“ liegt einmal darin, dass die Hölzer der Wallbefestigung und der Substruktionen außerordentlich gut er halten waren. Dies ist sonst in Mitteleuropa im 11. Jahrhundert fast nur bei slawischen Burganlagen der Fall, bei denen sich auf Grund ihrer Lage in Niederungen und Seen die Hölzer im Grundwasserbereich besser konserviert haben.

Der Heidenwall diente vermutlich zur Kontrolle einer Furt an der Hunte, die Teil des Handelsweges von Süden, bzw. von Bremen Richtung Ostfriesland war. Wer ihn erbauen ließ und wann er aufgegeben wurde ist unbekannt. Seine Bauweise ist vergleichbar mit der Burg in Itzehoe und der „Neuen Burg“ in Hamburg, die um das Jahr 1000 bzw. 1061 erbaut wurden.

Die Erbauer des Heidenwalles werden nur schwer zu ermitteln sein, da die schriftlichen Quellen im Nordwesten Niedersachsens für die 1. Hälfte des 11. Jahrhunderts sehr lückenhaft sind. Im nahen Bremen war bereits Erzbischof Unwan (1013 – 1029) als Erbauer einer starken Wallbefestigung hervorgetreten. Einer seiner Nachfolger, Erzbischof Hermann (1032 – 1035), begann die Bremer Domburg mit einer Steinmauer zu befestigen, die Erzbischof Bezelin (1035 – 1042) mit einem großen Tor versah, über oder neben dem sich ein Turm in italienischer Manier erhob. Im Ammerland, an dessen Südgrenze der Heidenwall liegt, tritt 1059 ein Graf Huno auf. Eng verwandt mit ihm ist offenbar ein Graf Egilmar, der 1091 erstmals bezeugt wird. 1108 wird er in Zusammenhang mit der „Aldenburg“ (Oldenburg) als Graf im Grenzgebiet von Sachsen und Friesland genannt. Großen Einfluss haben im Sachsen zu dieser Zeit die Billunger Herzöge, deren Verhältnis zu den Erzbischöfen von Bremen ab Mitte der 30er des 11. Jahrhunderts sich zunehmend verschlechtert. Der Schwerpunkt ihrer Besitzungen liegen in der Lüneburger Heide, im Weserbergland und Ostwestfalen, aber auch in Friesland (Jever mit Münzstätte und Befestigung) nahmen sie gräfliche Rechte wahr. Der Heidenwall käme somit als wichtiger Verbindungspunkt über die Huntefurt in Frage (s.o.). Ob es sich um die ursprüngliche Oldenburg/Omersburg gehandelt hat, wie vermutet wird, bleibt noch abschließend zu untersuchen.

Literatur

  • Heinrich Schmidt: Siedlungsanfänge. Ort und Burg im frühen und hohen Mittelalter, In: Geschichte der Stadt Oldenburg von den Anfängen bis 1830, Isensee, Oldenburg 1997, S. 12-35.
  • Hans-Wilhelm Heine: „Frühe Burgen“ zwischen Ems, Elbe und Werra. Ein Forschungsbericht, in: Stefan Hesse (Hrsg.): Spurensicherung. 25 Jahre Kreisarchäologie Rotenburg (Wümme). Archäologische Berichte des Landkreises Rotenburg (Wümme), Bd. 11, Isensee, Oldenburg 2004, S. 305-344.
  • G. Stahn &. M. Wiegert: Der Heidenwall in Oldenburg. Archäologie in Deutschland 6/2007, S. 47-48.
  • Heinrich Schmidt: Oldenburg 1108. Interpretation einer Urkunde. Oldenburger Jahrbuch 107, 2007, S. 11-25, ins. 19 ff.
  • Jana Esther Fries & Hans-Wilhelm Heine: Der „Heidenwall“, eine Burganlage des 11. Jahrhunderts - eine Rettungsgrabung als Beitrag zur Oldenburger Stadtgeschichte. Berichte zur Denkmalpflege in Niedersachsen 27(4), 2007, S. 118-124 ISSN 0720-9835.
  • Hans-Wilhelm Heine: Der „Heidenwall“ in Oldenburg. Eine archäologischer Beitrag zur Ersterwähnung Oldenburgs 1108. Wegweiser zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens Bd. 27, Isensee, Oldenburg 2008.
  • Hans-Wilhelm Heine: "collis gentilium" - der "Heidenwall" in Oldenburg (Oldb.). Burgen und Schlösser 49(4), 2008, S. 211-222.
  • Hans-Wilhelm Heine: Der "Heidenwall" bei Oldenburg (Oldb.). Eine Holz-Erde-Burg, datiert auf 1032/33 bzw. 1042. In: Château Gaillard 24. Actes du colloque international de Stirling (Écosse), 30 août-5 septembre 2008. Caen 2010, p. 115-121. ISBN: 978-2902685-77-6

Weblinks

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