- Hochmittelalterliche Warmluftheizung
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Eine Warmluftheizung ist eine Heizung, welche die erzeugte Wärme ohne Zwischenträger fortführt und in einem Gebäude als Warmluft verteilt. Wärmeträger ist dabei die Raumluft, die im Heizofen erwärmt und als Warmluft bei kleinen Anlagen unter Ausnutzung der Schwerkraftzirkulation (warme Luft ist leichter und steigt auf - kalte Luft ist schwerer und sinkt ab), bei größeren Anlagen mit Hilfe von Ventilatoren bewegt wird.
Die warme Raumluft (Abluft) wird unter Beimischung von Außenluft über einen Filter geführt, der Stäube und eventuell Gerüche zurückhält. Nach erfolgter Lufterwärmung sorgt ein Sicherheitstemperaturbegrenzer dafür, dass die Anlage bei zu hoher Temperatur den Heizbetrieb unterbricht. Über einstellbare Zuluft- Abluft- und Außenluftklappen wird die Raumluft so gemischt, dass sie den augenblicklichen Erfordernissen hinsichtlich der Wärmemenge und der Luftqualität entspricht.
Die Luftkanäle wurden früher aus Eternitplatten gebaut; heute kommen aus verzinktem Stahlblech gefertigte Luftkanäle zum Einsatz, vorwiegend als Rundrohr (Wickelfalzrohre), für größere Anlagen werden Rechteckrohre verwendet.
Da Luft im Gegensatz zu Wasser die Wärme sehr schlecht speichert, ist die Warmluftheizung im Wohnungsbau nur für kleine Wärmeleistungen (z. B. Ferienbungalows) und selten genutzte Räume geeignet. Dementsprechend wird sie bei Niedrigenergiehäusern in Erwägung gezogen, wenn Heizleistungen bis 10 W/m² genügen. In Mittel- und Nordeuropa mit seinen vergleichsweise kalten Wintern ist die Warmluftheizung nur bedingt geeignet, in den USA, speziell in den Südstaaten, konnte sich diese Heizungsart jedoch verbreiten.
- Vorteile
- Schnelle Aufheizzeit
- Zumischen von Frischluft möglich
- Umluft kann gefiltert werden
- Keine Radiatoren
- Nachteile
- Gerüche werden schnell über alle Räume verteilt
- Geräusche können durch die Kanäle übertragen werden
- Staub kann aufgewirbelt, fortgeführt und verteilt werden
- die relative Luftfeuchtigkeit kann stark sinken
Geschichte
Bei einer archäologischen Ausgrabung im Gebiet der Kaiserpfalz Ingelheim konnte 1997 eine Warmluftheizung des 12./13. Jahrhunderts freigelegt werden. Die Heizanlage wurde südlich der Thronhalle (Aula regia) gefunden. Dieser Befund stellt das bislang älteste Zeugnis einer solchen Heizanlage dar.
Der technische Aufbau der Warmluftheizung gliedert sich in die Funktionsbereiche Brennraum, Ofenmantel und Warmluftkanäle. Der Brennraum wurde von der Südseite durch eine Öffnung mit Brenngut versorgt, entleert und gereinigt. In dem Sandsteingewände der Öffnung sind noch die Verankerungslöcher einer eisernen Ofenklappe sichtbar. Die Ofenwände bestanden aus Becherkacheln, die in dichten Abständen in Lehm geschichtet waren. Diese Art der Konstruktion erinnert an Kachelöfen, die auf einigen Abbildungen des Spätmittelalters zu finden sind. Die Datierung des Ofens um 1200 gründet in Form und Warenart dieser Becherkacheln. Der Ofenmantel wurde mit Lehm abgedichtet und umschloss den Ofen auf drei Seiten. Die vierte Wand bildete die Apsis der Aula regia. Diese Bauweise ermöglichte das Speichern der Ofenwärme, auch lange nach Beendigung des Brennvorgangs. Durch Öffnungen oder Kanäle konnte sie dann rauchfrei in einen über dem Ofen gelegenen Wohnraum geleitet werden.
Da die Warmluftheizung nach Form, Größe und Erhaltungszustand ein einzigartiges technikgeschichtliches Denkmal darstellt, wurde sie im Jahr 2000 durch einen Schutzbau dauerhaft konserviert und zugänglich gemacht.
Eine historische Warmluftheizung ist bis heute funktionstüchtig in der Villa Hügel in Essen zu sehen. Krupp selbst hat diese für sein Heim entworfen, allerdings ist der Unterschied zu den heutigen Anlagen gewaltig. So ist zum Beispiel ein mehrere hundert Meter lange Schacht für die Frischluftzufuhr eines Raumes zuständig, der die Funktion der Wärmeübertragers übernimmt.
Siehe auch
Hypokaustum (antike Warmluftheizung)
Weblink
- Ausgrabungsinformationen steht unter 1997: Karolingerstraße
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