Herkunftsanalyse

Herkunftsanalyse
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Beim Begriff der Herkunftsanalyse wird die genetische Untersuchung der geographischen Herkunft eines Menschen definiert. Durch die Analyse der mitochondrialen DNA und des Chromosoms erfährt man seine Haplogruppe, sein Urvolk und sein Ursprungsland. Die Herkunftsanalyse ist eine neue Branche der DNA-Genealogie.

Durch die Analyse erfährt man drei Herkünfte in drei verschiedene Epochen. Die Haplogruppe zeigt Ihre Herkunft während der Urzeit (vor ca. 40 000 Jahren). Das Urvolk zeigt Ihre Abstammung in der Antike (900 v. Chr.–900 n. Chr.). Das Ursprungsland zeigt, wo Ihre Vorfahren während des 11.–13. Jahrhunderts gelebt haben.

Inhaltsverzeichnis

Ursprung der Herkunftsanalyse

Mitte der achtziger Jahre bestimmte der Genetiker Allan Wilson von der Universität von Kalifornien mit Hilfe der Mitochondrial-DNA, wo die ersten Menschen herkamen. Der Vergleich dieses Teils des Erbguts führte zur Erkenntnis, dass Frauen afrikanischer Herkunft eine doppelt so große Vielfalt von DNA-Varianten haben wie die weibliche Bevölkerung anderswo. Da die Mutationen in regelmäßigen Abständen auftreten, folgerte er, dass der Homo sapiens sapiens doppelt so lange in Afrika lebte wie in anderen Teilen der Welt.

Forscher gehen heute davon aus, dass alle Menschen mit einer einzigen Frau verwandt sind: mit der „mitochondrialen Eva“. Sie lebte vor etwa 150 000 Jahren in Afrika und war damals gewiss nicht die einzige Frau. Aber die Analyse unserer Gene zeigt, dass die gesamte Menschheit über eine ununterbrochene Kette von Müttern von dieser Frau abstammt. Zur mitochondrialen Eva gibt es analog den „Y-Chromosom-Adam“, unser aller Urvater. Auch er stammt aus Afrika. Zunehmend genauere DNA-Untersuchungen haben dieses Anfangskapitel unserer Geschichte wiederholt bestätigt: Alle Menschen der Erde, egal, welcher Hautfarbe, leiten ihre Herkunft von afrikanischen Jägern und Sammlern ab. Wenn sämtliche Menschen ihre DNA von denselben Urahnen geerbt haben, drängt sich die Frage auf, warum die DNA aller Menschen nicht genau gleich ist. Wieso ähneln sich nicht alle Menschen auf der Erde wie eineiige Zwillinge?

Durch die Studien des Biologen Luigi Luca Cavalli-Sforza wurde die Haplogruppenforschung revolutioniert, denn er benutzte zum ersten Mal die Genetik als Instrument, um die Theorien der Sprach- und Geschichtswissenschaft zu überprüfen. Wenn zwei Völker eine gemeinsame Herkunft haben, müssen sich auch genetisch verwandt sind. Durch diese These konnten viele Geschichtstheoreme bewiesen werden, während andere Theorien, vor allem in der Sprachwissenschaft widerlegt wurden. Sprachlich verwandte Völker müssen genetisch nichts miteinander gemeinsam haben.

Die Analyse des Y-Chromosoms und der mitochondrialen DNA ermöglicht uns heute die Herkunft unserer Vorfahren immer genauer zu untersuchen. Während man vor fünf Jahren nur Nordeuropa als Herkunft angeben können, ist es heute möglich, sogar das Herkunftsland zu bestimmen.

Wie kann eine Familie genetisch unterschieden werden?

