Heinz Flügel

Heinz Flügel

Heinz Flügel (* 16. März 1907 in São Paulo, Brasilien; † 5. Mai 1993 in Tutzing) war ein deutscher Publizist, Schriftsteller und Hörspielautor.

Leben

Geboren wurde Heinz Flügel als Sohn eines deutschen Diplomaten im brasilianischen São Paulo. Nach einer weiteren Station in Helsinki wuchs Flügel in großbürgerlichen Verhältnissen in Berlin-Zehlendorf auf, wo er auch Abitur machte. In Berlin und Kiel studierte er von 1926 bis 1932 Philosophie.

1930 veröffentlichte er einen ersten Gedichtband. Titel: »Mythen und Mysterien«. Nach dem Studium arbeitete Flügel zunächst als Lektor für die Berliner »Rabenpresse«. Auch seine ersten Theaterstücke (»Wölund«, 1938, oder »Albwin und Rosimund«, 1939) erschienen Ende der 1930er-Jahre in diesem kleinen Verlag, dem es bis 1937 gelungen war, eine Nische für Autoren zu schaffen, die dem NS-Regime distanziert gegenüberstanden.

Auch in der oppositionellen »Deutschen Rundschau« arbeitete Flügel mit. Die Kulturzeitung leitete der mutige Hitler-Kritiker Rudolf Pechel, der nach zahlreichen giftigen Satiren Anfang 1942 wegen »Landesverrats« verhaftet wurde und das Kriegsende in Lagerhaft erlebte.

Im Krieg war Flügel in Gent im besetzten Belgien – als Lektor der »Deutschen Akademie«, einer Vorläuferin des Goethe-Instituts, dem Flügel auch nach dem Krieg verbunden blieb.

Nach dem Krieg redigierte der bekennende Protestant Flügel zunächst die in München erscheinende katholische Zeitschrift »Hochland«. Auch beim evangelischen »Eckart«, benannt nach dem gleichnamigen Warner und Rater der altdeutschen Harlungensage, hatten in Berlin vor und während des Krieges Protestanten und Katholiken zusammengearbeitet. Herausgeber Kurt Ihlenfeld hatte den »Eckart-Kreis« ins Leben gerufen, dessen Mitglieder die Begegnung von Theologie und Literatur, Glaube und Dichtung fördern wollten. Evangelische Autoren wie Rudolf Alexander Schröder , Albrecht Goes , Jochen Klepper und Otto von Taube sowie Katholiken wie der 1936 konvertierte Werner Bergengruen und Reinhold Schneider bildeten einen illustren Kreis, zu dem auch Heinz Flügel gehörte.

Heinz Flügel ist dem »Eckart« und Kurt Ihlenfeld nach dem Krieg treu geblieben. Von 1951 bis 1960 redigierte er die wieder erscheinende Zeitschrift, zunächst gemeinsam mit Ihlenfeld, später als ihr alleiniger Herausgeber. 1950 begann Flügel auch seine intensive Tagungsarbeit als nebenberuflicher Studienleiter an der Evangelischen Akademie Tutzing, der er bis zu seinem Tod eng verbunden war.

Von 1957 an bereiste Flügel immer wieder Lateinamerika um dort Vorträge zu halten. Sein Engagement für das Gespräch zwischen Christen und Marxisten in der damals noch übersichtlich bipolaren Welt und seine Anteilnahme an den sozialen Bewegungen in Lateinamerika haben ihm das Etikett »linker Christ« eingetragen. Vor allem glaubte Flügel an die verwandelnde Kraft der Sprache und an den Dialog: »Der Mensch verwirklicht sich, indem er sich ausspricht, indem er sich selbst und seine Welt ins Wort verwandelt und der Herausforderung des Nichts mit seiner Antwort begegnet.«

1959 war er einer der ersten Deutschen, die auf Einladung der israelischen Regierung nach Israel fuhren. Als einer der ersten setzte er sich auch für die Begegnung von Christen und Juden ein. »Ohne die Kirche, abseits der Kirche und gegen ihre Theologie habe ich den Weg zu den Juden gehen müssen,« hat er in Erinnerung an eine prägende Begegnung mit einem Holocaust-Überlebenden notiert.

Von 1950 bis 1993 prägte Heinz Flügel als nebenberuflicher Studienleiter an der Evangelischen Akademie Tutzing den Dialog zwischen Kultur und Kirche, zwischen Theologie, Literatur und Theater. Der Essayist, Hörspiel- und Buchautor Heinz Flügel war einer der profiliertesten evangelischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts.

Literatur

  • Flügel, Heinz: Zwischen den Linien, Autobiographische Aufzeichnungen. München, Chr. Kaiser Verlag 1987. 302 Seiten, ISBN 3-459-01678-7

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