Snorri Sturluson

Snorri Sturluson
Druckausgabe der Snorra-Edda von 1666
Statue Snorri Sturlusons von Gustav Vigeland in Reykholt

Snorri Sturluson (* 1179 in Hvammur í Dölum, Island; † 23. September 1241 in Reykholt) war ein altisländischer Skalde (Dichter) und Historiker. Des Weiteren war er ein bedeutender isländischer Politiker.

Inhaltsverzeichnis

Familie und Bildung

Snorris Eltern waren Sturla Þórðarson und Gudny Bödvarsdóttir. Mit ihnen wurde das Geschlecht der Sturlungar begründet.

Aufgezogen wurde er – nach dem Brauch der Zeit, ähnlich wie in Mitteleuropa bei den Knappen der Ritter – von einem mächtigen Mann, Jón Loftsson (1124–1197), der als einer der einflussreichsten Goden und klügsten Männer Islands beschrieben wird. Jón Loftsson kam aus einer mächtigen Familie, deren Linie bis auf Halvdan Svarte zurückreichte, und lebte in Oddi, einem kulturellen Zentrum des mittelalterlichen Island. Deshalb hießen er und seine Nachfahren auch Oddaverjar.

In Oddi lernte Snorri das Lesen und Schreiben und bekam Unterricht in Latein, Theologie, Geografie und isländischem Recht.

Nach einer kurzen ersten Ehe mit einer reichen jungen Frau in Borg í Mýrum zog er 1206 nach Reykholt, wo er den Rest seines Lebens seinen Wohnsitz hatte. Snorri hatte zwei ältere Brüder, Þórður Sturluson und Sighvatur Sturluson.

Werke

Snorri gilt als Autor der Snorra-Edda (auch Prosa-Edda, unpräzise Jüngere Edda genannt), (u.a.) einem Lehrbuch für Skalden. Nur die älteste der vier Handschriften dieses Werkes nennt den Namen des Autors. Da auch sie erst etwa sechzig Jahre nach seinem Tod entstand und die einzelnen Handschriften sich stark voneinander unterscheiden, weil das Werk als Lehrbuch nach den jeweiligen Bedürfnissen des Unterrichts von den Abschreibern verändert wurde, ist es möglich, dass auch in der ältesten erhaltenen Fassung nicht alle Teile von Snorri selbst stammen.

Die Prosa-Edda setzt sich aus vier Teilen zusammen: Prologus und Gylfaginning bilden eine Einführung in die nordische Mythologie aus euhemeristischer Sicht. Das Skáldskaparmál als Poetologie informiert über die skaldischen Stilmittel, kenningar und heiti. Den letzten, wahrscheinlich aufgrund Snorris gewaltsamen Tods unvollendeten Teil bildet das Háttatal, eine Verslehre.

Schließlich ist er auch mit sehr großer Sicherheit der Autor der Heimskringla, einer Geschichte der norwegischen Könige. Manche vermuten außerdem wegen einiger Stilähnlichkeiten zwischen der Egils saga und der Heimskringla, dass er auch der Urheber der Egils saga sei. Die Argumente dafür stehen allerdings auf äußerst schwachen Füßen.

Politik

Snorri war als Politiker sehr erfolgreich, seine Familie, die Sturlungar, eine der mächtigsten im Lande. Er selbst hatte zweimal die einflussreichste Position im isländischen Parlament, dem Althing inne: als Gesetzessprecher. Nicht umsonst nennt man auch die Phase zu seinen Lebzeiten in der Geschichte Islands die Sturlungenzeit.

Im Sommer 1218 segelte Snorri von Island nach Norwegen. Hier besuchte er den Jarl Skule Bårdsson während des Winters, wurde sein Gefolgsmann, und im darauf folgenden Sommer Eskil Magnusson und dessen Frau Kristina Nilsdottir Blake in Skara. Sie waren beide mit der königlichen Familie verwandt.

Snorri hielt sich zum zweiten Mal 1237 bis 1239 in Norwegen auf, als Jarl Skuli sich in einen fatalen Aufstand gegen den norwegischen König Håkon Håkonarson verwickelte. Der Jarl wurde 1240 in Bergen getötet. Snorri hatte entgegen dem Verbot des Königs 1239 Norwegen in Richtung Island verlassen. Gissur Þorvaldsson tötete Snorri und einige seiner Söhne im Auftrag des Königs am 23. September 1241 in Reykholt.

Zum Namen

Im Isländischen gibt es keine eigentlichen Nachnamen, sondern nur den Vaters- (heutzutage auch den Mutters-) Namen, in der Form Sohn von bzw. Tochter von als zweitem oder drittem Namen. Infolgedessen sollte etwa Snorri Sturluson (Sohn von Sturla) nicht Sturluson, sondern höchstens Snorri genannt werden. Der Name Snorri stellt sich zum Verb aisl. snarfla 'röcheln'.

Snorri ist auch heute noch ein beliebter Vorname für Jungen in Island.

Sonstiges

Snorri ließ nahe seinem Haus ein heißes Bad bauen, das von einer in Island typischen heißen Quelle gespeist wurde. Das Bad steht noch heute und gilt als Touristenattraktion, da es eines der letzten erhaltenen Bauwerke aus dieser Zeit darstellt.[1]

Weiterführende Literatur

  • Wolfgang Beck: Snorri Sturluson. Der Mythos des Nordens. In: Ulrich Müller, Werner Wunderlich (Hrsg.): Mittelaltermythen Band 4: Künstler, Dichter, Gelehrte. UVK Verlagsgesellschaft mbH, Konstanz 2005, ISBN 978-3-8966956-9-7
  • Ivar Eskeland: Snorri Sturluson: Ein biografi. Grøndahl og Dreyers Forlag, Oslo 1992; ISBN 978-8-2504195-1-3
  • Halvdan Koht: Snorre Sturlason. In: Norsk biografisk Leksikon. Band XIV. Oslo 1962
  • Sverrir Tómasson: Snorri Sturluson. In: Herbert Jankuhn, Heinrich Beck u. a. (Hrsg.): Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Band 29. Verlag Walter de Gruyter, Berlin, New York 2005; ISBN 978-3-1101836-0-3
  • Randi Wærdahl: Artikel „Snorri Sturluson“ in: Norsk biografisk leksikon
  • Óskar Gudmundsson: Snorri Sturluson – Homer des Nordens : eine Biographie, Köln ; Weimar ; Wien : Böhlau, 2011, ISBN 978-3-412-20743-4

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. http://www.iceland.de/?id=730

Weblinks


Island Anmerkung zu isländischen Personennamen: Isländer werden mit dem Vornamen oder mit Vor- und Nachname, jedoch nicht allein mit dem Nachnamen bezeichnet. Weiterführende Informationen finden sich unter Isländischer Personenname.

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