Die DNA ist bei allen Menschen zu 99.9 % identisch. Die restlichen 0,1 % sind die Ursache für individuelle Unterschiede (z. B. Augenfarbe, bestimmte Erkrankungsrisiken oder Abweichung mit keiner ersichtlichen Funktion). Ab und zu kommt es in den funktionslosen Abschnitten der DNA zu einer zufälligen, harmlosen Veränderung, einer Mutation. Allen Nachkommen wird diese Mutation vererbt. Erscheint dieselbe Mutation Generationen danach in der DNA von zwei Menschen, wird ersichtlich, dass sie einen gemeinsamen Vorfahren haben. Die Mutationen bilden so die Grundlage für die Erstellung eines genetischen Stammbaums.

Wie kann die DNA etwas über meine Herkunft aussagen?

Der Vergleich der mitochondrialen DNA (mtDNA) und der DNA des Y-Chromosoms bei Menschen verschiedener Bevölkerungsgruppen gibt Genetikern eine Vorstellung davon, wann und wo sich diese Gruppen in den Völkerwanderungen rund um die Erde bewegt haben. Mutationen markieren nicht nur einzelne Familien, sondern auch ganze Bevölkerungsgruppen. Indem man die Häufigkeit oder das Auftreten bestimmter Mutationen (Marker) untersucht, kann der komplexe Stammbaum unserer Menschheit in einzelne Äste unterteilt werden. Geht nun eine Bevölkerungsgruppe auf Wanderschaft oder lebt sie für lange Zeit geographisch isoliert – es findet also kein genetischer Austausch mit anderen Gruppen statt – entwickelt sie ein eigenes Mutationsmuster. Sie wird zu einer Haplogruppe mit genetischen Merkmalen, die unverwechselbar sind. Jede dieser Gruppen steht für einen Zweig des menschlichen Stammbaums: In Europa sind zum Beispiel andere Haplogruppen verbreitet als in Afrika oder in Asien. Selbst gesellschaftliche und religiöse Traditionen hinterlassen ihre Spuren im Erbgut, da die Angehörigen mancher Gruppen bevorzugt untereinander heiraten. Obwohl z. B. Kelten und Germanen oft aufeinander trafen, gab es kaum Vermischungen. Das gleiche gilt z. B. auch für Juden, die über Jahrhunderte isoliert lebten und somit spezifische genetische Merkmale erhalten haben. Selbst wo die Geschichtsschreibung aufhört, kann die DNA-Genealogie die Forschung weiterbringen und die Geschichte der Menschheit entschlüsseln. Dank der so genannten molekularen Uhr kann der Zeitpunkt der Trennung zweier Linien und die Lebensepoche des letzten gemeinsamen Vorfahren ermittelt werden. Die Erbgut-Analysen enthüllen zugleich die Wanderlust der ersten Menschen. So fanden Forscher auffällige Übereinstimmungen zwischen Volksgruppen in Indien und Ozeanien und Australien oder zwischen Sibiriern und Ureinwohnern Amerikas. Dank der molekularen Uhr können also nicht nur Zeitpunkt und Ursprung der Wanderung bestimmt werden, sondern auch wie Völker miteinander verwandt sind. Auf diese Weise wurde z. B. die Abstammung der Basken entdeckt.

Was wird bei einem DNA-Genealogie-Test analysiert?

Die DNA ist ein Molekül, das die genetische Anleitung für alle Funktionen und Substanzen des Körpers enthält. Sie sieht aus wie eine Wendeltreppe. Jede Stufe wird aus jeweils zwei Basen gebildet. Es gibt vier verschiedene Basen: Guanin, Thymin, Cytosin und Adenin. Wenn man sich die Basen als farbige Legoteile vorstellt, dann gäbe es vier Farben und jede Stufe der Wendeltreppe wäre zweifarbig.

Die gesamte DNA eines Menschen nennt man Genom. Es enthält die genetische Anleitung für alle Funktionen und Substanzen seines Körpers. Das Genom haben wir von unseren Vorfahren geerbt. Es wird in jeder Generation neu aus den Erbanlagen der Eltern zusammengemischt, sodass sich genetische Spuren nach und nach verlieren.

