Härtle

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Heinrich Härtle (* 24. Februar 1909 in Sachrang; † 11. Januar 1986 in München[1]) war ein nationalsozialistischer Ideologe, Holocaustleugner und rechtsextremer Publizist.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Härtle war der Sohn eines Molkereipächters. 1926 trat er dem rechtsradikalen Freikorps Bund Oberland bei. 1927 wurde er Mitglied der NSDAP (Mitglieds-Nummer 60.398). Seit 1928 gehörte er zusätzlich der SA an, in der er 1942 zum Sturmbannführer befördert wurde.[1]

Härtle wurde 1936 Hauptabteilungsleiter im Hauptschulungsamt der Deutschen Arbeitsfront (DAF). 1937 publizierte er das Buch Nietzsche und der Nationalsozialismus.[1] In diesem Werk über den Philosophen Nietzsche versuchte er, diesen als Wegbereiter des Nationalsozialismus zu vereinnahmen.

1939 wurde Härtle als Nachfolger Alfred Baeumlers Abteilungsleiter für Geisteswissenschaften im Amt Rosenberg und war zuständig für die „Hauptstelle Philosophie“.[1] Ebenso hatte ihn Alfred Rosenberg mit der Leitung der „Arbeitsgemeinschaft zur Erforschung der bolschewistischen Weltgefahr“ betraut.

Im Zweiten Weltkrieg gehörte Härtle 1940 der Propaganda-Kompanie an, wurde aber im Dezember desselben Jahres vom Kriegsdienst freigestellt.[1]

In der Nachkriegszeit war Härtle bis 1948 interniert.[1] Währenddessen wurden in der Sowjetischen Besatzungszone seine Schriften Berufsständische Vereine als Machtinstrument des politischen Katholizismus (Verlag der DAF, Berlin 1937), Der deutsche Arbeiter und die päpstliche Sozialpolitik (Hochmuth, Berlin 1937), Die nationalsozialistischen Grundlagen der Arbeitspolitik (Mier & Glasemann, Berlin 1937), Nietzsche und der Nationalsozialismus (Eher, München 1939), Die weltanschaulichen Grundlagen der Arbeitspolitik (Verlag der DAF, Berlin 1939), Vom Ständestaat zur Priesterherrschaft (Zentralbüro der DAF, Berlin 1940), Weltanschauung und Arbeit. Hrsg. vom Reichsorganisator der NSDAP (Verlag der DAF, Berlin 1940) und Die ideologischen Grundlagen des Bolschewismus (Hoheneichen, München 1944) auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.[2]

Anschließend war er als einer „der aktivsten rechtsradikalen Publizisten[3] Hauptschriftleiter bzw. Herausgeber der rechtsextremistischen Zeitschriften Reichsruf, Deutsche Wochen-Zeitung und Klüter-Blätter. Daneben publizierte er Bücher, in denen er Deutschland entgegen den historisch belegten Tatsachen reinzuwaschen versuchte. Seine Bücher erscheinen überwiegend in der rechtsextremen Verlagsgesellschaft Berg. Er wurde mit verschiedenen Preisen rechtsextremistischer Vereinigungen ausgezeichnet, wie der „Ulrich-von-Hutten-Medaille“ der Gesellschaft für Freie Publizistik[1] und 1975 mit dem Schiller-Preis des Deutschen Kulturwerks Europäischen Geistes.

Publikationen (Auswahl)

  • Nietzsche und der Nationalsozialismus. München 1937
  • Die ideologischen Grundlagen des Bolschewismus. Marxismus, Leninismus, Stalinismus. München 1944 (veränderter Nachdruck 1955 unter dem Pseudonym „Helmut Steinberg“)
  • Freispruch für Deutschland. 1965
  • Amerikas Krieg gegen Deutschland. Göttingen 1968
  • Großdeutschland. Traum und Tragödie. Rosenbergs Kritik am Hitlerismus. München 1969
  • Die Kriegsschuld der Sieger. 1971
  • Die falschen Propheten. Marx, Lenin, Stalin, Mao Tse-tung. Neckargemünd 1973
  • Von Kopernikus bis Nietzsche. Deutsche Befreier europäischen Geistes. 1975
  • Deutsche und Juden. Studien zu einem Weltproblem. 1977

Literatur

  • Michael Grüttner: Biographisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik. (Studien zur Wissenschafts- und Universitätsgeschichte, Band 6) 2004, ISBN 3-935025-68-8.
  • Thomas Mittmann: Vom “Günstling” Zum “Urfeind” der Juden: Die antisemitische Nietzsche-Rezeption in Deutschland bis zum Ende des Nationalsozialismus, Königshausen & Neumann, 2006, ISBN 382603273X.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, S. 210–211.
  2. http://www.polunbi.de/bibliothek/1946-nslit-h.html
  3. Zitat aus Michael Grüttner: Biographisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik, abgedruckt bei Ernst Klee: Kulturlexikon, S. 210.

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