Heinrich von Kastilien

Heinrich von Kastilien
Schlacht von Tagliacozzo

Heinrich (Enrique), Infant von Kastilien, genannt El Senador, (* März 1230; † August 1304) war ein jüngerer Sohn von Ferdinand III., dem Heiligen, König von Kastilien und dessen erster Frau Elisabeth (Beatrix) von Schwaben. Heinrich hat sich bei der Eroberung von Sevilla 1248 einen Heldennamen gemacht, als er den Tross des Heeres mit wenigen Männern gegen eine starke maurische Übermacht erfolgreich verteidigte. Da schenkte ihm als Dank sein Vater Ferdinand große Ländereien in Andalusien.

Nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1252 ärgerten sich sein Bruder Fadrique und er unter der Regentschaft des ältesten Bruders Alfons X. der ihnen ihre Besitzungen wegnahm. Er schmiedete Pläne mit seiner Stiefmutter, Jeanne de Dammartin, Gräfin von Ponthieu, der nachgesagt wurde, seine Mätresse zu sein. Heinrich startete einen Aufstand im Südwesten im Oktober 1255. Trotz eines anfänglichen Sieges über die königlichen Truppen wurde er nahe Morón besiegt und musste das Land verlassen. Heinrich suchte Zuflucht mit seiner Stiefmutter in Ponthieu. Sie dürfte ihm geraten haben, seine Halbschwester Eleonore von Kastilien, die mit Eduard I. (Sohn von Heinrich III.) verheiratet war, zu besuchen.

Heinrich kam im August 1256 am englischen Hof an. Er lebte dort drei Jahre, während die diplomatischen Beziehungen zu Kastilien immer schlechter wurden. Heinrich III. bat ihn, den englischen Hof zu verlassen. Heinrich brach daher 1259 zunächst nach Valencia auf, wo er um die Hand der Prinzessin Konstanze von Aragonien warb. Um sich für sie verdient zu machen, eroberte er das maurische Königreich Niebla im Algarve. Sein Bruder Alfons X. schickte sein Heer gegen ihn. Heinrich jedoch besiegte dessen Anführer, Nuno Gonzalez de Lara im ritterlichen Zweikanpf, und musste dann Richtung Afrika segeln, und wurde Söldner beim Emir al-Mustansir in Tunis, wo er mit seinem kämpferischen Bruder Fadrique zusammenfand. Später verschlug es ihn nach Italien, wo er 1266 seinem Cousin Karl I. von Anjou half, nach der Schlacht von Benevento gegen Manfred von Hohenstaufen, den Thron von Sizilien zu besteigen. Er borgte seinem Cousin große Summen Geld. Der Hauptmann des Volkes (Capitano del Poppolo) Angelo Capocci, Anführer der Volkspartei,ernannte Heinrich von Kastilien zum Senator von Rom, woraus sich sein Beiname „El Senador“ erklärt. Da Karl I. von Anjou die geborgten Geldsummen nicht zurückzahlen konnte, hätte er Heinrich den Titel König von Sardinien verleihen müssen. Er brach indes sein Ehrenwort. Deswegen, als Heinrichs Cousin Konradin von Hohenstaufen im Jahr 1268 als rechtmäßiger Erbe Siziliens in Italien einmarschierte, empfang ihn der Senator in Rom in allen Ehren und verband sich mit ihm, zusammen mit einem Heer von ghibelinischen Anhängern aus vielen Städten Italiens. Heinrich war einer der tapfersten Generäle bei der Schlacht von Tagliacozzo. Nach der Niederlage, floh er ins Konvent von San Salvatore, wo er von den Angevinen gefangen genommen wurde. Er verbrachte die nächsten 23 Jahre in Gefangenschaft in Neapel (Canosa di Puglia und Castel del Monte). Im Jahr 1272 machten seine Halbschwester Eleonore von Kastilien und ihr Ehemann König Eduard I., die vom Kreuzzug in Tunis heimkehrten, Zwischenstopp in Sizilien. Eleonore von Kastilien versuchte, ihren Halbbruder zu befreien, doch sie war nicht erfolgreich. Sie blieb aber bis zu ihrem Tod mit ihm in Verbindung.

Eleonore von Kastilien und Karl I. von Anjou starben vor Heinrichs Freilassung im Jahr 1291. Er ging dann nach Tunis zum König Abou Hafs, mit wem er früher Miliana in Algerien erobert hatte. Er kehrte 1294 als Botschafter von Tunis nach Aragon, und später nach Kastilien zurück, wo er anstelle seines Großneffen, König Ferdinand IV., zum Regenten bestellt wurde. Er kämpfte im Schlachtfeld gegen die Mauren von Granada zum letzten Mal im Jahre 1295. Er heiratete eine Dame der Lara Familie, hatte aber wahrscheinlich keine Kinder mit ihr. Er starb 1304. Aus einer Liebesbeziehung in seiner Jugend, mit einer Frau des Adels Namens Mayor Rodriguez Pecha, hat er Nachkommenschaft. Sein Enkel war Enrique Henríquez de Sevilla, hoher Beamte unter König Alfonso XI von Kastilien. Die Lebensgeschichte von Heinrich von Kastilien, seine Fähigkeiten als Dichter, seine Kriegserfahrungen in England und am Mittelmeer, und zeitliche Übereinstimmungen haben dazu Anlass gegeben, ihn als den Urheber und Autor der berühmten Rittererzählung Amadis de Gaula, die um das Jahr 1300 erschien, zu bestimmen. Diese Theorie wird in Liceus El Portal de las Humanidades von Santiago Sevilla in einer Reihe von Schriften vertreten.

Literatur

  • Antonio Ballesteros Beretta, Deborah Kirschberg Schenck: Sevilla en el siglo XIII. Instituto de la Cultura y las Artes, 2007, ISBN 8-496-09893-1.
  • John Carmi Parsons: Eleanor of Castile. Queen and Society in Thirteenth Century England. Palgrave Macmillan, 1997, ISBN 0-312-17297-4.
  • Steven Runciman: The Sicilian Vespers. Cambridge University Press, 1958. ISBN 0-521-43774-1.

Peter Herde Die Schlacht bei Tagliacozzo Zeitschrift für Bayerische Landesgeschichte (ZBLG) 1962

Valeria Bertolucci Pizzorusso Università di Pisa Don Enrique-Don Arrigo: un infante di Castiglia tra storia e letteratura- Alcanate Revista de Estudios Alfonsíes Volumen IV 2004-2005 Puerto de Santa María


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