Nur in zwei Bereichen wird die DNA nicht neu vermischt:

  • im Y-Chromosom, das vom Vater an den Sohn weitergegeben wird und
  • in der DNA der Mitochondrien (mitochondriale DNA), die alle Kinder

von ihrer Mutter erhalten.

Man kann sich die mitochondriale DNA oder das Y-Chromosom als das genetische Familienwappen einer Linie vorstellen. Jedes Mitglied der väterlichen Linie trägt das gleiche Y-Chromosom ähnlich einem Wappenring. Im Laufe der Zeit wird dieser Ring mehrmals weitergegeben und die Gravur schwächer, so dass das Familienwappen nicht mehr klar erkennbar ist. Die DNA kriegt neue Mutationen, so dass sich das DNA-Profil von nahen Verwandten stärker ähnelt, als das DNA-Profil von zwei Männern mit einem gemeinsamen Vorfahren, der vor 600 Jahren gelebt hat.

Das Y-Chromosom

Die Chromosomen bestehen aus DNA und Proteinen. Jede Körperzelle hat in Ihrem Zellkern je 23 Chromosomenpaare (Ausnahme: Eizellen und Spermien haben 23 einzelne Chromosomen). Eines dieser Paare ist das Geschlechts-Chromosomenpaar. Frauen haben zwei X-Chromosomen, Männer ein X- und ein Y-Chromosom. Das Y-Chromosom wird unverändert vom Vater an den Sohn weitergegeben. Jeder Mann bekommt also sein genetisches Familienwappen der väterlichen Linie von seinem Vater vererbt.

Bei einem DNA-Test werden bestimmte bekannte DNA-Sequenzen (Marker) untersucht. Diese Marker heißen DYS und haben verschiedene Ausprägungen (Allele). Die Allele werden mit Nummern definiert, die der Anzahl der sich wiederholenden Sequenzabschnitte dieses Markers entsprechen. In der Abbildung hat z. B. der Marker DYS 393, den Allelwert 13. Der Sequenzabschnitt wiederholt sich also 13 Mal.

PANEL 1 (1-12) Locus 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 DYS# 393 390 19* 391 385a 385b 426 388 439 389-1 392 389-2 Alleles 13 24 14 11 11 14 12 12 13 13 13 28

Abb. Beispiel für ein Y-DNA-Profil mit 12 Markern

Alle Männer der väterlichen Linie des betreffenden Probanden haben bei diesem Marker den gleichen Allelwert. Alle Männer der gleichen väterlichen Linie tragen zwar den gleichen Wappenring, doch mit der Zeit wird die Gravur schwächer – es gibt Mutationen in der DNA. In unserem Beispiel hat dann ein Mann vielleicht im DYS 393 nicht 13, sondern 12 oder 10. Allgemein gilt: Je höher die Anzahl von übereinstimmenden Markern, desto näher die Verwandtschaft zweier Männer. Eine Übereinstimmung von 37 aus 37 Marker bedeutet, dass der letzte gemeinsame Vorfahre vor 7 Generationen gelebt hat, während 35 gemeinsame aus 37 Markern nur noch eine Verwandtschaft in den letzten 14 Generationen bedeutet. Da nur eine hohe Zahl von gemeinsamen Markern auf eine Verwandtschaft hinweist, ist ein Test, bei dem viele Marker untersucht werden, notwendig, um Verwandte von genetisch ähnlichen Linien zu trennen.

