Heinz-Joachim Heydorn

Heinz-Joachim Heydorn

Heinz-Joachim Heydorn (* 14. Juni 1916 in Altona/Elbe; † 15. Dezember 1974 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Pädagoge und Politiker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Heydorn studierte an der Universität Hamburg. 1933 wurde er Mitglied der Bekennenden Kirche und von 1934 bis 1939 verrichtete er illegale politische Arbeit. In den Jahren 1938/39 nahm er eine Stellung als Deutschlehrer in Wales an. 1939 wurde er zum Militärdienst in Deutschland eingezogen, desertierte aber 1944 und geriet in englische Kriegsgefangenschaft. In seiner Abwesenheit wurde er durch ein deutsches Kriegsgericht zum Tode verurteilt.

1945 kehrte er nach Hamburg zurück und wurde Mitglied der SPD. Für die Sozialdemokraten war er in den beiden ersten Wahlperioden nach dem Krieg (1946 bis 1953) Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft. 1946 war er zudem Mitbegründer und erster Bundesvorsitzender des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS). In den 50er Jahren war er Mitglied im Bundesvorstand des Kinder-, Jugend-, Bildungs- und Erziehungsverbandes Sozialistische Jugend Deutschlands - Die Falken.

1950 promovierte er in Hamburg und wurde Dozent an der Pädagogischen Hochschule Kiel. Er wechselte 1959 als a. o. Professor ans Pädagogische Institut in Jugenheim und erhielt 1961 eine Professur für Erziehungs- und Bildungswesen Universität in Frankfurt am Main.

Wirken

Heydorn vertrat eine eigenständige Bildungstheorie, welche dem bestehenden Bildungssystem kritisch gegenüberstand: Bildung war für ihn der Prozess, in welchem der Mensch als Subjekt in seine eigene Geschichte eintritt. Bildung sei die Befähigung des Menschen zur gesellschaftlichen Arbeit und zum politischen Handeln, aber auch zur ästhetischen Erfahrung, in welcher der Mensch sich selbst vergegenwärtige. Bildung sei somit Allgemeingut der in der Geschichte zu sich selbst kommenden Menschheit, sie verwirkliche sich über eine integrative Gemeinschaftsschule für alle Kinder.

Heydorn kämpfte aus diesem Grunde von Anfang an entschieden gegen das dreigliedrige, die Klassenstruktur der Gesellschaft reproduzierende Schulwesen in der Bundesrepublik Deutschland.

Publikationen

Einzelveröffentlichungen

  • Julius Bahnsen, Eine Untersuchung zur Vorgeschichte der modernen Existenz, 1952, Reprint 1996 bei Topos Ruggell
  • Wilhelm von Humboldt, Abstand und Nähe: drei Vorträge zum Gedenken seines 200. Geburtstages , 1968
  • Unser Satz endet mit einem Komma, Gedichte 1955 – 1967, 1969
  • Über den Widerspruch von Bildung und Herrschaft, Europäische Verlagsanstalt 1970
  • Zu einer Neufassung des Bildungsbegriffs, 1972
  • Georg Büchner, Ein Essay aus dem Nachlaß (verfaßt 1947), 1984.

Werke - Studienausgabe

  • Band 1: Bildungstheoretische und Pädagogische Schriften - 1949-1967, Verlag Büchse der Pandora 2004, ISBN 3-88178-331-8
  • Band 2: Bildungstheoretische und Pädagogische Schriften - 1967-1970, Verlag Büchse der Pandora 2004, ISBN 3-88178-332-6
  • Band 3: Über den Widerspruch von Bildung und Herrschaft, Verlag Büchse der Pandora 2004, ISBN 3-88178-333-4
  • Band 4: Bildungstheoretische und Pädagogische Schriften - 1971-1974, Verlag Büchse der Pandora 2004, ISBN 3-88178-334-2
  • Band 5: Julius Bahnsen. Eine Untersuchung zur Vorgeschichte der modernen Existenz, Verlag Büchse der Pandora 2006, ISBN 3-88178-335-0
  • Band 6: Philosophische Schriften - 1939-1974, Verlag Büchse der Pandora 2006, ISBN 3-88178-336-9
  • Band 7: Politische Schriften - 1946-1974, Verlag Büchse der Pandora 2006, ISBN 3-88178-337-7
  • Band 8: Vermischte Schriften - 1942-1974, Verlag Büchse der Pandora 2006, ISBN 3-88178-338-5
  • Band 9: Literarische Arbeiten. Gedichte - Nachdichtungen - Prosa - Aphorismen, Verlag Büchse der Pandora 2006, ISBN 3-88178-339-3

Weblinks


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