Herbert Belter

Herbert Belter

Herbert Belter (* 21. Dezember 1929 in Greifswald; † 28. April 1951 in Moskau) war ein Widerstandskämpfer in der DDR. Er wurde wegen seines Engagements in der nach ihm benannten Belter-Gruppe hingerichtet.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Ausbildung

Zwischen 1936 bis 1945 besuchte Herbert Belter die Mittelschule in Rostock. Der Wunsch, das Abitur abzulegen wurde durch die Nachkriegswirren zunächst verhindert. Belter absolvierte statt dessen von Oktober 1946 bis 1948 eine Ausbildung zum kaufmännischen Angestellten an der Wirtschaftsschule in Rostock und arbeitete im Anschluss bei der Hafenverwaltung in Rostock. Gleichzeitig besuchte er die Vorstudienschule in Rostock, die der im Juli 1949 mit dem Abitur abschloss. Er bewarb sich um einen Studienplatz an der Universität Leipzig und wird im Oktober 1949 als Student der Volkswirtschaftslehre und der Gesellschaftswissenschaft immatrikuliert[1].

Politischer Widerstand und Hinrichtung

An der Universität sieht sich Herbert Belter der zunehmenden politischen Repression und Gleichschaltung der Institutionen gegenüber. Auch wenn er durch die letzte große Verhaftungswelle gegen demokratisch gesinnte Studenten 1948 nach Auflösung des Studentenrates und die Verhaftung dessen Vorsitzenden Wolfgang Natonek gewarnt war, entschloss sich Belter, zur Oppositionsarbeit, die ihn das Leben kosten sollte. Er scharte eine Gruppe Gleichgesinnter um sich und begann, Informationen über die Lage in der „Zone“ an den RIAS zu liefern und umgekehrt an der Universität durch Flugblätter (analog der Weißen Rose im Nationalsozialismus) für Gegenöffentlichkeit zu sorgen.

Details der Arbeit sind im Artikel Belter-Gruppe beschrieben.

Anlässlich der ersten „Wahlen“ der Volkskammer verteilt die Gruppe am 5. Oktober 1950 Flugblätter in der Innenstadt von Leipzig und erhebt die Forderung nach freien Wahlen. Auf dem Rückweg wird Herbert Belter verhaftet. Eine Wohnungsdurchsuchung bei ihm liefert der Polizei Flugblätter und Schriften und Informationen auf die anderen Beteiligten.

Die Polizei liefert die Mitglieder der Belter-Gruppe an den KGB aus. Die Verhafteten werden nach Moskau gebracht und dort in einem nichtöffentlichen Geheimverfahren am 20. Januar 1951 verurteilt. Herbert Belter wurde als Rädelsführer zum Tode verurteilt, die anderen meist zu 25 Jahren Zwangsarbeit.

Belter selbst bekannte sich vor Gericht zu den Vorwürfen und führte aus: „Ich habe mich illegal betätigt, weil ich unzufrieden war mit der Situation an der Leipziger Universität. Wir hatten keine Gewissensfreiheit, keine Redefreiheit und keine Pressefreiheit.“

Herbert Belter wurde am 28. April 1951 ohne Kenntnis der Öffentlichkeit erschossen. Das Verfahren und die Hinrichtung blieben geheim, bis die Vorgänge nach 1990 aus den geöffneten russischen Archiven rekonstruiert werden konnten. Die russische Justiz hat inzwischen eine offizielle Rehabilitierung ausgesprochen.

Belters Leiche wurde nicht den Angehörigen übergeben, sondern im damals einzigen Moskauer Krematorium auf dem Donskoi-Friedhof in Moskau eingeäschert und die Asche dort in ein Massengrab geworfen.

Ehrungen

Die Universität Leipzig ehrt Herbert Belter gemeinsam mit anderen Opfern der beiden deutschen Diktaturen in ihrem Ehrenbuch[2].

Im Jahr 1996 ehrte die Universität Leipzig Herbert Belter mit einer Ausstellung.

Quellen

  1. "Ich habe mich illegal betätigt" Universitätsjournal 7/99, Universität Leipzig
  2. Ehrung von Herbert Belter durch die Uni Leipzig
  • Jörg Rudolph, Frank Drauschke, Alexander Sachse; Hingerichtet in Moskau : Opfer des Stalinismus aus Sachsen 1950-1953; Leipzig 2007; ISBN 978-3-374-02450-6
  • Jens Blecher, Gerald Wiemers (Hrsg.); Studentischer Widerstand an den mitteldeutschen Universitäten 1945 bis 1955; Leipziger Universitäts Verlag 2005

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