Bandlkramer

Bandlkramer
Bandlkramer in C. Brand: "Zeichnungen nach dem gemeinen Volke besonders der Kaufruf in Wien" 1775.

Als Bandlkramer (öst. Bandl „Bändchen“; Kramer „Krämer, Händler“) bezeichnete man im österreichischen Raum einen Hausierer, der vor allem Kurzwaren verkaufte, darunter textile „Bänder“. Auch Produkte wie Hinterglasbilder, Töpferwaren, Siebe, Körbe wurden von den Bandlkramern auf ihrer „Buglkraxen“ von Haus zu Haus ziehend angeboten. Der Bandlkramer hatte auch die Funktion der Verbreitung von Neuigkeiten, Nachrichten, Informationen. Sie waren eine Gruppe unter vielen innerhalb der migrierenden Bevölkerung am Rande der Mehrheitsgesellschaft, die auf Noterwerbsweisen (Kleinsthandel, Flickhandwerk, Bettel) angewiesen war, um ihre Existenz zu sichern. Im romantisierenden Blick von Angehörigen der Mehrheitsbevölkerung gehörten sie zum „fahrenden Volk“ der Korbmacher, Kesselflicker, Taschenspieler oder Musikanten. Die ökonomische Funktion der „Bandlkramer“ und ähnlicher Kleingewerbeinhaber ist inzwischen weitgehend ersatzlos entfallen. Der dürftige Restbestand lässt sich auf heutigen Flohmärkten beobachten.

Der allgemeine Sprachgebrauch übertrug den Gruppennamen von den Händlern auf die Hersteller der Bänder. Da eine große Zahl der Betriebe im Raum Groß-Siegharts im Waldviertel lag, wurde diese Gegend als Bandlkramerlandl bezeichnet. Auch in Wien wurde ein Teil des 7. Bezirks Neubau als Bandlkramerviertel bezeichnet, weil dort Kurzwaren erzeugt wurden. Auch Straßennamen zeugen noch davon, beispielsweise die Bandgasse oder die Seidengasse.

Nicht zu verwechseln mit dem Bandlkramer ist der phonetisch ähnliche Boandlkramer.

Literatur

  • Leopoldine Hokr: Bandel in Handel und Wandel. Die Geschichte der Bandweberei im 18. Jahrhundert. In: Roman Sandgruber (Hrsg.): Magie der Industrie. Leben und arbeiten im Fabrikszeitalter. Oldenbourg, München 1989, ISBN 3-85460-000-3, (Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums N. F. 232), (Ausstellungskatalog, Niederösterreichische Landesausstellung in Pottenstein an der Triesting, Alte Tuchfabrik, Neue Straßenmeisterei vom 29. April bis 29. Oktober 1989).
  • Ignaz Jörg: Zur Geschichte der Weberei im „Bandlkramerlandl“. In: Das Waldviertel N. F. 5, 1956, ISSN 0259-8957, S. 68-77.

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