Die mitochondriale DNA

Die mitochondriale DNA (mtDNA) befindet sich auch in jeder Zelle, aber außerhalb des Zellkerns in den so genannten Mitochondrien. Die mtDNA ist ein ringförmiges doppelsträngiges DNA-Molekül und besteht aus 16’569 Basenpaaren mit 37 Genen. Da die mtDNA eine höhere Mutationsrate als die DNA des Zellkerns aufweist und nur von der Mutter vererbt wird, ist sie ein wertvolles Werkzeug für die Erforschung der menschlichen Abstammung. Vor allem an zwei Stellen der DNA, den hypervariablen Regionen HVR1 und HVR2, enthält die mtDNA sehr viele Muster. Dies ermöglicht es uns, die einzelnen Linien gut zu unterscheiden. Die mtDNA wird intakt von der Mutter auf das Kind vererbt. Jeder Mensch – ob Mann oder Frau – erbt seine mtDNA ausschließlich von seiner Mutter. Die mtDNA stellt also unser mütterliches Familienwappen dar. Bei einer mtDNA-Analyse werden 569 Basenpaare sowie die Regionen HVR1 und HVR2 untersucht. Diese Resultate werden mit der Cambridge Reference Sequence (CRS) verglichen. Die CRS, eine standardisierte Sequenz der mtDNA, bildet den Vergleichsmassstab für die Darstellung der mtDNA-Resultate. Im Resultat werden also nur die Abweichungen zu dieser standardisierten Sequenz dargestellt. Die unterschiedlichen Abweichungen ermöglichen eine Aussage über die Nähe der Verwandtschaft zweier Personen. Die Abweichungen zur CRS werden mit dem Platz und mit der mutierten Base benannt: z. B. bedeutet 16126C, dass auf dem Platz 16126 ein C an Stelle des im CRS vorkommenden T ist. Alle Personen der gleichen mütterlichen Linie haben die gleichen Mutationen, doch erst die volle Übereinstimmung in den zwei HVR-Zonen weist auf eine nahe Verwandtschaft in den letzten 8 Generationen hin.

HVR1: 16357C, 163547T, 163547A HVR2: 152G, 263C, 315.1D

Abb. Beispiel für mtDNA-Werte

Auf welche Daten beruhen diese Ergebnisse?

Die Haplogruppen- und die Urvölkerbestimmung basieren auf der wissenschaftlichen Analyse in den Bereichen Genetik und Anthropologie. Durch die Analyse der SNP (Single Nucleotide Polymorphism) werden die Haplogruppen und Urvölker bestimmt. Die SNP sind Variationen von einzelnen Basenpaaren in einem DNA-Strang. Da sie häufig auftreten und sehr variabel sind, haben sie eine große Bedeutung in der Herkunftsforschung.

Sobald eine Menschengruppe unter sich bleibt und sich unter sich vermehrt, geschehe dies aus territorialen oder sozialen Gründen, wird das Genpool immer kleiner und somit auch homogener, so dass immer wieder die gleichen Profile ausgetauscht werden. Dadurch kommen bestimmte Marker in einer Gruppe häufiger vor als bei anderen Gruppen, so dass die Abstammung aus dieser Gruppe durch diese Marker markiert wird.

Um genau diese spezifische Marker zu finden, gibt es verschiedene Methoden: Man vergleicht die DNA von heute lebenden Menschen und untersucht, ob man genetische Gemeinsamkeiten findet; man isoliert die DNA aus archäologischen Knochenfunde und untersucht, ob dieses Urvolk eine genetische Singularität aufweist, oder man kombiniert beide Methoden.

Um die jüdische Herkunft analysieren zu können, wurden keine Funde aus der Antike untersucht, sondern die DNA von heute lebenden Juden aus der ganzen Welt verglichen. Auf diese Weise entdeckte man diverse Haplogruppen und Marker, die unter Juden häufiger vorkommen als in andern Volksgruppen. Achtung! Die Abstammung aus dem jüdischen Volk kann untersucht werden und nicht die Zugehörigkeit zu einer Religion. Zudem ist das jüdische Volk so stark verbreitet, dass wir nicht nur eine Haplogruppe oder ein Profil haben, sondern mehrere.

Bei den Etruskern dagegen wurde das Profil allein durch die Extraktion von DNA aus archäologischen Funden entdeckt. In dem man Funde aus verschiedene Ausgrabungsstätte verglich, konnte genetische Gemeinsamkeiten entdekt werden, die nur unter Etruskern vorzufinden sind.

