Heiligenblut bei Spalt

Heiligenblut bei Spalt
Heiligenblut bei Spalt
Stadt Spalt
Koordinaten: 49° 9′ N, 10° 56′ O49.14305555555610.94425Koordinaten: 49° 8′ 35″ N, 10° 56′ 24″ O
Höhe: 425 m ü. NN
Einwohner: 3 (1987)
Postleitzahl: 91174
Vorwahl: 09175
Neue Wallfahrtskapelle Heiligenblut bei Spalt

Heiligenblut bei Spalt (einem heutigen Ortsteil der mittelfränkischen Stadt Spalt) wurden, gemäß einer katholischen Legende, ein angeblicher jüdischer Hostienfrevel und wundertätige Eigenschaften angedichtet. Heiligenblut bestand bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts in Form einer Wallfahrtskirche mit einem Franziskanerkloster. Bis in diese Zeit bestand die christliche Tradition der Wallfahrt. 1953 hatte der Pfarrer Ludwig Waldmüller erneut eine Kapelle errichten lassen. Seit 1980 gibt es wieder eine Wallfahrtstradition aufgrund einer Initiative der Kolpingsfamilie aus Spalt. 2005 wurde die Wallfahrt durch eine Initiative des Eichstätter Domvikar Reinhard Kürzinger und des »Arbeitskreis Tourismuspastoral« wieder belebt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Wallfahrt, die einzige ihrer Art im Bistum Eichstätt, beruhte ursprünglich auf einer mittelalterlichen Legende um einen angeblichen Hostienfrevel. Der katholischen Legende nach soll ein armer Taglöhner während einer Hungersnot eine geweihte Hostie in der Kirche von Stirn gestohlen haben. Anno 1444 soll sich in Heiligenblut folgendes abgespielt haben: Ein reicher Jude befiehlt einem armen Holzhacker mit vielen hungrigen Kindern, Hostien aus der Kirche des Örtchens Stirn zu stehlen. Der Jude sticht auf die Hostien ein, die prompt anfangen zu bluten. Die Sache fliegt auf, der arme christliche Holzhacker wird enthauptet, der Jude aber konvertiert zum Christentum. Sekunden, bevor er getauft werden soll, fährt der Blitz in die Spalter Kirche und erschlägt den Juden.[1] Diese katholische Legende steht im Zusammenhang mit der Vertreibung der jüdischen Bevölkerung aus dem nahe gelegenen Ort Eichstätt. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts hatte die Wallfahrt Zulauf aus der ganzen Region. Die Pilgerwege aus Ellingen und Stopfenheim trafen in Ramsberg zusammen und führten dann gemeinsam durch das Brombachtal.

Ab 1703 übernahmen Franziskanerbrüder die Betreuung der Wallfahrt. Das Kloster wurde durch Pater Pius Schreiber aus dem Franziskanerkloster Schillingsfürst und die thüringische Rekollectenprovinz des Ordens gegründet. Zuerst ein Missionsposten (Hospiz), ab 1742 Konvent, wurde es 1808 im Zuge der Säkularisation wieder aufgelöst. Die Klosterkirche und die weiteren Gebäude wurden 1817/1818 abgetragen.

Heutiger Zustand

Altarbild der Kapelle

Im Jahre 1953 wurde in Heiligenblut wieder eine Kapelle gebaut. Heute besteht der neuerliche Wallfahrtsort Heiligenblut aus einem Bauernhof und einer Kapelle, die von der Kolpingsfamilie aus Spalt betreut wird. Seit den 1980ern wird auch wieder gewallt - zunächst auf Initiative und in Eigenregie der Spalter Kolpingsfamilie.[2]

2005 wurde vom Arbeitskreis Tourismuspastoral der Diözese Eichstätt erstmals wieder eine Wallfahrt in Form einer Seewallfahrt durchgeführt, da der alte Fußweg durch den Großen Brombachsee überflutet wurde. Die kontrovers wiederaufgenommene Wallfahrt hatte ein aufklärendes Medienecho: Auf der Webseite des Bistums Eichstätt wird von Domvikar Reinhard Kürzinger und dem Arbeitskreis Tourismuspastoral zu einer Wallfahrt der besonderen Art eingeladen. Eine Schiffswallfahrt soll am 7. Oktober (2005) von Ramsberg über den Brombachsee nach Heiligenblut führen, um an die Zeiten anzuknüpfen, wo die Gläubigen trockenen Fußes herüberpilgerten. Die Entstehungsgeschichte Heiligenbluts ist dort jedoch schamgesichtig ihres antijudaistischen Hintergrunds beraubt worden. So hat dort während einer Hungersnot nur ein armer Tagelöhner Hostien entwendet; es bleibt also lediglich christlicher Mundraub übrig. Tatsächlich ist die judenfeindliche Geschichte Heiligenbluts jedoch allgemein bekannt, zumindest in der Spalter Region. Denn eine Tafel des Tourismusverbandes informiert sachlich vor Ort über dessen Historie. Und auch in den gängigen Heimatbüchern über Ramsberg oder dem 2002 erschienenen Band Das Land am Brombach wird auf den jüdischen Hostienfrevel in Heiligenblut hingewiesen.[3]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Sonntagsblatt
  2. Sonntagsblatt
  3. Wallfahrt nach Heiligenblut; von Elisa Makowski und Peter Zinke

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