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Heimchen Heimchen (Acheta domesticus)
Systematik Klasse: Insekten (Insecta) Ordnung: Langfühlerschrecken (Ensifera) Familie: Echte Grillen (Gryllidae) Gattung: Acheta Art: Heimchen Wissenschaftlicher Name Acheta domesticus (Linnaeus, 1758) Das Heimchen (Acheta domesticus) ist eine Langfühlerschrecke aus der Familie der Echten Grillen (Gryllidae). Der wissenschaftliche Name beschreibt wesentliche Aspekte des Verhaltens und der Ökologie: Acheta bedeutet ‚Sänger‘ und domesticus ‚häuslich‘. Das Heimchen ist ein sehr beliebtes Futterinsekt in der Terraristik.
Inhaltsverzeichnis
Merkmale
Die Tiere erreichen eine Körperlänge von 16 bis 20 Millimetern, der Legebohrer (Ovipositor) der Weibchen misst zusätzlich 11 bis 15 Millimeter. Sie sind etwas kleiner und schlanker als die Feldgrille (Gryllus campestris). Der Körper hat eine strohgelbe oder gelbbraune Grundfarbe. Das Halsschild und auch der Kopf besitzen eine schwarze Zeichnung. Die leicht verhärteten Vorderflügel werden in Ruhestellung waagerecht übereinander gelegt und bedecken nicht den hinteren Teil des Hinterleibs. Die Hinterflügel sind voll ausgebildet und werden in Ruhestellung zusammengerollt. Ihre Spitzen reichen über das Hinterleibsende hinaus.
Vorkommen
Die Art war ursprünglich vermutlich nur im ariden und semiariden Teil Afrikas verbreitet. Heute kommt sie weltweit vor, in Ostafrika ist sie bis in Höhen von über 2600 Meter nachgewiesen. In kühleren Gebieten wie Mitteleuropa, wo sie vermutlich bereits durch die Römer eingeschleppt wurden, findet man die Tiere besonders in der Nähe von menschlichen Siedlungen (Synanthropie), da sie ansonsten den Winter nicht überleben. Dort treten sie das ganze Jahr über auf. Sie bevorzugen Habitate mit hoher Luftfeuchtigkeit, wie etwa Keller oder auch feuchte U-Bahnschächte. Ideale Lebensräume stellen Mülldeponien und Kompostlager dar, da dort durch die Gärung der Abfälle ganzjährig warme Temperaturen herrschen. Der Abfall muss jedoch locker geschichtet sein, damit die Tiere genügend Sauerstoff erhalten und die Gärgase entweichen können.
Lebensweise
Heimchen sind generell lichtscheu und nachtaktiv. Tagsüber verstecken sie sich, sind aber gelegentlich auch im Schatten aktiv. Sie sind Allesfresser und ernähren sich von Abfällen, Aas, Lebensmitteln und pflanzlicher- und tierischer Nahrung, bevorzugen aber letztere. Da sie ihren Wasserbedarf in der Regel durch die Nahrung abdecken, wird gerne wasserhaltige Nahrung aufgenommen. Vor allem bei Massenauftreten werden auch Textilien und andere minderwertige Nahrungsquellen gefressen. Kannibalismus ist ebenso verbreitet.
Fortpflanzung und Entwicklung
Die männlichen Heimchen zirpen ab der Dämmerung bis tief in die Nacht hinein. Der Gesang ist kräftig und monoton, jedoch im Vergleich zum ähnlich klingenden Gesang der Feldgrille unregelmäßiger in der Länge der Silben und der Pausen dazwischen. Der Werbegesang des paarungsbereiten Männchens unterscheidet sich vom normalen Zirpen. Heimchen sind flugfähig, sie tun dies allerdings nur selten und bei hohen Temperaturen.
Die Weibchen legen zwei bis drei Tage nach der Paarung ihre ersten Eier ab. Dies geschieht einzeln oder in Gruppen in feuchte Erde bzw. in Gemüsereste, Sägespäne und ähnliche Substrate. Die Eier sind 0,3 mal 2,3 bis 2,5 Millimeter lang und gekrümmt. Abhängig von der Ernährung des Weibchens werden etwa 1100 Eier nach pflanzlicher Kost und etwa 2600 Eier nach tierischer Kost abgelegt. Die Eier sind gegenüber Feuchtigkeit unempfindlich und nehmen diese auch auf, sodass sie etwa auf das doppelte Gewicht aufquellen. Je nach Temperatur schlüpfen die Larven nach etwa 8,5 (bei 35° C) bis 54 (bei 16° C) Tagen. Sie sind anfangs ca. 2,3 Millimeter lang und dunkelgrau gefärbt. In 87 bis 126 Tagen werden je nach Temperatur und vorgefundener Nahrung 9 bis 16 Larvenstadien durchlaufen, bis sich die Tiere zur Imago häuten.
Gefährdung und Schutz
Das Heimchen ist in Mitteleuropa weit verbreitet und gilt als Kulturfolger als ungefährdet.
Heimchen in der Literatur
Vom Heimchen als Glücksbringer handelt die Novelle Das Heimchen am Herde, eine der fünf Weihnachtsgeschichten von Charles Dickens.
In manchen Übersetzungen von Pinocchio ist die sprechende Grille ein Heimchen.
Quellen
Literatur
- Heiko Bellmann: Der Kosmos Heuschreckenführer, Die Arten Mitteleuropas sicher bestimmen, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co KG, Stuttgart 2006, ISBN 3-440-10447-8.
- Peter Detzel: Die Heuschrecken Baden-Württembergs. Verlag Eugen Ulmer GmbH & Co, Stuttgart 1998, ISBN 3-8001-3507-8.
Weblinks
Commons: Heimchen – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
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