Himmel, der nirgendwo endet

Himmel, der nirgendwo endet

Himmel, der nirgendwo endet ist ein Kindheitsroman der österreichischen Schriftstellerin Marlen Haushofer, der zuerst 1966 bei S. Mohn in Gütersloh erschien.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt und Rezeption

Der stark autobiografisch gefärbte Text beschreibt die entscheidenden Jahre eines heranwachsenden Mädchens, ausgehend von der magischen Weltsicht des Kleinkindes, bis zur beginnenden Pubertät. Das Milieu bestimmt vor allem der Widerspruch zwischen ländlicher Umgebung – der Vater ist Revierförster – und aristokratischen Gästen die den Sommer im Forsthaus verbringen.

Das titelgebende Motiv erscheint zu Beginn des Textes als: ... und das Fleckchen Himmel, eine tiefblaue Gasse, die nirgendwo endet.[1] Dieses „Fleckchen Himmel“ ist das einzige Stück Außenwelt, dass das zweieinhalbjährige Mädchen Meta vom Grund eines alten Regenfasses erkennt, in das es strafweise gesetzt wurde.

Haushofer beschreibt zuerst die Versuche des kleinen Mädchens sich die als überwältigend empfundene Aussenwelt nicht nur seelisch, sondern geradezu körperlich einzuverleiben, etwa: Im Frühsommer entbrennt sie in wilder Liebe zu den Pfingstrosen und zittert vor Begierde, die roten Blätter zusammenzudrücken und zu zerbeißen.[2] Jedoch führt Haushofer bereits auf Seite 15 das Motiv der Wand ein, das die Entfremdung zwischen Mutter und Tochter zeigt. Der Mutter ist Meta viel zu jungenhaft und das Kind schätzt wesentlich mehr den Umgang mit gleichaltrigen Buben, sowie dem geschichtenerzählenden Vater, der ihr schon früh, gegen den Widerstand der Mutter, die Welt der literarischen „Klassiker“ eröffnet. Die ehrgeizige Mutter besteht schließlich, gegen den Willen des Vaters, auf den Eintritt des Mädchens in ein klösterliches Internat. Dies bedeutet den größten (späten) Einschnitt, denn die bisherige Freiheit des ländlichen Lebens wird hier durch unerbittliche Disziplin ersetzt. Hier endet die Kindheit vorzeitig und Meta fügt sich – scheinbar – ins Unabänderliche. Gegen Ende des Romans betrachtet sie eine bluttrinkende Bremse: Ein winziger Blutstropfen steht auf Metas Haut, und die kleine Wunde brennt gar nicht. Man muß die Bremsen nur ruhig ihre Mahlzeit trinken lassen, dann tun sie nicht weh.[3]

Gliederung

Haushofer verzichtet in dem 1966 erschienenen Roman auf durchgehende Handlung, sondern setzt locker chronologisch angeordnete Episoden; so gleicht der Text eher einen Bericht. Ähnlich verfuhr die Autorin bereits im zuvor erschienen Roman Die Wand.

Literatur

  • Erstausgabe: Marlen Haushofer: Himmel, der nirgendwo endet. Sigbert Mohn Verlag, Gütersloh 1966
  • Marlen Haushofer: Himmel, der nirgendwo endet. Claassen Verlag, Hildesheim 1992, ISBN 3-546-00030-7

Belege

  1. Marlen Haushofer – Himmel, der nirgendwo endet, Claassen Verlag, Hildesheim 1992 S. 8
  2. Himmel, der nirgendwo endet S. 22
  3. Himmel, der nirgendwo endet S. 220

Weblinks


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