- Hildegardisquell
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Eibingen Stadt Rüdesheim am RheinKoordinaten: 50° 0′ N, 7° 54′ O49.9947222222227.8944444444444Koordinaten: 49° 59′ 41″ N, 7° 53′ 40″ O Eingemeindung: 1. Apr. 1939 Postleitzahl: 65385 Vorwahl: 06722 Eibingen im Rheingau ist ein Stadtteil von Rüdesheim am Rhein, Rheingau-Taunus-Kreis, Hessen, Deutschland.
1939 wurde diese bis dahin selbstständige und schon damals über 1.000 Einwohner zählende Gemeinde von den Nationalsozialisten aus Rüdesheim zwangseingemeindet. Einzig verbliebene Körperschaften des öffentlichen Rechts sind die Katholische Pfarrgemeinde Eibingen sowie die Freiwillige Feuerwehr.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Endung "ingen" im Ortsnamen kommt im Rheingau nur einmal vor und lässt auf frühesten alemannischen Ursprung (um 213) schließen. Wahrscheinlich ist Eibingen daher eine der frühesten Besiedlungen am Rheindurchbruch. Einige Keltengräber im Eibinger Wald zeugen von der frühen Besiedlung.
Urkundlich erstmals erwähnt wurde der Ort im Jahre 942. Von 1148 bis zu Mitte der Dreißigjährigen Krieges existierte hier ein Kloster der Benediktinerinnen. Dieses Kloster wurde von der Heiligen Hildegard mit Benediktinerinnen neu bezogen. Zuvor wurde es bereits als Augustiner-Doppelkloster erbaut und erst 1148 von Hildegard von Bingen besiedelt. An dieser zweiten Klostergründung befindet sich auch der Hildegardisquell.
Die zweite Klostergründung der Heiligen Hildegard in Eibingen ist auf einem bis heute von quellendem Nass umgebenden Grund gebaut. Sowohl in den alten Kellergewölben als auch an dem Ursprung hinter der Kirche sind die wasserführenden Adern der Quelle aktiv.
Die Hildegardisquelle an der Eibinger Wallfahrtskirche "St. Hildegard und St. Johannes der Täufer" wurde früher von Pilgern häufig besucht. Heute wird die Quelle trotz einer auflebenden Hildegard-Wallfahrt nicht mehr so stark genutzt.
Der Hildegardisaltar befindet sich in der Pfarrkirche "St. Hildegard und St. Johannes der Täufer". In einem goldenen Schrein im Hauptschiff der ehemaligen Abtei- und heutigen Pfarrkirche werden die Reliquien der Heiligen Hildegard von Bingen aufbewahrt. Weiterhin befindet sich der Eibinger Reliquienschatz in der Pfarrkirche von Eibingen.
Bürgermeister von Eibingen:
- 1639-1649 Nicolaus Franz
- 1649-1667 Nicolaus Rinck
- 1667-1676 Joannes Friederich
- 1676-1677 Joannes Lucas Franz
- 1677-1679 Joannes Adamus Rinck
- 1679-1693 Joannes Dorfeller
- 1693-1699 Joannes Petrus Algesheimer
- 1699-1703 Christianus Kniesling
- 1703-1720 Jacobus Münch
- 1720-1744 Henricus Corvers
- 1744-1755 Joannes Petrus Bachmann
- 1755-1757 Joannes Jacobus Zimmer
- 1757-1793 Georgius Adamus Sahl
- 1793-1820 Joannes Georgius Engelmann
- 1822-1848 Joannes Adamus Körppen
- 1848-1874 Petrus Fuhrmann
- 1874-1898 Philippus Wallenstein
- 1898-1906 Theodorus Weis
- 1906-1910 Henricus Krancher
- 1911-1933 Carolus Weis
- 1933-1936 Henricus Schäfer
- 1936-1939 E. Nägler (NSDAP)
Politische Einordnung im 3. Reich
Eibingen hatte durch seine streng katholisch geprägte Geschichte besonders unter der NS-Diktatur zu leiden. Die Gemeinde hatte durch ihr Stimmverhalten bei Wahlen für Aufmerksamkeit gesorgt, da nahezu einstimmig gegen die NSDAP und deren Ziele votiert wurde. Die Zufahrtsstraßen des Ortes wurden von den Rüdesheimer NS-Gefolgsleuten nach solchen Wahlen mit dicken Buchstaben "Zum Nein-Dorf Eibingen" gekennzeichnet. Aus der in Eibingen liegenden Abtei St. Hildegard wurden die Schwestern von der Gestapo vertrieben. Die 1000-Jahrfeier 1942 wurde den Einwohnern verwehrt. Auf Vorschlag des Rüdesheimer Bürgermeisters wurde der Eibinger Bürgermeister und der Gemeinderat unter Rechtsbruch gegen Rüdesheimer NSDAP-Mitglieder ausgetauscht, die dann eine Eingemeindung zum 1. April 1939 beschlossen. Dieser Beschluss besteht bis zum heutigen Tag fort. Eibingen wurde zudem kein eigener Ortsteil, sondern Alt-Rüdesheim eingegliedert, und hat daher auch keinen eigenen Ortsvorsteher und Ortsbeirat. Es ist als Stadtteil eingeordnet und schließt sich geografisch unmittelbar an Alt-Rüdesheim an. Große Teile der Eibinger Bevölkerung sehen ihren Widerstand gegen die NS-Herrschaft darin nicht ausreichend gewürdigt und wünschen sich eine Änderung der Situation.
