Herbert Behrens-Hangeler

Herbert Behrens-Hangeler

Herbert Behrens-Hangeler (* 3. August 1898 in Berlin; † 20. November 1981 in Fredersdorf) war ein deutscher Maler, Grafiker und Schriftsteller.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Behrens-Hangeler trat in den 1910er Jahren mit abstrakten Bildern, Collagen, dadaistischen Gedichten und Theaterstücken hervor. Im Ersten Weltkrieg war er von 1917 bis 1918 Soldat und wurde verwundet. 1919 war er in Bielefeld Mitbegründer der Künstlergruppe „Der Wurf”.

Er studierte Malerei bei Hans Baluschek und Lovis Corinth und Musik bei Ferruccio Busoni. 1921 bis 1933 war er Mitglied der Novembergruppe Berlin. Hier arbeitete er journalistisch, unter anderem als Redakteur für Sport und Reisen der Täglichen Rundschau der Deutschen Volkspartei (DVP) und nahm an Ausstellungen in Bielefeld, Moskau und den Großen Berliner Kunstausstellungen teil. 1932 gründete er unter anderen mit Lyonel Feininger und Karl Hofer die Gruppe „Selection”. Im Dritten Reich galt seine Kunst als entartet. Insbesondere eine Denunziation des Malers Wolfgang Willrich, einem fanatischen Verfechter der nationalsozialistischen Kunstpolitik, machte eine öffentliche Arbeit Behrens-Hangelers als bildender Künstler unmöglich. Behrens-Hangeler arbeitete als Fachmann für Farbfilme in der Filmindustrie, als Regisseur und Kameramann bei Testaufnahmen für Farbfilme und Berater für Trick- und Versuchsaufnahmen der Tobis.

Nach 1945 beschäftigte er sich mit experimenteller Fotografie. Nach Angriffen des Hohen Kommissars der UdSSR in Deutschland Semjonow 1951 galt seine Kunst in der DDR als „formalistisch”. 1949 bis 1963 arbeitete er als Lehrer für Farblehre und Maltechnik an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Sein berühmtester Schüler war Georg Baselitz. Seit 1961 verfasste er Texte für das Lexikon der Kunst des Seemann-Verlags Leipzig.

Herbert Behrens-Hangeler war Sohn des Reichstagsabgeordneten Franz Behrens und Bruder des Expressionisten Franz Richard Behrens. [1]

Die Anfeindungen im Rahmen der Formalismusdebatte gegen Behrens-Hangeler erreichten im Januar 1951 einen traurigen Höhepunkt. In dem Artikel Wege und Irrwege der modernen Kunst in der Zeitung Tägliche Rundschau wurden mehrere Künstler scharf angegriffen. Behrens-Hangeler vertrete eine "noch schärfer ausgeprägte formalistische Richtung". Er und weitere Künstler "...versuchen, die bildende Kunst ihrer hohen ideellen und gesellschaftlichen Bedeutung zu berauben und sie in den Sumpf der Ideenlosigkeit, der Mystik und der Banalität hinabzuzerren."[2]

Die Formalismus-Vorwürfe liesen Behrens Hangeler in eine innere Emigration gehen. Er beteiligte sich nicht mehr am staatlich gelenkten Ausstellungsbetrieb. Bereits todkrank überzeugte ihn Hans-Peter Schulz zu einer emotionsvollen letzten Ausstellung, die am 29. August 1981 in der Leipziger Galerie am Sachsenplatz eröffnet wurde. Nach seinem Tod wurde anläßlich seines 90. Geburtstages 1988 eine Werkschau in der Dresdener Kunstausstellung Kühl eröffnet. Die Eröffnungsrede hielt Klaus Werner.[2]

Werke (Auswahl)

  • Vegetation, 1921
  • Nocturno, 1924
  • In unserem Jahrhundert/Unser technisches Zeitalter, 1925/1932/1948
  • Artisten, um 1925-28
  • Hemingway, 1927
  • Orchesterbild, 1960

Literatur

  • Gisela Schulz: Herbert Behrens-Hangeler: Arbeiten aus den Jahren 1918 bis 1976, Galerie am Sachsenplatz, Leipzig, 1981 (Ausstellungskatalog)
  • Hans-Georg Sehrt (Hrsg.): Herbert Behrens-Hangeler: 1898-1981, Hallescher Kunstverein/Stadtmuseum Halle, 2004 (Ausstellungskatalog)
  • Günter Feist (Hrsg.): Kunstdokumentation SBZ/DDR 1945-1990: Aufsätze, Berichte, Materialien. DuMont, Köln 1996, ISBN 3-7701-3846-5. (S. 202-217)
  • Hermann Raum (Hrsg.): Bildende Kunst in der DDR. edition ost, Berlin 2000, ISBN 3-89793-000-5.
  • Anke Scharnhorst: Behrens-Hangeler, Herbert. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Ch. Links Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4, Band 1.
  • Gedichte, Siegen 1987

Filmographie

  • 2004 Fluchtburg Fredersdorf. Herbert Behrens-Hangeler – Ein Abstrakter in der DDR (Film von Ursula und Günter Feist)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Christoph Buchwald: Jahrbuch der Lyrik 2005, C. H. Beck, München, 2004 ISBN 978--340651708-2, S. 187
  2. a b Günter Feist und Eckhart Gillen: Kunstkombinat DDR. Verlag Dirk Nishen für den Museumspädagogischen Dienst Berlin, 2. Aufl. 1990, ISBN 3889400647

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