Holzschwang (Neu-Ulm)

Holzschwang (Neu-Ulm)
Holzschwang
Große Kreisstadt Neu-Ulm
Koordinaten: 48° 21′ N, 10° 6′ O48.34599444444410.0963666666677Koordinaten: 48° 20′ 46″ N, 10° 5′ 47″ O
Einwohner: 905
Eingemeindung: 1. Juni 1977
Postleitzahl: 89233
Vorwahl: 07307

Holzschwang ist ein Stadtteil der großen Kreisstadt Neu-Ulm in Bayern. Zu Holzschwang gehören Weiler, Tiefenbach und Neubronn. Es besitzt ein von Ulmer Patriziern erbautes Schloss aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts.

Geschichte

Werkzeugfunde aus der Steinzeit lassen eine sehr frühe Besiedlung der Gegend vermuten. Die am Osthang des zwischen dem Illertal und dem Roth-Leibital in nord-südlicher Richtung verlaufenden ca. 2 km breiten und fruchtbaren Höhenrückens entstandene Rodungssiedlung, etwa 10 km süd-östlich von Neu-Ulm wird 1129 als „Holzeswank“ bezeichnet.

Es wurden von dem Grafen von Kirchberg, Ulmer Patriziergeschlechtern wie von Halle 1352, von Karg ab 1390 und ab 1458 von Roth bis 1735 zu Lehen gegeben. 1436 ist der Kirchensatz zu Holzschwang Zubehör der Ellerbachschen Feste Brandenburg (Iller). Zehent und Lehenschaft der Kirche wurde 1447 von Hans von Stein zu Ronsberg an das Ulmer Spital verkauft und 1464 diesem einverleibt. 1531 wurde von der Reichsstadt Ulm die Reformation durchgeführt, verschiedene Rückführungsversuche zur katholischen Kirche scheiterten endgültig im 17. Jahrhundert.

Die Schloßherrschaft besaß 1506 sechs Höfe, sieben Lehen und 14 Sölden, während das Kloster Wiblingen schon 1370 einen Hof und 2 Sölden erworben hatte. Das von den Roth 1561 mitten im Ort erbaute Renaissancebauwerk mit Ecktürmen wurde 1762 im Barockstil mit einem Portal versehen und gehört seit Generationen dem alten Ulmer Patriziergeschlecht von Neubronner. Als Kunkellehen befindet es sich immer noch in Familienbesitz.

Im etwa 2,5 km nördlich von Holzschwang gelegenen Neubronn (1403 als österreichisches Lehen beurkundet) wurde im 16. Jahrhundert ein Schloss mit 4 Ecktürmen erbaut. Es diente von 1482 bis ins 17. Jahrhundert der Kaufmannsfamilie Gienger aus Ulm.

Das 1,5 km nördlich von Holzschwang gelegene Tiefenbach mit landwirtschaftlichen Betrieben war seit dem 14. Jahrhundert ein Lehen des Bistums Augsburg und ab 1424 im Besitz der Ulmer Patrizier Geßler, Frafft und von Besserer.

Etwa 1 km südlich von Holzschwang ist Weiler mit landwirtschaftlichen Gehöften. Es gehörte ursprünglich dem Grafen von Kirchberg und war ab 1424 als Lehen des Bischofs von Augsburg im Besitz des Ulmer Patriziergeschlechts Karg.

Wahrscheinlich wurden Teile der jetzigen Kirche im 14. Jahrhundert erbaut und waren somit gleichzeitig die Voraussetzung zur Gründung einer eigenen Pfarrei.

  • 1352 wird Hainricus als erster amtierender Pfarrer nachgewiesen.
  • 1464 wird die Kirche dem Ulmer Spital inkorporiert.
  • 1513 Chor, Sakristei und Turm werden erbaut
  • 1513 Apostelglocke im Turm hat diese Jahreszahl eingeprägt.
  • 1525 Mit einer zusätzlichen Steuer werden 35 Bauern bestraft, die sich im Bauernkrieg mit dem sog. Leipheimer Haufen an der Erstürmung der Stadt Weißenhorn beteiligten.
  • 1531 Letzter katholischer Pfarrer Michael Grawb wird mit 100 Gulden Leibrente zum Abgang bewogen.
  • 1532 Im April ordnet der Rat der Stadt Ulm an, Herr Konrad Roth solle die Bilder aus der Kirche entfernen.
  • 1627 Der Bischof Heinrich von Knöringen versucht, Holzschwang dem kath. Glauben zurückzugewinnen, wie dies im benachbarten Holzheim gelungen ist.
  • 1631 Pfarrer Sing wird von plündernden Kroaten erschossen.
  • 1635 Not und Elend des 30-jährigen Krieges erreichen ihren Höhepunkt durch Plünderungen und Seuchen. Allein im August sterben 19 Personen an der Pest.
  • 1638 Pfarrer Rommel wird von Soldaten erschossen.
  • 1770 Leinwandbilder werden an der Brüstung der Empore sowie eine stuckkierte Voutendecke im Schiff der Kirche angebracht.
  • 1800 General Moreau ist mit seinen französischen Truppen in der Gegend und findet wenig Freunde.
  • 1805 Prinz Murat richtet im Pfarrhaus sein Hauptquartier ein, während Napoleon im Schloss Reutti residiert.
  • 1812 Im Napoleonischen Russlandfeldzug werden 7 Söhne der Gemeinde zu Opfern des Krieges.
  • 1849 Der Frondienst und der Zehent werden abgeschafft.
  • 1870-1871 Von 16 jungen Männern, die an diesem Krieg gegen Frankreich teilnahmen, sind 4 gefallen.
  • 1876 Das Standesamtwesen wir der Gemeinde übertragen.
  • 1908 Die gemeindliche Wasserversorgung wird gebaut.
  • 1909 Eine Genossenschaftsmolkerei wird gegründet.
  • 1911 Renovierung von Altar und Kanzel in Barockform.
  • 1912-1914 Auf den Schlachtfeldern des 1. Weltkrieges sind 14 Gemeindebürger gefallen oder vermisst.
  • 1935 Die schiefe Kirchturmspitze wird erneuert.
  • 1945 Am 25. April werden durch Kriegseinwirkung 6 Gemeindebürger getötet, 5 landwirtschaftliche Gebäude gehen in wenigen Minuten in Flammen auf. 77 Holzschwanger und Angehörige der nach hier eingewiesenen Flüchtlinge sind im 2. Weltkrieg gefallen, verstorben oder vermisst.
  • 1977 Mit dem 31. Mai endet die Selbständigkeit der Gemeinde Holzschwang. Im Zuge der Gebietsreform erfolgt die Eingliederung in die Stadt Neu-Ulm.

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