Heimskringla

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Heimskringla (altnordisch für Weltkreis) ist der Titel von Snorri Sturlusons mittelalterlichem Werk über die Geschichte der norwegischen Könige, das um 1230 verfasst wurde.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung und Verfasser

Snorris Heimskringla reicht von der mythischen Urgeschichte, die er im ersten Teil der Ynglingasaga schildert, bis in das Jahr 1177. Für sein Geschichtswerk griff Snorri auf ältere Vorlagen zurück, auf das Fagrskinna (das schöne Pergament; um 1230) und auf Ágrip af Nóregs konunga sögum (Abriss der Geschichte der norwegischen Könige; Ende 12. Jahrhundert). Für das letzte Kapitel der Heimskringla, das die Jahre 1035 bis 1177 schildert, schöpfte Snorri aus dem Morkinskinna (das verrottete Pergament; 13. Jahrhundert). Gegenüber seinen Vorgängern ist Snorris dynastische Geschichte Norwegens im Mittelalter geprägt durch eine, für seine Zeit fortschrittliche, kritische historische Methode, die ein übersichtlich geordnetes Bild der norwegischen Könige gibt. Trotzdem fehlt es der Heimskringla an einer kohärenten Darstellung, da sie sich aus einer Kompilation eigenständiger Sagas zusammensetzt, die jede für sich genommen als ein literarisches Werk über einzelne norwegische Könige gelten kann. Wie in dem Skáldskaparmál verwendet Snorri auch in der Heimskringla Skaldengedichte als Kommentar und Illustration seiner Schilderungen.

Inhalt nach Kapiteln

Die Heimskringla besteht aus:

Heimskringla als historische Quelle

Der Wert der Heimskringla als historische Quelle im Sinne einer modernen wissenschaftlichen Geschichtsschreibung ist seit der Sagakritik umstritten. Für seine Zeit, das europäische Hochmittelalter, war Snorri Sturluson jedenfalls ein Ausnahme-Wissenschaftler, dem ein historisches Bewusstsein und das Bemühen um historische Überlieferung nicht abgesprochen werden kann (im Sinne emischer Kulturbetrachtung). Allerdings liegt ein Widerspruch in der Beurteilung Snorris als erstem „Historiker“ für die westskandinavische Geschichte, dass er seine Quellen mit nur geringfügigen Änderungen übernommen und zusammengestellt hat. Dann müsste man dieses Prädikat „Historiker“ bereits den Verfassern seiner Quellen zuschreiben.

Es fällt besonders ins Gewicht, dass es zur Zeit der Abfassung die Literaturgattung „Geschichtsschreibung“ im heutigen Sinne jedenfalls im europäischen Raum nicht gab. Es handelte sich bei den sich als Geschichtsschreibung ausgebenden Werken immer um Tendenzschriften mit politischer Absicht. Das reine Bewahren des Gewesenen für die Nachwelt lag den Verfassern fern. Es handelte sich entweder um Herrscherlob oder um Gesellschaftskritik oder um die Legitimierung von althergebrachten Ansprüchen oder die Darstellung der Christianisierung als Erfolgsgeschichte oder ähnliche Ziele, die mit einem Werk verfolgt wurden.

Dass das rein historische Interesse nicht im Vordergrund stand, ist deutlich an der Ólafs saga Tryggvasonar zu beobachten, in der die Zerstörung des heidnischen Lade-Tempels geschildert wird. Dort habe der König einen goldenen Ring an der Tempeltür an sich genommen und später als Geschenk bei der Brautwerbung der heidnischen Königin Sigrid von Schweden dieser überbringen lassen. Diese habe festgestellt, dass der Goldring innen einen Kupferkern hatte. Es kam zu einer Auseinandersetzung zwischen beiden bei einem Zusammentreffen, im Laufe derer der König Sigrid ohrfeigte, worauf diese ihm ein gewaltsames Ende prophezeite. Das ganze ist eine literarische Komposition um das Symbol der inneren Wertlosigkeit des Heidentums, dargestellt am Kupfer im Goldring (Lit.: Niedner S. 267 f.; Glauser S. 39).

Snorris eigene Quellen reichten von mythologischen und mündlichen Überlieferungen, die er von Zeitzeugen sammelte, bis zu den oben erwähnten Werken. Er ist Mitbegründer einer „Gelehrten Isländischen Urgeschichte“ (nach Andreas Heusler), die auf der Schwelle zwischen Mythologie (in euhemeristischer Perspektive) und historischer Wissenschaft stand. Dies verbietet eine generelle Beurteilung der Heimskringla als historische Quelle, und es hängt von einzelnen Daten und Beschreibungen ab, ob diese als mythisch, quasi-historisch oder historisch bewertet werden können. Dass Snorri, wie ihm Egon Mogk vorwarf, mythologische Novellen verfasst habe, die historisch nicht zuverlässig seien, wird in dieser Allgemeinheit nicht mehr vertreten. Je näher die Ereignisse an seiner eigenen Lebenszeit liegen, desto höher ist das Gewicht seiner Aussagen zu werten. Wertvolle Quellen sind auch seine Zitate alter Skaldenstrophen aus der Zeit der von ihm behandelten Herrscher.

Text

  • Snorri Sturluson: Heimskringla. (Hrg. Bergljót S. Kristjánsdóttir u. a.). Reykjavík 1991. ISBN 9979-3-0309-3 (neuisländischer Text). Deutsch: Snorris Königsbuch. Düsseldorf/Köln 1965. Bd. 1-3.
  • Snorri Sturluson: Heimskringla - Sagen der nordischen Könige. Kommentiert von Hans-Jürgen Hube. Wiesbaden (Marix) 2006; ISBN 978-3-86539-084-4

Literatur

  • Jürg Glauser: Vom Autor zum Kompilator. In: Hans Fix (Hrsg.): Snorri Sturluson. Beiträge zu Werk und Rezeption. de Gruyter, Berlin u. a. 1998, ISBN 3-11-016182-6, (Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Ergänzungsband 18), S. 34.
  • Kolbrún Haraldsdóttir: Der Historiker Snorri. Autor oder Kompilator? In: Hans Fix (Hrsg.): Snorri Sturluson. Beiträge zu Werk und Rezeption. de Gruyter, Berlin u. a. 1998, ISBN 3-11-016182-6, (Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Ergänzungsband 18), S. 97.
  • Lee M. Hollander (Übers.): Heimskringla. History of the Kings of Norway. Published for the American-Scandinavian Foundation by the University of Texas Press, Austin TX 1991, ISBN 0-292-73061-6, (englisch).
  • Rudolf Simek, Hermann Pálsson: Lexikon der altnordischen Literatur. Kröner, Stuttgart 1987, ISBN 3-520-49001-3, (Kröners Taschenausgabe 490), S. 156–157.
  • Jan de Vries: Altnordische Literaturgeschichte. Band 2: Die Literatur von etwa 1150–1300. 2. Auflage. de Gruyter, Berlin 1967, (Grundriss der germanischen Philologie 16), S. 293–295.
  • Diana Whaley: Heimskringla. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Band 14: Harfe und Leier - Hludana Hlodyn. de Gruyter, Berlin u. a. 1999, ISBN 3-11-016423-X, S. 238.

Weblinks


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