- Historische topografische Namen im 2. Wiener Gemeindebezirk
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Historische topografische Namen im Wiener Gemeindebezirk Leopoldstadt
Inhaltsverzeichnis
Um 1835
Der verarmte Adelige Carl Graf Vasquez, geb. 1796 in Klattau, Böhmen, gest. 1861 in Ofen (Budapest), arbeitet im Biedermeier als Kartograf und bringt ab 1827 detaillierte und illustrierte Stadtpläne der k.k. Polizey-Bezirke Wiens und seiner Vorstädte heraus[1].
Dem ohne Jahreszahl herausgebenenen Blatt K. K. Polizey-Bezirk Leopoldstadt, bestehend aus den Vorstädten Leopoldstadt und Jägerzeil nebst 14 der vorzüglichsten Ansichten von Carl Graf Vasquez (es muss, da keinerlei Hinweis auf den Bau des Nordbahnhofes aufscheint, vor 1839 erschienen sein) sind folgende topografischen Bezeichnungen entnommen und den alphabetisch angeordneten heutigen Bezeichnungen gegenüber gestellt.
- Afrikanergasse: Marokkanergasse
- Ferdinandstraße: An der Holzstätte
- Große Mohrengasse: Große Hafnergasse
- Große Sperlgasse: Herrngasse
- Haidgasse: Badgasse
- Hollandstraße: Große Ankergasse, 1883–1919 Stephaniestraße
- Im Werd: Auf der Haid
- Karmelitergasse: Josephsgasse
- Karmelitermarkt: K. K. nö. Strafarbeitshaus
- Kleine Pfarrgasse: damals teilweise Rauchfangkehrergasse
- Körnergasse: Magazingasse
- Leopoldsgasse: teilweise Am Gottesacker; Straffhausgasse
- Nordbahnviertel: In Völkert (Grüngebiet)[2]
- Nordportalstraße, Perspektivstraße: Vermählungsmais (Mais = Jungwald oder Holzschlag)
- Novaragasse: Gärtnergasse
- Obere Augartenstraße: Augarten-Damm-Straße
- Praterstraße: Jägerzeile
- Salztorbrücke: Carls Kettenbrücke bzw. -steg, 1886–1919: Stephaniebrücke
- Schmelzgasse: damals teilweise Brunngasse
- Schwedenbrücke: 1819–1920 Ferdinandsbrücke
- Stuwerviertel: Schwimmschulmais, Feuerwerksmais, Feuerwerksplatz
- Taborstraße, Häuserblöcke zum Augarten: Wachtelgründe
- Untere Augartenstraße: Neue Gasse
- Zirkusgasse: Große Fuhrmannsgasse
Um 1910
Aus dem Vergleich des Stadtplanes 2008 mit einem um 1910 erschienenen ergeben sich folgende Veränderungen:
- Friedensbrücke: 1871–1926 Brigittabrücke
- Mexikoplatz: Erzherzog-Karl-Platz 1884–1919 und 1935–1956, 1919–1935 Volkswehrplatz
- Floridsdorfer Brücke: Kaiser-Franz-Josef-Brücke, 1945–1955 Malinowskibrücke
- Ostbahn: Staatsbahn
- Reichsbrücke: Kronprinz-Rudolf-Brücke bis 1919, 1946–1955 Brücke der Roten Armee
- Rotundenbrücke: 1811–1819 Rasumofskybrücke, 1825–1919? Sophienbrücke
- Stadionbrücke: 1872–1919 Kaiser-Josef-Brücke, 1919–1937 Schlachthausbrücke
- Stadlauer Brücke: Staatsbahnbrücke
Brücken mit ihren früheren Namen: siehe hier
NS-Zeit
In der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft, 1938–1945, fanden unter anderen folgende Umbenennungen statt:
Gegenwart
Eine Bürgerinitiative im Stuwerviertel verlangt 2008 die Umbenennung der Arnezhoferstraße. Sie wurde unter Bürgermeister Karl Lueger 1906 nach Johann Ignaz Arnezhofer, dem ersten Pfarrer der Leopoldskirche (1671), benannt, der sich 1670 bei der Vertreibung der jüdischen Wiener aus dem Getto im Unteren Werd als Kommissär zur Ordnung der israelitischen Angelegenheiten betätigt hat[3] und ein überzeugter Antisemit war. Die Stadtverwaltung lehnt die Umbenennung ab, da deren Aufwand und Kosten zu hoch seien.[4]
Einzelnachweise
- ↑ Felix Czeike (Hrsg.): Historisches Lexikon Wien, Band 5, Verlag Kremayr & Scheriau, Wien 1997, ISBN 3-218-00547-7, S. 522 f.
- ↑ nach den Grundbesitzern, den Grafen Volckhra, lt. Felix Czeike: a. a. O., S. 549
- ↑ Felix Czeike (Hrsg.): Historisches Lexikon Wien, Band 1, Kremayr & Scheriau, Wien 1992, ISBN 3-218-00543-4, S. 161
- ↑ Leopoldstadt: Keine Straße für Widerstandskämpferin (Die Presse, 12. September 2008)
Literatur
- Margit Altfahrt: Der Donaukanal – Metamorphosen einer Stadtlandschaft (= Wiener Geschichtsblätter, herausgegeben vom Verein für Geschichte der Stadt Wien, Beiheft 1 / 2000), Wien 2000, S. 18 f.
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