Hongloumeng

Hongloumeng
Szene aus dem Roman
Darstellung von Xu Baozhuan, 1810

Der Traum der roten Kammer (chin. 紅樓夢 / 红楼梦, Hóng Lóu Mèng), auch genannt „Die Geschichte des Steins“ (chin. 石頭記 / 石头记, Shítóu Jì), ist einer der berühmtesten klassischen Romane der chinesischen Literatur aus dem Kaiserreich China. Er gehört zu den vier klassischen Romanen Chinas.

Der Autor Cáo Xuěqín (曹雪芹) (geboren zwischen 1715 und 1724, gestorben 1763 oder 1764) verarbeitete im Roman sein eigenes Leben, es ist sein einziges überliefertes Werk. Der vollständige Roman in der 'Fassung des Autors letzter Hand', ca. 1759 vollendet, kursierte aber nur in Manuskriptform, die letzten 40 der 120 Kapitel galten mehrere Jahrzehnte als verschollen. Erst 1792 erschien eine von Gāo È (高鶚 / 高鹗, Kao O) redigierte Fassung im Druck, wobei er behauptete, die Original-Kapitel wieder zusammengetragen und nur wenig selbst geglättet zu haben. Diese Behauptung ist bis heute unter Sinologen und sogenannten 'Rot-Forschern' umstritten.

Der Roman ist die mit über 350 Figuren filigran verästelte Geschichte vom Aufstieg und Verfall einer chinesischen Aristokratenfamilie, in deren Zentrum die Geschichte eines verwöhnten und weltentrückten Adelssohnes steht, der durch Depressionen hindurch ein nach außen hin sorgenfreies dekadentes Leben führt und letztendlich der Welt entsagt und Mönch wird. Die Haupthandlung gruppiert sich um drei Gestalten Jiǎ Bǎoyù (賈寶玉 / 贾宝玉), Lín Dàiyù (林黛玉 „Blaujuwel“) und Xuē Bǎochāi (薛寶釵 / 薛宝钗).

Einige Sinologen vermuten, dass Gāo È das Ende etwas angepasst habe, um der Zensur des Kaisers zu entgehen, damit sei ein Teil des sozialkritischen Hintergrundes verlorengegangen. In den überlieferten Original-Handschriften lassen sich aber bereits Eingriffe erkennen, weil schon Cao Xueqin tatsächlich existierende Personen schützen wollte.

Als „endgültige“ Ausgabe gilt die 1982 in Peking erschienene dreibändige, von Feng Qiyong herausgegebene Edition der 120 Kapitel.

Der berühmte Roman gilt als gelungenste Darstellung des Chinas der Qing-Dynastie (1644 - 1912). Die wichtigen chinesischen Philosophie-Strömungen des Daoismus, Konfuzianismus und Buddhismus lassen sich im Werk nachweisen.

Inhaltsverzeichnis

Hauptfiguren

Hauptperson des Romans ist Jia Baoyu (賈寶玉)

Wichtige Hauptfiguren sind außerdem Jia Baoyus Cousinen Lin Daiyu (林黛玉) und Xue Baochai (薛寶釵).

Der Jia-Clan

                                                    gemeinsame Vorfahren               
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            Jia Yan                                                                  Jia Yuan
        Herzog von Ning-guo                                                         Herzog von Rong-guo
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          Jia Dai-hua                                                              Jia Dai-Shan === Großmutter Jia (geb. Shi)
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      Jia Fu       Jia Jing                             Jia She === Lady Xing                    Jia Zheng === Lady Wang                     Jia Min === Lin Ru-hai
                       |                                         |                                          |                                         |
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  You-shi === Cousin Zhen   Xi-chun   Wang Xi-feng === Jia Lian   Ying-chun*  Li Wan === Jia Zhu  Yuan-chun  Bao-yu  Tan-chun*  Jia Huan*        Lin Dai-yu
           |                                        |                                 |
      Jia Rong === Qin-shi                       Qiao-jie                          Jia Lan
                                                 ('Baby')

Vertonung

Die deutsch-chinesische Komponistin Wang Ai Qun (*1960) vertonte den Roman in den Jahren 1986 bis 1997. Teile der Oper wurden 2004 konzertant im Rahmen des Festivals junger Künstler Bayreuth unter der musikalischen Leitung von Martin Wettges uraufgeführt. Eine erste szenische Aufführung des Gesamtwerks steht noch aus.

Verfilmung

Auf der "Internet Movie Database" (www.imdb.com) finden sich fünf Filme zum Thema:

1. Jin yu liang yuan hong lou meng (1977, Hongkong) - Englischer Titel: "The Dream of the Red Chamber"
2. Hong lou chun shang chun (1978) - Englischer Titel: "Erotic Dream of the Red Chamber"
3. Hong lou meng (1962/II, Hongkong) - Englischer Titel "The Dream of the Red Chamber"
4. Xin gong lou meng (1978, Hongkong) - Englischer Titel: "Dream of the Red Chamber"
5. Xin hong lou meng (1952, Hongkong) - Englischer Titel: "Modern Red Chamber Dream"