Ein Beispiel für die Kombination beider Methoden ist die Analyse des keltischen und des germanischen Profils. Beide Völker lebten zur gleichen Zeit am gleichen Ort, so dass Leichen ohne den Einbezug der herumliegenden Gegenständen archäologisch nicht einteilbar sind. Um die Völker differenzieren zu können, wurden die aus den Funden extrahierte DNA mit der DNA von heute von typisch keltischen Gegenden abstammenden Menschen verglichen. Auf diese Weise wurde die genetische Singularität der Kelten entdeckt. Das germanische Profil war sozusagen ein Nebenresultat dieser Studien.

Achtung! Bei der Herkunftsanalyse können nur Völker untersucht werden, die eine genetische Singularität aufweisen. Allein dieses Merkmal ist wichtig und nicht deren politische oder historische Bezeichnung. Nicht alle Urvölker, die historische existiert haben, weisen auch eine genetische Individualität auf. Politische Reiche wie das Römische waren zwar groß, aber es fand keine Auswanderung der Römer in diese Gebiete statt. Gleichzeitig können auch Völker aussterben oder sich so stark vermischen, dass man sie genetisch nicht differenzieren kann.

Als Urvölker sind hier Völker aus der Antike gemeint, die sich nicht nur durch eine eigene Sprache, Kultur und Geschichte definieren, sondern auch eigene DNA-Profile aufweisen. Wichtig ist also nicht die gemeinsame sprachliche Abstammung oder die historisch-anthropologische Einordnung, sondern die individuelle genetische Ausprägung des Volkes.

Dank Erbmaterial-Analysen von archäologischen und anthropologischen Funden konnte die DNA von Kelten, Germanen, Illyrer, Germanen, Slawen, Wikinger, Skythen, Iberer, Araber, Berber, Perser, Turkvölkern, Finnougrer, Balten, Hunnen, Gepiden, Alanen, Wandalen, und noch vielen mehr isoliert werden. In Fällen, wo die Funde nicht einer Kultur eindeutig zugeteilt werden konnten, wurden die gewonnen DNA-Profile mit dem Erbmaterial von Menschen aus einer diesem Volk zugeteilten Region verglichen. Auf diese Weise konnte z. B. das keltische Profil entdeckt werden.

Die Archäologie bedient sich der Objekte, die bei einem Grab gefunden werden. Diese Objekte lassen einen Rückschluss auf die zugehörige Kultur zu. Problematisch wird es dann, wenn die gefundene Leiche zum Beispiel während der Jagd oder in der Hitze eines Gefechts zu Tode kam und somit kein Begräbnis stattfand. Da Kelten und Germanen sich bestimmte Gebiete teilten, konnten diese Funde lange Zeit nicht eindeutig identifiziert werden. Dank des Vergleichs dieser Profile mit Menschen aus typischen keltischen Gegenden, in denen noch die gälische Sprache benutzt wird, konnte das keltische Profil entdeckt werden. Die „germanische DNA“ war dann ein Nebenprodukt dieser Studie, die im Ausschlussverfahren entstand.

Diverse Studien von iGENEA belegen, wie vielfältig unsere Wurzeln sind und wie weit und oft unsere Vorfahren gewandert sind. Selbst wenn unsere Eltern aus dem gleichen Bauerndorf abstammen, ist es wahrscheinlich, dass sie verschiedene Abstammungen haben. Wir können zwar die Urvölker genetisch differenzieren, doch damit werden keine „Rassen“ oder genetisch homogene Herkünfte bestimmt. Sie werden vielleicht in einer Linie keltisch sein, aber in der anderen germanisch. Jede Linie hat eine Herkunft, aber unsere DNA hat zahlreiche Linien.

