Henry Thoreau

Henry Thoreau
Henry David Thoreau, 1856
Erste Seite der ersten Druckausgabe von Resistance to Civil Government, 1849

Henry David Thoreau (sprich: [ˈθɔɹoʊ] oder [θəˈɹoʊ], * 12. Juli 1817 in Concord, Massachusetts; † 6. Mai 1862 ebenda) war ein US-amerikanischer Schriftsteller und Philosoph.

Inhaltsverzeichnis

Biographie

Thoreau wurde am 12. Juli 1817 als Sohn eines Bleistiftfabrikanten geboren und studierte von 1833 bis 1837 an der Harvard University. Er war für kurze Zeit als Lehrer tätig, da er jedoch „keinen Gebrauch von der unerlässlichen körperlichen Züchtigung“ machte, überwarf er sich mit der Leitung seiner Schule und quittierte seinen Dienst. 1838 gründete er mit seinem Bruder John eine eigene Privatschule. Als der Bruder an Tuberkulose erkrankte und schließlich starb, wurde die Schule geschlossen. Henry David Thoreau lernte 1841 Ralph Waldo Emerson kennen, der als Dichter, Unitarier und Philosoph die unitarische Bewegung des amerikanischen Transzendentalismus begründet hatte, dem ein großer Kreis amerikanischer Dichter und Denker angehörte. Zeitweilig lebte er in seinem Haus.

Unter Emersons Einfluss entwickelte Thoreau reformerische Ideen. Am 4. Juli 1845, dem Unabhängigkeitstag, bezog Thoreau eine selbstgebaute Blockhütte bei Concord am Walden-See, auf einem Grundstück Emersons. Hier lebte er etwa zwei Jahre zwar alleine und selbständig, aber nicht abgeschieden. In seinem Werk Walden. Or life in the Woods (deutsch: Walden. Oder das Leben in den Wäldern) beschrieb er sein einfaches Leben am See und dessen Natur, aber er integrierte auch Themen wie Wirtschaft und Gesellschaft.

Den 23. Juli 1846 verbrachte Thoreau im Gefängnis, weil er sich weigerte, Steuern zu zahlen und mit diesen die amerikanische Regierung (und damit die Sklaverei und den expansiven Mexiko-Krieg) zu unterstützen. Der Krieg begann allerdings erst kurze Zeit vor Thoreaus Inhaftierung, die Steuerschulden waren deutlich älter. Die Schulden wurden beglichen; von wem, lässt sich nicht endgültig klären. Inspiriert durch die Nacht im Gefängnis verfasste Thoreau den Essay Resistance to Government (1849), welcher unter dem späteren Titel Civil Disobedience bekannt wurde (dt. Über die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat). Die Schrift avancierte zum Standardwerk und Namensgeber des Zivilen Ungehorsams und diente u.a. Mahatma Gandhi und Martin Luther King als Inspirationsquelle für den gewissensgeleiteten, gewaltfreien Widerstand gegen die Obrigkeit.

Ab 1849 verdiente H.D. Thoreau seinen Lebensunterhalt als Landvermesser, Gelegenheitsarbeiter und Vortragsreisender. Dabei wetterte er immer wieder gegen soziale Ungerechtigkeit und Sklaverei. 1857 lernte er den militanten Sklaverei-Gegner und Guerilla-Kämpfer John Brown kennen, der mit seinen Anhängern einen „Privatkrieg“ gegen die Sklaverei führte und deswegen zwei Jahre später gehenkt wurde. Obwohl Henry David Thoreau weiter den gewaltlosen Widerstand favorisierte, zeigte er in Essays und einem Gedicht großen Respekt vor John Brown, den er gar mit Christus verglich.

Werke

  • Walden. Oder das Leben in den Wäldern, Diogenes Verlag, ISBN 3-257-20019-6
  • Über die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat (Essay) u. a., Diogenes Verlag, ISBN 3-257-20063-3 und ISBN 3-257-06460-8
  • Aus den Tagebüchern (1837–1861), Tewes Verlagsbuchhandlung, Dez. 1996, ISBN 3-980-22571-2
  • Leben aus den Wurzeln, (posthume Zusammenstellung) Herder, Texte zum Nachdenken, Freiburg 1978, ISBN 3-451-07655-1
  • Vom Spazieren, Diogenes Verlag, ISBN 3-257-23463-5 / Vom Wandern, Verlag der Manufactur, 1983, ISBN 3-88080-023-5

Literatur

  • Heiner Feldhoff: Vom Glück des Ungehorsams. Die Lebensgeschichte des Henry David Thoreau. Beltz & Gelberg, Weinheim 1989. ISBN 3407806833
  • Hans Dieter u. Helmut Klumpjan: Henry D. Thoreau. RoRoRo Bildmonographie Nr. 50356. Rowohlt, Reinbek 1986, 2000 (3. Aufl.). ISBN 3499503565
  • Henry Petroski: Der Bleistift. Die Geschichte eines Gebrauchsgegenstands. Basel; Boston; Berlin: Birkhäuser, 1995. ISBN 3-7643-5047-4

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