- Burg Grünwald
-
Burg Grünwald Die eindrucksvollen Reste der Burg Grünwald - große Teile der Burg sind den Abhang abgerutscht bzw. wurden aus Sicherheitsgründen abgetragen.
Burgentyp: Höhenburg Erhaltungszustand: Erhalten oder wesentliche Teile erhalten Ständische Stellung: Grafen Geographische Lage 48° 2′ 35″ N, 11° 31′ 9,5″ O48.04305555555611.519305555556Koordinaten: 48° 2′ 35″ N, 11° 31′ 9,5″ O Die Burg Grünwald liegt in der Stadtrandgemeinde Grünwald südlich von München über einer modernen Straßenbrücke. Die spätmittelalterliche Höhenburg über dem Isartal beherbergt gegenwärtig ein Zweigmuseum der Archäologischen Staatssammlung.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Wahrscheinlich geht der Burgplatz auf einen römischen Wachtturm auf dem Isarhochufer zurück. Die hochmittelalterliche Burg ist bereits im 12. Jahrhundert urkundlich als Besitz der Grafen von Andechs belegt. 1293 kam sie in den Besitz der Wittelsbacher. Herzog Ludwig der Strenge erwarb damals die Veste aus dem Besitz des Ulrich von Vellenberg, einem Ministerialen der Andechser Grafen.
Die heutige Bausubstanz stammt hauptsächlich aus dem Ende des 15. Jahrhunderts, als die Burg anlässlich der Hochzeit Albrechts IV. ausgebaut wurde. Die Bauarbeiten wurden 1486/87 unter der Leitung des Werkmeisters Jörg von Weikertshausen ausgeführt.
Die Burg diente als Jagdschloss, Gefängnis und Pulvermagazin. Als erster Häftling saß hier ab 1698 ein italienische Hochstapler ein, der sich "Graf Domenico Manuel Caetano, Conte de Ruggiero" nannte. Tätsächlich handelte es sich um einen Bauernsohn aus dem Umland Neapels, der als Alchemist durch Europa reiste und seine Dienste an den Fürstenhöfen anbot. Nach mehreren vergeblichen Fluchtversuchen erlangte der angebliche Goldmacher erst 1704 nach der Besetzung Bayerns durch die Österreicher seine Freiheit wieder.
1872 ging die Burg in nichtadeligen Privatbesitz über. Nach 1970 erwarb ein Münchner Bauträger die Anlage und plante den weitgehenden Abriss des maroden Baudenkmals. Nur die Türme wären im Original erhalten geblieben, die Burggebäude sollten als Luxuswohnanlage neu erstehen. Das Projekt konnte jedoch durch eine engagierte Bürgerinitiative verhindert werden, die schließlich 1976 den Ankauf der Burg durch den Freistaat Bayern erwirken konnte.
Seit 1979 ist hier das Burgmuseum Grünwald, ein Zweigmuseum der Archäologischen Staatssammlung, untergebracht. Die Burg kann besichtigt werden, der Aufstieg zum Turm bietet eine lohnende Aussicht.
Im Ostflügel sind Sonderausstellungen zu sehen.
Im Westflügel werden römische Steindenkmäler sowie römische Alttagskultur (unter anderem Modelle einer Warmluftheizung und einer Küche) gezeigt. Im Burghof befinden sich die Bausteine eines römischen Tempels und eine Schmiede-Esse.
Die Burgen Blutenburg und Grünwald sind die einzigen mittelalterliche Burganlagen, die sich in der unmittelbaren Umgebung von München erhalten haben. Überregional bekannt wurde die Burg über der Isar vor allem durch die "Bierhymne" des Münchner Komikers Karl Valentin, der hier seine "Oiden Rittersleit" hausen ließ.
Anlage
Große Teile der Burg mussten im 17. und 18. Jahrhundert abgebrochen werden, da die Isar den Burgberg unterspült hatte. Damals gingen auch der spätgotische Palas mit seiner reichen Innenausstattung und die Burgkapelle St. Georg verloren. Der frühneuzeitliche Zustand der Burg ist u.a auf einem Fresko im Antiquarium der Münchner Residenz überliefert.
Seit dem Teilabbruch ist die Veste eine unregelmäßige Rechteckanlage die durch einen Zwinger mit einem Rundturm und einen tiefen, winkelförmigen Halsgraben mit vorgelegtem Erdwall geschützt wird. Man betritt die Burg im Südosten durch einen vorspringenden Torturm mit erneuertem Wappenzyklus. Im Nordosteck erhebt sich in der Art eines Bergfriedes ein hoher, quadratischer Turm. Dazwischen liegt der lang gestreckte, dreigeschossige Ostflügel, den zwei ehemalige Wohntürme mit unterschiedlich ausgerichteten Satteldächern überragen.
Das Nordwesteck wird vom zinnenbekrönten "Kleinen Turm" beherrscht. Den anschließenden Westflügel bilden drei unterschiedlich hohe Satteldachbauten. Der tiefe, mit Tuffsteinen ausgemauerte Brunnen im Burghof dürfte noch auf das Mittelalter zurückgehen.
Im ehemaligen Gefängnistrakt wurden 1984 bei Bauarbeiten auf einem Wandstück einige großflächige Zeichnungen aus Ziegelmehl gefunden. Die Bilder zeigen u.a den niedergestürzten Jesus auf dem Kreuzweg. Die Zeichnungen sind Arbeiten des hier um 1700 inhaftierten italienischen Hochstaplers "Graf Caetano, Conte de Ruggiero", der seine Zellenwände vollständig mit solchen Zeichnungen überzogen hatte.
Literatur
- Georg Paula, Timm Weski: Landkreis München - Ensembles, Baudenkmäler, Archäologische Denkmäler. (Denkmäler in Bayern, Band I.17). München, 1977. ISBN 3-87490-576-4*
- Joachim Zeune: Burgen und Schlösser - Bayern. Regensburg, o.J.. ISBN 978-3-930572-57-1
Weblinks
Commons: Burg Grünwald – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Burg Grünwald auf burgenseite.de
- Museum in der Burg Grünwald
- Seite zur Burg auf der Homepage der Gemeinde Grünwald
- Plan der Burg Grünwald, wie sie vor dem Abrutsch bzw. der Abtragung der hochmittelalterlichen Hauptgebäude aussah
- Zum Vergleich der Grundriss nach der Abtragung
- Burg Grünwald auf der Homepage des Hauses der Bayerischen Geschichte (Pläne, Geschichte, Baugeschichte, Baubestand)
Kategorien:- Burg in Bayern
- Gotisches Bauwerk in Bayern
- Baudenkmal im Landkreis München
- Grünwald
- Geschütztes Kulturgut in Bayern
Wikimedia Foundation.