Zitat aus dem Nachwort von Franz Kuhn

„Wenn man gebildeten, jugendlichen Chinesen beiderlei Geschlechts gegenüber den Namen Hongloumeng nennt, dann werden ihre Augen leuchten, und sie werden erkennen, dass sie den Roman nicht nur einmal, sondern drei- oder viermal durchgelesen haben und stellenweise auswendig kennen. Die erstaunliche Beliebtheit des Hongloumeng gerade bei der chinesischen Jugend erklärt sich wohl daraus, dass der Roman sich in sehr eindringlicher ernsthafer Weise mit nahezu allen Problemen befasst, die gerade junge Chinesen beiderlei Geschlechts unmittelbar bewegen. Es ist zu beachten, dass das Alter der Hauptpersonen sich zwischen zwölf und neunzehn Jahren bewegt! Der Roman ist eine Art Lebensbrevier der chinesischen Jugend.“

Franz Kuhn: Nachwort der deutschen Übersetzung

Der Traum

„Baoyu hatte kaum die Augen geschlossen, da fühlte er sich in ein Traumland entrückt. Es war ihm, als schwebte seine schöne Nichte vor ihm her und führte ihn zu einem Feenpalast mit Mauern aus Jaspis und Säulen und Balustraden aus Rubin, umgeben vom Rauschen grüner Wipfel und Murmeln silberner Bäche.
"Hier ist es gut sein," seufzte er beseligt im Traum, "hier möchte ich viel lieber leben als daheim, wo ich beständig unter Aufsicht bin und Tadel und Schelte von Vater und Mutter zu gegenwärtigen habe." Seine Führerin war inzwischen verschwunden. Er lauschte. Von irgendwoher scholl der überirdisch schöne Gesang einer Frauenstimme an sein Ohr. Gleich darauf sah er eine wunderholde Fee hinter einem Hügel zum Vorschein kommen und sacht auf ihn zuschweben. Grüßend hob Baoyu die Hände in Brusthöhe und sprach, sich verneigend, zu ihr: "Schwester Fee, ich habe mich verirrt. Möchtest du so lieb sein, mich zu führen und mir zu sagen, wer du bist?" Die Fee erwiderte: "Ich bin die Fee des schreckhaften Erwachens. Ich wohne nicht weit von hier, im 'Wahnreich der großen Leere', in der 'Sphäre des verbannten Leids' hinter dem 'Meer des netzenden Kummers', auf den 'Höhen des befreiten Lenzes', in den 'Grotten des unvergänglichen Duftes'. Ich richte über den 'Wind- und Wolkenverkehr' zwischen den Menschen und regle die unbeglichenen Liebesschulden zwischen unglücklichen Mädchen und schmachtenden Jünglingen. Nicht Zufall, sondern Vorbestimmung führt mich heute mit dir zusammen. Ich will dich in mein Reich führen und dich in meinem Palast mit einer Schale selbstgepflücktem Göttertee und einem Becher selbstgebrauten Wunderweins bewirten. Meine Mägde sollen dich mit ihrem Zauberreigen unterhalten und dir die zwölf Geistersänge vom 'Traum der roten Kammer' vorsingen. Willst du mir folgen? "Ich will", bejahte Baoyu freudig und folgte der Fee. Es währte nicht lange, da führte sie ihn durch einen hohen Steinbogen, über dessen Wölbung er die Aufschrift las: 'Wahnreich der großen Leere'. Rechts und links an den Pfeilern stand geschrieben:
"Sein wird Schein, und Schein wird Sein,
Eins wird Keins, und Keins wird Eins."“

Franz Kuhn: Deutschen Übersetzung

Übersetzungen

Seit 2006 liegt die vollständige deutsche Übersetzung vor (Europäischer Universitätsverlag, 3 Bände). Eine frühe (um zwei Drittel gekürzte) Teilübersetzung war die 1932 im Insel Verlag erschienene Ausgabe von Franz Kuhn, die 1956 ff. wieder aufgelegt wurde.

In anderen Sprachen liegen schon länger vollständige Übersetzungen vor, die beste in einer anderen westlichen Sprache ist von John Minford und David Hawkes auf Englisch und heißt nach einem der chinesischen Alternativtitel (石頭記 / 石头记, Shítóu Jì „Aufzeichnungen auf einem Stein“) The Story of the Stone.

  • Rainer Schwarz (Übersetzer), Martin Woesler (Übersetzer, Herausgeber): Der Traum der Roten Kammer oder Die Geschichte vom Stein, Europäischer Universitätsverlag, Berlin et al. 2006, 2188 S., 3 Bde., ISBN 978-3-86515-011-0
  • David Hawkes, John Minford: The Story of the Stone, ISBN 0-14-044293-6
  • Franz Kuhn: Der Traum der roten Kammer, ISBN 3-458-33472-6

Literatur

  • Zu einer vollständigen deutschen Übersetzung des Shitouji (Hongloumeng) – Geschichte des Steins [Zum Vorabdruck von Kapitel 18 in der Übersetzung von Rainer Schwarz]

DCG Mitteilungsblatt 47 (1/2004),42-43 "Der Traum der Roten Kammer" bildet das Motiv für den Phatasieroman "Meister Li und der Stein des Himmels" vom Barry Hughart erschienen 1988 beim Fischer Taschenbuch Verlag ISBN 3-8105-0822-5.

Weblinks


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