Out-of-Africa

Siehe Hauptartikel Out-of-Africa-Theorie

Nach der „Out-of-Africa“-Theorie entstand die Menschheit in Afrika. Von dort aus machte sich der Homo erectus vor mindestens 1.75 Millionen Jahren auf und besiedelte Asien und Europa. Aus ihm entwickelten sich lokal unterschiedliche Menschenformen wie z. B. der Neandertaler. Vor höchstens 100.000 Jahren brach ein anderer, neuer Mensch auf, um sich die Erde untertan zu machen: Der vor ungefähr 200.000 Jahren in Afrika entstandene Homo sapiens sapiens. Da fängt die Geschichte des modernen Menschen an. Die ausgewanderte Gruppe von Jägern und Sammlern bestand insgesamt aus nicht mehr als ein paar hundert Menschen, aus denen aber 200.000 Jahre später über 6.5 Milliarden Nachkommen herausgegangen sind: die heutige Bevölkerung der Erde. Sowohl archäologische Befunde, als auch anthropologische Schädeluntersuchungen und die neusten Erkenntnisse der DNA-Forschung bestätigen die „Out-of-Afrika“-Theorie.

Zwischen dem ursprünglichen Homo sapiens sapiens und dem heutigen modernen Menschen liegen Jahrtausende des Kampfs ums Überleben, der Wanderungen, der Isolation und der Eroberung. Die meisten Details sind bis heute unbekannt. Sicher ist, dass diese Menschen ihren Heimatkontinent verlassen haben, um die ganze Welt zu besiedeln.

Die Wanderung

Vor etwa 70.000 bis 50.000 Jahren ist eine kleine Gruppe von Afrikanern ins westliche Asien hinüber gewandert. Alle Nichtafrikaner haben spezielle DNA-Varianten, die auch diese ersten Auswanderer kennzeichneten. Manche Archäologen sind der Ansicht, dass die Emigration mit einer kulturellen Revolution korreliert, die bessere Werkzeuge, größere soziale Netzwerke, Kunstwerke und Körperschmuck einschloss. Auf der Wanderung nach Asien standen ihnen zwei Wege offen. Einer führte das Niltal hinauf, dann über die Sinai-Halbinsel und nach Norden in die Levante; der zweite mit Booten über den südlichen Ausläufer des Roten Meers nach Arabien. Als vor 70.000 Jahren die letzte Eiszeit begann, sank der Meeresspiegel. Der Wasserweg wird damals also kaum mehr als ein paar Kilometer breit gewesen sein.

Genetische Spuren deuten darauf hin, dass sich die Gruppe nach der Ankunft in Asien aufteilte. Eine blieb im Nahen Osten, die andere zog entlang der Küsten um die Arabische Halbinsel nach Indien und noch weiter nach Osten. Möglicherweise drang jede Generation jeweils nur ein paar Kilometer weit vor, so dass es weniger Wanderungen als vielmehr ein paar Schritte den Strand entlang waren. Vor 45.000 Jahren erreichten die Menschen den Südosten Australiens. Irgendwann während dieser Zeit wurde dort ein Mann an einer Stelle beerdigt, die wir heute den Lake Mungo nennen. Unter dem Grab fanden Forscher Gegenstände in Erdschichten, die bis zu 50.000 Jahre alt sein können. Es sind die ältesten Beweise für Menschen weit jenseits von Afrika. Auf den 13.000 Kilometern zwischen Afrika und Australien gibt es keine sichtbaren Hinweise auf die frühen Menschen. Sie sind möglicherweise durch den Anstieg des Meeresspiegels nach dem Ende der Eiszeit nicht mehr auffindbar. Doch eine genetische Spur blieb erhalten: Eine indigene Bevölkerung auf der Inselgruppe der Andamanen vor der Küste von Myanmar, in Malaysia und in Papua-Neuguinea weise Anzeichen einer alten mitochondrialen Abstammungslinie auf, die die frühen Migranten hinterließen.

