Naxos-Marmor

Naxos-Marmor
Antike Plastik aus Naxos-Marmor in Alt-Thera gefunden (ausgestellt im Archäologischen Nationalmuseum Athen)
Moderne Sphinx-Plastik vor der Gemeindeverwaltung von Naxos-Stadt
Ein Steinbruch des Naxos-Marmors bei Kinidaros und Moni


Muster des grobkörnigen hellgrauen bis bläulich wirkenden Naxos-Marmors vom Typ „Alexander“ aus Kinidaros
Demeter-Tempel auf Naxos
Die Kirche Aghios Nikolaos bei Sagri mit einem Mauerwerk, das teilweise aus Naxos-Marmor besteht

Der Naxos-Marmor (Handelsnamen: Marmor Alexander) ist ein grobkristalliner, weißer Marmor, der zu Werksteinzwecken auf der griechischen Kykladeninsel Naxos gewonnen wird. Er zählt zu den für die griechische Antike bedeutsamen Marmoren. Bis in die Neuzeit (2009) wird Naxos-Marmor auf der Insel abgebaut.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Verwendungen dieses Marmors sind seit der griechischen Antike nachgewiesen. Er gehört zu den frühesten kommerziell genutzten Sorten der Inselmarmore.[1] Zu den historisch bemerkenswerten Tatsachen zählt, dass die Marmore aus den alten Gewinnungsstellen auf Naxos die grobkörnigsten sind, die in der Antike verarbeitet wurden.[2]

Karl Georg Richard Lepsius vermutete auf Naxos die Herkunft von jenen antiken Marmordachziegeln, die er in Olympia und auf der Athener Akropolis als Materialkundler untersuchte.[3]

Verwendung und Gestaltungen

Der Naxos-Marmor ist ein Bildhauer- und Dekorationsgestein. Er wird für Plastiken und Innenraumgestaltungen eingesetzt. Im mediterranen Bereich findet er auch im Außenbereich Verwendung. Während des Gewinnungsprozesses wird auf frühe Auswahl weißer Volumina geachtet. Dieser Sortierungsaufwand hat direkte Auswirkungen auf den Preis der verkauften Rohmaterialien und Fertigprodukte. Verwendet wird er auf der Insel als Baumaterial für Fenster- und Türportale sowie für Marmorputz; Abraum als Schotter und zum Straßenbau. Exportiert werden jährlich etwa 5.000 m³ hochwertiger Naxos-Marmor.[4]

Auf der Insel befinden sich zahlreiche einfache und künstlerische Verwendungsbeispiele. Dazu zählen eine moderne Sphinx-Statue vor der Stadtverwaltung in der Stadt Naxos, die Reste des Demeter-Tempels bei Sagri, das Poratara – das Wahrzeichen von Naxos – oder viele Mauerwerke in den Ortschaften.

Steinbrüche

Die modernen Gewinnungsstellen liegen bei dem Dorf Kinidaros im zentralen Teil der Insel. Antike Brüche befinden sich am Berg Agios Ioannis im Nordbereich von Naxos und bei Apollonas sowie im Zentralbereich bei Melanes.

Entstehung, Mineralogie, Eigenschaften

Seine Entstehung verdankt der Marmor metamorphen Vorgängen hohen Grades in einer Kontaktzone mit domartigen Aufwölbungen von Migmatiten.[5] Sie sind zwischen diesen Gesteinen eingeschaltet und haben bei den antiken Brüchen eine Mächtigkeit von wenigen bis 30 Metern. Die Schichten streichen in Richtung Nordost.

Der gewonnene weiße Naxos-Marmor besteht zu über 98 Prozent aus Calcit. Akzessorische Begleitminerale sind Dolomit und Silikate sowie Spuren von Graphit und Pyrit. Die Calcitkristalle liegen regellos vor und sind meist durchsichtig. Diese Transparenz erzeugt beim Betrachten eine Tiefenwirkung im Gestein und ist die Ursache für einen blaugrauen Schimmer im eigentlich weißen Marmor, der je nach Lichteinfall unterschiedlich wahrgenommen werden kann. Er führt bis zu 15 Millimeter große Kristalle und ist damit einer der grobkörnigsten Marmor der Erde.

Nach den Arbeiten von Raymond Perrier besitzt er eine Beständigkeit gegen Frost und anderen Wettereinwirkungen.

Andere Teile der Lagerstätten haben eine graue Farbe und sind deutlich gestreift, was auf einen höheren Anteil von Fremdbestandteilen schließen lässt. Zu diesem Bereich gehört auch die unfertige Statue des Kouros von Apollonas in einem Steinbruch bei Apollonas am Nordende der Insel.

In manchen Bereichen sind in den Calcitkristallen des Gesteins graue, schwarze und farbige Mineralkörner in mikroskopischer Größe eingesprengt, so dass die sonst wasserhellen Calcitkristalle getrübt werden. Minimale organische Verunreinigungen sind die Ursache für den bituminösen minimalen Geruch beim handwerklichen Bearbeiten des Marmors, der nach Bearbeitung nicht mehr festzustellen ist. Die einzelnen Kristalle besitzen einen Durchmesser von 5 Millimetern und größer.[6]

Literatur

  • C. Colotouros: Marmor & Technologie. Bd. 2. Athen (o.J.)
  • Thomas Cramer: Multivariate Herkunftsanalyse von Marmor auf petrographischer und geochemischer Basis. Berlin 2004 (Dissertation)
  • G. Richard Lepsius: Griechische Marmorstudien. Berlin (Verlag der Königl. Akademie der Wissenschaften) 1890
  • Friedrich Müller: INSK kompakt. Blatt 82.4
  • Raymond Perrier: Les roches ornementales. Ternay (Edition Pro Roc) 2004 ISBN 2-9508992-6-9

Einzelnachweise

  1. Norman Herz: Stable isotope applications to problems of classical Greek an Roman marbles: provenance, authenticity and asembly of artifacts, S. 13. in: Entretiens d’archéologie et d’histoire, Les marbres blancs de Pyrénées. Saint-Bertrand-de-Comminges 1995 ISBN 2-9502446-7-X
  2. Cramer, S. 174-175
  3. Lepsius, S. 55
  4. Trianet: Gestein und Bergbau
  5. Perrier, S. 33
  6. Lepsius, S. 53

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