Horst Tietz

Horst Tietz

Horst Tietz (* 1921 in Hamburg) ist ein deutscher Mathematiker, der vor allem auf dem Gebiet der Funktionentheorie arbeitet.

Horst Tietz 1967 in Münster

Inhaltsverzeichnis

Leben

Horst Tietz studierte zunächst in Hamburg ab 1939 Chemie, allerdings nur um freigestellt zu werden, ansonsten belegte er Mathematikvorlesungen bei Hans Zassenhaus und Erich Hecke. Da er jüdische Vorfahren hatte, musste er sein Studium unterbrechen und wurde sogar mit seinen Eltern interniert, nur er überlebte im KZ Buchenwald.[1] Nach dem Krieg nahm er sein Studium in Marburg u.a. bei Herbert Grötzsch wieder auf und promovierte 1950 mit einer Arbeit über Faberentwicklungen auf geschlossenen Riemannschen Flächen. Die Funktionentheorie und Theorie Riemannscher Flächen blieb auch weiterhin sein Spezialgebiet. Von 1948 bis 1951 war er Assistent des Physikers und Pioniers der Quantenchemie Erich Hückel. Nach seiner Habilitation in Braunschweig ging er 1956 als Dozent nach Münster, wo Heinrich Behnke eine Schule der Funktionentheorie aufgebaut hatte. Von 1962 bis zu seiner Emeritierung 1989 war er Mathematikprofessor an der Universität Hannover, wo er auch zeitweise Dekan des Fachbereichs war. Er setzte sich sehr für den Studentenaustausch mit Frankreich ein. Er schrieb mehrere Lehrbücher der Mathematik speziell für Ingenieure und Naturwissenschaftler und trug auch im Sinne der Behnke-Schule zur Popularisierung der Mathematik bei.

Schriften

  • Artikel Geometrie in Siegfried Flügge (Hrsg.): Handbuch der Physik. Mathematische Methoden, Springer, 1957
  • Lineare Geometrie, Aschendorff, Münster 1967, Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1973 (gemeint ist lineare Algebra)
  • mit Heinrich Behnke, Reinhold Remmert, Hans-Georg Steiner: Herausgabe und Beiträge zum Fischer-Lexikon Mathematik, 1973
  • Einführung in die Mathematik für Ingenieure (2 Bände), Vandenhoek und Ruprecht, Göttingen 1979 1980
  • Student vor 50 Jahren, Mitteilungen der DMV 1996 Nr. 3, S. 39–42
  • German History Experienced: My Studies, My Teachers, The Mathematical Intelligencer 22 Nr. 1, 2000, S. 12–20 (englisch)

Weblinks

Quellen

  1. Er berichtet darüber und z.B. über die Zeit, in der er trotz Verbots während der Kriegszeit den Lesesaal des mathematischen Instituts in Hamburg benutzte, in einem Vortrag Erlebte Geschichte – mein Studium, meine Lehrer, Mitteilungen der DMV 1999 Nr. 4, Mathematical Intelligencer 22, Nr. 1, 2000 (englische Übersetzung). Ernst Witt und Wilhelm Blaschke werden wohl aus Höflichkeit nur beiläufig erwähnt.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Tietz — ist der Familienname folgender Personen: Adam Ferdinand Dietz (1708–1777), Rokoko Bildhauer Alexander Tietz (1898–1978), Banater Volkskundler und Heimatforscher Anne Luise Tietz (* 1992), deutsche Schauspielerin Antje Tietz (* 1969), deutsche… …   Deutsch Wikipedia

  • Horst-Dieter Tietz — (* 26. Februar 1937 in Magdeburg) ist emeritierter Professor und früherer Rektor der FH Zwickau. Er studierte Werkstoffkunde und Werkstoffprüfung, promovierte 1965 und habilitierte 1970. Von 1965 bis 1971 leitete er die Materialprüfanstalt eines… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Ti — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Hans Zassenhaus — in der Mitte Hans Julius Zassenhaus (* 28. Mai 1912 in Koblenz; † 21. November 1991 in Columbus, Ohio), war ein deutscher Mathematiker, berühmt durch Arbeiten zur Algebra und als Pionier der …   Deutsch Wikipedia

  • Herbert Grötzsch — Camillo Herbert Grötzsch[1] (* 21. Mai 1902 in Döbeln; † 15. Mai 1993 in Halle) war ein deutscher Mathematiker, der sich vor allem mit Funktionentheorie und Graphentheorie beschäftigte. Her …   Deutsch Wikipedia

  • Ernst Gerhard Kausen — (* 5. Dezember 1948 in Rheinhausen bei Duisburg) ist ein deutscher Mathematiker, Informatiker sowie Sprachwissenschaftler. Leben Nach dem Abitur am Amplonius Gymnasium Rheinberg studierte Ernst Kausen Mathematik, Physik und Informatik an den… …   Deutsch Wikipedia

  • Hans Julius Zassenhaus — (* 28. Mai 1912 in Koblenz; † 21. November 1991 in Columbus, Ohio) war ein deutscher Mathematiker, berühmt durch Arbeiten zur Algebra und als Pionier …   Deutsch Wikipedia

  • Heinrich Behnke — im Mathematischen Forschungsinstitut Oberwolfach Heinrich Behnke (* 9. Oktober 1898 in Hamburg; † 10. Oktober 1979 in Münster) war ein deutscher Mathematiker und Rektor der Westfälischen Wilhelms Universität …   Deutsch Wikipedia

  • Erich Hecke — (* 20. September 1887 in Buk bei Posen; † 13. Februar 1947 in Kopenhagen) war ein deutscher Mathematiker, der hauptsächlich in den Gebieten der algebraischen Zahlentheorie und der Theorie der Modulformen arbeitete …   Deutsch Wikipedia

  • Erich Hückel — (1938) Erich Armand Arthur Joseph Hückel (* 9. August 1896 in Berlin; † 16. Februar 1980 in Marburg) war ein deutscher Chemiker und Physiker. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”