Menschen im übrigen Asien und in Europa haben andere, jedoch ebenso urzeitliche mtDNA- und Y-Chromosom-Abstammungslinien. Sie weisen auf die Herkunft des zweiten, sich langsamer bildenden Zweigs der afrikanischen Emigration. Anfangs verzögerten unwegsames Gelände und das eiszeitliche Klima dessen Vorankommen. In Europa lebten zudem die Neandertaler, Abkömmlinge viel früherer, prämoderner Menschen aus Afrika. Vor etwa 40.000 Jahren drang der Homo sapiens sapiens schließlich in das Land der Neandertaler vor. In der Le-Conte-Höhle in Frankreich deuten Gegenstände der Neandertaler und früher moderner Menschen in übereinander liegenden Erdschichten darauf hin, dass die beiden Menschenarten zusammen getroffen sein können. Wie sie miteinander umgingen ist bis heute ein großes Geheimnis. Man weiß nur, dass der moderne Mensch, der über weit bessere Werkzeuge verfügte, die Neandertaler immer mehr verdrängte, bis sie irgendwann ganz ausstarben. Nach bisherigen Erkenntnissen gab es keine gemeinsamen Nachkommen der beiden Gruppen.

Ungefähr zu der Zeit, als der moderne Mensch nach Europa kam, breiteten sich Mitglieder derselben Gruppe aus dem Nahen Osten nach Zentralasien aus. Vor etwa 40.000 Jahren erreichten sie Südsibirien. Bevölkerungsgruppen gingen verschiedene Wege, und so verzweigten sich auch ihre genetischen Abstammungslinien. Manche Gruppen lebten isoliert, aber nicht gänzlich abgeschieden.

Die DNA lebender Indianer kann zur Klärung einiger Kontroversen beitragen. Die meisten haben DNA-Varianten, die sie mit Asien in Verbindung bringen – die gleichen Gene finden sich gehäuft bei Menschen, die in der Altai-Region in Südsibirien leben. Möglicherweise begann hier die Wanderung über die Beringsstrasse. Bislang gibt es keine genetischen Hinweise darauf, ob Nord- und Südamerika in einer einzigen früheren Bewegung oder in zwei oder drei Wellen besiedelt wurden. Auch der Zeitrahmen ist vage festzustellen: vor 15.000 oder 20.000 Jahren. Die ersten Amerikaner bewegten sich wahrscheinlich die Küste hinunter um von einem Nahrung bietenden Stück Land zum nächsten zu ziehen, immer zwischen dem kalten Meer und der hoch aufragenden Eiswand. Mit dem amerikanischen Doppelkontinent hatten die Menschen den größten Teil der Erde besiedelt.

Anbieter

DNA-Genealogieanbieter gibt es viele, vor allem in den USA, denn hier werden DNA-Test seit über 10 Jahren als genealogisches Instrument gebraucht. In Europa dagegen ist diese Möglichkeit nahezu unbekannt, dementsprechend ist die Fokussierung der amerikanischen Anbieter auf europäische Herkünfte ziemlich gering.

Allein iGENEA.com aus Zürich hat sich auf die europäische Herkunftsanalyse spezialisiert und zum ersten Mal ein interdisziplinären Fokus angewandt. Die Fokussierung der Forschungsarbeit liegt in der Analyse der europäischen Herkunft und im Vergleich der historischen, anthropologischen und archäologischen Quellen mit den neusten genetischen Erkenntnissen. iGENEA möchte herausfinden, welche Urvölker in Europa genetische Spuren hinterlassen haben und welche spannenden und vielfältigen Wurzeln die Europäer heute noch in sich tragen.

iGENEA ist ein Scharnier zwischen der Geschichtsforschung und der Genetik und versucht interdisziplinär die Vorteile beider Bereiche zu nutzen, um mehr über unsere Herkunft zu erfahren. Während die Geschichtsforschung die zu untersuchende Theorie liefert, ermöglicht die genetische Methode die Auswirkungen und den Wahrheitsgehalt dieser Annahme zu überprüfen.

In der Website finden sich auch Statistiken über die Haplogruppen- und Urvölkerverteilungen der einzelnen Ländern.


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