Henri Breuil

Henri Breuil

Henri Édouard Prosper Breuil (* 28. Februar 1877 in Mortain, Manche; † 14. August 1961 in L’Isle-Adam, Val-d’Oise) war ein französischer Prähistoriker und Geistlicher. Er begründete die Erforschung von Fels- und Höhlenbildern und schuf die Grundlage für die Chronologie der Altsteinzeit.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Breuil trat 1895 ins Seminar Saint Sulpice ein. Durch seinen Lehrer Jean Guibert wurde er dort in die damals noch neuen Gedanken der Evolutionslehre eingeführt. Er wurde am 9. Juni 1900 zum katholischen Priester geweiht, weshalb er in Frankreich allegemein als "Abbé Breuil" bekannt ist. Ein Pfarramt nahm er niemals wahr, führte aber gelegentlich Kasualien durch und äußerte sich auch zu Fragen des Verhältnisses zwischen Wissenschaft und Religion.“[1]. Hauptberuflich widmete er sich wissenschaftlichen Arbeiten, lehrte ab 1905 Vorgeschichte an der Universität Freiburg/Schweiz, ab 1910 am Institut de Paléontologie Humaine in Paris, und von 1929 bis 1947 am Collège de France. 1938 wird er zum Mitglied des Institut de France ernannt.

Erforschung der altsteinzeitlichen Kunst

Zusammen mit Capitan und Peyrony entdeckte Breuil 1901 in den Höhlen Les Combarelles und Font de Gaume in der Dordogne Wandmalereien der Cro-Magnon-Zeit. Diese belegen, dass es bereits vor 40.000 Jahren eine hoch entwickelte Kunst gab. 1902 lud Émile Cartailhac ihn ein, die Malereien von Marsoulas und Altamira zu studieren. Danach nahm er an der Untersuchung verschiedener Fundstellen in Frankreich, Spanien und Südafrika teil. Insbesondere ist er der erste Vorgeschichtler, der die Höhle von Lascaux besuchte und beschrieb. Viele Felsbilder erhielten ihre Namen durch Abbé Breuil und wurden durch dessen Untersuchungen bekannt. Er kopierte die Zeichnungen farbig mit der Hand. Diese wurden dann in der Fachliteratur veröffentlicht. So auch der "Zauberer von Les Trois-Fréres" ("Dieu cornu"), ein Mann-Tier-Mischwesen. Mit seinem Hauptwerk Quatre cent siècles d'art pariétal, erschienen 1952, einer Zusammenstellung der zur Zeit bekannten altsteinzeitlichen Wandmalerei aus Frankreich, erlangte er weltweite Bekanntheit. Dieses Buch ist das Ergebnis von mehr als 700 Tagen unterirdischer Forschung. Breuil strebte darin v.a. eine genaue Wiedergabe und Beschreibung der altsteinzeitlichen Werke und ihre Datierung an.

1918 grub er in einer Höhle bei La-Chapelle-aux-Saints das fast komplette Skelett eines Neandertalers aus. Die Grab-Beilagen bestätigten seine Theorie, das der Steinzeitmensch schon weiter entwickelt gewesen sein musste als bislang angenommen.

Anmerkungen

  1. Vgl. dazu A.H. Broderick, Father of Prehistory. The Abbé Henri Breuil. His Life and Times, New York 1963, Kap. 7: Breuil and Religion (S. 129-142).


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