Hsi Wang Mu

Hsi Wang Mu
Xiwangmu mit dem Pilz der Unsterblichkeit

Xīwángmǔ (chin. 西王母 „Königinmutter des Westens“) auch Hsi Wang Mu, ist eine der ältesten chinesischen Gottheiten, die im mittelalterlichen Daoismus als Unsterbliche, Lehrerin, Symbol der Transzendenz und Vermittlerin zwischen den himmlischen und den irdischen Reichen eine herausragende Rolle spielte, aber auch im heutigen Daoismus, besonders bei den Himmelsmeistern ist sie noch eine hohe Gottheit. Neben den religiösen Kulten gab es in China auch immer wieder Volkskulte um diese Göttin.

Inhaltsverzeichnis

Vorstellung

Zur Ikonographie Xiwangmus gehören das Leopardenfell, der sheng-Haarschmuck (eine Art Spindel), Sonne und Mond, der Kunlun oder die kosmische Säule, sowie die Pfirsiche der Unsterblichkeit. Häufig wird sie von einem Diener oder einer Magd, vor allem aber von verschiedenen Tieren begleitet, wie etwa einem - ebenfalls für langes Leben stehenden - Hirschen, einem weißen Tiger, dem dreibeinigen blauen Vogel, dem neunschwänzigen Fuchs oder dem Hasen, der das Elixier der Unsterblichkeit bereitet. An ihrem Thron lagern Tiger und Drache (Yin und Yang). Ihr Gefährte ist Dongwangfu, der Königvater des Ostens, der in Glaube und Kult nie die gleiche herausragende Rolle spielte wie Xiwangmu.

Ihr Wohnort war der Kunlun Shan, ein heiliger Berg im Westen, auf dem der Legende nach ein perfektes und harmonisches Paradies zu finden ist, welches als Mikrokosmos ein ideales Abbild des Makrokosmos und den Sitz der Götter in der irdischen Welt darstellt. Nach einigen Erzählungen wird die Göttin auf dem Kunlun auch von Xian (Unsterblichen) begleitet und hat himmlische Feen als Dienerinnen. Ihr Palast und die Gärten wurden in Kunst und Literatur häufig als unvorstellbar schön geschildert. In den Gärten sind Zauberquellen zu finden und dort baut sie die begehrten Pfirsiche der Unsterblichkeit an, die nur alle dreitausend Jahre reif werden. Wenn es wieder einmal so weit ist, lädt sie die Unsterblichen zu einem großen Festmahl, damit diese ihre Lebensenergie auffrischen können. Einmal hat der wahnsinnig gewordene Affe Sun Wukong die Zeremonie gestört - ein Motiv, das u.a. in dem berühmten Ming-Roman Die Reise nach dem Westen berichtet wird.

Der Geburtstag der Göttin wird am dritten Tag des dritten Monats gefeiert, zu dem viele Götter mit Gaben zu einem Festmahl anreisen, z.B. der Drachenkönig Long wang, der Glücksgott und der Gott des Reichtums.

Trotz der positiven Darstellung als Lehrerin und Bewahrerin des kosmischen Gleichgewichts hat Xiwangmu auch eine zerstörerische Seite. Als höchstes Yin ist sie auch eine Göttin des Todes und Zerstörerin.

Entwicklung des Xiwangmu-Kults

Xiwangmu bei Kaohsiung, Taiwan

Ihre Spuren lassen sich bereits in der Shang-Zeit (etwa 1600–1028 v. Chr.), vor dem Entstehen des Daoismus, nachweisen, aber erst später nimmt ihre Gestalt konkrete Züge an.

Während der Zeit der streitenden Reiche (403–221 v. Chr.) erscheint sie als Lehrerin, Göttin des Westens, Göttin heiliger Berge, göttliche Weberin, Schamanin und Sternengöttin. Im Shanhaijing wird sie beschrieben als Wesen mit Leopardenschwanz, Tigerzähnen und pfeifend wie der Wind. In den Werken des Zhuangzi wird Xiwangmu schließlich als Göttin des Westens und des Himmels erwähnt, die das Dao verwirklicht hat und so Unsterblichkeit und göttliche Macht besitzt.

Ab der östlichen Han-Zeit spielte Xiwangmu dann eine sehr wichtige Rolle in den religiösen Vorstellungen und es entstanden auch soteriologische Volkskulte um die Göttin.

Der Ende des 4. Jahrhunderts n. Chr. entstandene Shangqing-Daoismus führte seine Autorität auf sie zurück, sie erschien hier als Lehrerin, die die essentiellen Werke der Transzendenz enthüllte und als Hüterin der Geheimnisse der Unsterblichkeit, die daoistische Adepten auf dem Weg zu dieser unterrichtete. Ihr Wohnsitz, der Kunlun wurde als Bibliothek angesehen, aus der die heiligen Werke des Daoismus stammten. In der daoistischen Praxis war sie Adressat von Gebeten, Ritualen, Invokationen, Visualisationen und Imagination in denen der Adept z.B. den Kunlun besucht, um hier seine magischen Kräfte zu entwickeln.

Im Daoismus der Tang-Zeit (618–907) wurde die Königinmutter des Westens als höchste weibliche Gottheit angesehen, die das höchste Yin symbolisierte, an der Schöpfung des Kosmos mitgewirkt hatte und die kosmische Harmonie aufrechterhielt. Viele hunderte von Gedichten handelten von ihr.

Im chinesischen Mittelalter wurden viele Geschichten erzählt und aufgeschrieben, die vom Zusammentreffen Xiwangmus mit Menschen, insbesondere Herrschern, handelten. Die berühmteste Legende, die in verschiedenen Versionen erzählt wurde, ist die der Reise König Mus von Zhou zur Königinmutter des Westens. Sie wird z.B. im Liezi erzählt. In der chinesischen Kunst wurde sie gleichfalls häufig dargestellt. Auch findet man in vielen Gräbern Darstellungen der Göttin, da man hoffte, sie würde nach dem Tod die Seele in das Paradies der Unsterblichen geleiten.

Siehe auch

Literatur

  • Suzanne E. Cahill:Transcendence & divine passion : the Queen Mother of the West in medieval China. Stanford, CA : Stanford University Press, 1993, ISBN 0-8047-2112-2
  • Martin Palmer:Geheimes Heiliges China. Bergisch Gladbach 1996, ISBN 3404701402, S. 159f.

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