Ortscharakter
Eibingen hat trotz der Zwangseingemeindung im Jahre 1939 nie seinen Dorfcharakter aufgegeben. Gemütliches Zusammensein mit einmaligem Fernblick über das Rheintal zeichnen die Gemeinde mit ihren Winzerschänken aus. Eibingen hat sich in den letzten Jahren als der absolute Geheimtipp der Rheingau-Besucher entwickelt.
Religiöses Leben
Hildegard hat als eine der bedeutendsten Frauen des Mittelalters eine große Anzahl von Reliquien geschenkt bekommen und zusammengetragen. Diese als "Eibinger Reliquienschatz" bezeichneten Reliquien befinden sich, wie der Hildegardisschrein selbst, in der Pfarrkirche "Sankt Hildegard und St. Johannes d.T." in Eibingen. Der Reliquienschatz wird in dem südlichen Teil des Hauptschiffes in einem gläsernen Altar aufbewahrt. Der Hildegardisschrein befindet sich im Altarraum der Kirche in einem Hochgrab. Weiterhin gehören zum Eibinger Reliquienschatz:
- Das Haupt der Heiligen Gudula, der Nationalheiligen von Belgien und Patronin der Stadt Brüssel.
- Das Haupt der Heiligen Berta, der Mutter des heiligen Rupert von Bingen
- Das Haupt des Heiligen Valerian
- Der Arm des Heiligen Rupert von Bingen
- Das Haupt des Heiligen Wipert
Hildegardisfest in Eibingen
Das religiös katholisch geprägte Hildegardisfest wird jährlich am 17. September in Eibingen gefeiert. Es gliedert sich traditionell in das am Morgen gehaltene Pontifikalamt und die mittags stattfindende Reliquienfeier mit anschließender Reliquienprozession durch die Straßen von Eibingen. Der Reliquienschrein wird an diesem Tag geöffnet. Das Fest schließt mit der Hildegardisvesper in der ebenfalls in Eibingen gelegenen Abtei "St. Hildegard".
Bauwerke
- Abtei St. Hildegard, auf dem Klosterberg oberhalb des Ortskerns gelegene Abtei, erbaut 1900–1904.
- Pfarr- und Wallfahrtskirche St. Hildegard und St. Johannes der Täufer mit dem historischen Pfarrhaus (ehemaliges Hildegardiskloster Eibingen im Ortskern gelegen). Die Baupläne für den Neubau des Ostflügels (heute Pfarrhaus) im 18. Jahrhundert wurden vom Mainzer Architekten Johann Valentin Thomann (1695–1777) entworfen. Die feierliche Setzung des Grundsteins erfolgte am 21. März 1737, dem Fest des Heiligen Benedikt. Bei der Ausführung wurde tragfähiges Gemäuer aus Hildegards Zeit mit einbezogen.
- Eibinger Zehnthof, historisches Gebäude, ehemaliges Eibinger Rathaus, Zehnthof der Mainzer Regentschaft
- Eibinger Oberstraße, ehemaliger Ortskern
- Eibinger Untergasse; heute Marienthaler Straße, Zweite Hauptstraße in Eibingen.
Persönlichkeiten
- Pfarrer Ludwig Schneider, der die Echtheit der Hildegardreliquien nachgewiesen hat und die Genealogie der Eibinger Familien katalogisiert hat.
- Die deutsche Weinprinzessin 2004/2005 Nadine Jäger ist die höchste Vertreterin des Eibinger Weines in der Bundesrepublik
Wappen
Beschreibung: Stilisiert der Buchstabe "Ypsilon"
Bedeutung: Den alten Schreibweisen von Eibingen "Hybingun" bzw. "Ybingen" wird durch das Wappen Rechnung getragen.Weinbergslagen
Die "Eibinger Weine" sind im Rheingau legendär. Offiziell tragen die alten Weinbergslagen von Eibingen heute die Rüdesheimer Weinlagenbezeichnung:
- "Kirchenpfad"
- "Klosterlay"
- "Klosterberg"
- "Magdalenenkreuz"
Ausnahmslos alle Eibinger Weinbergslagen zählen zu dem begehrten "1. Gewächs" im Rheingau.
Kulturhistorische Vereinslandschaft
Eibingen besitzt aus eigenständiger Kultur eine vielfältige Vereinslandschaft, die sich vereinsgemäß mit der Gemeinde Eibingen verbunden fühlt:
- Freiwillige Feuerwehr Eibingen
- Männergesangverein Cäcilia Eibingen
- Tischtennisverein Eibingen
- Winzerkapelle
- Weinbauverein Eibingen
- Der Runde Tisch der Eibinger Vereine
Landschaftstruktur
Im Süden das Dorf, in der Mitte die Weinberge, im Norden der Wald. Neben den begehrten Weinbergslagen gab es bis zur Eingemeindung eine Besonderheit in der Eibinger Gemarkung: Der größte und wertvollste Eichenwaldbestand im Rheingau. Bis heute erhebt sich auf der Höhe des Rheingaugebirges dieser mächtige Waldbestand, der ein wichtiges Instrument zur Klimareglierung der Flußlandschaft ist.
Literatur
- Adelheid Simon: Aus der Baugeschichte des ehemaligen Eibinger Klosters, in: JbBistumMainz 2, 1947, Seite 151-161
Weblinks
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