Gesellschaft für Freie Publizistik

Gesellschaft für Freie Publizistik
Logo der GfP

Die Gesellschaft für freie Publizistik (GfP) ist nach Einschätzung des Bundesamtes für Verfassungsschutz die größte rechtsextreme Kulturvereinigung in Deutschland und steht der NPD nahe.[1] Sie gibt als Kontaktadresse ein Sekretariat mit Postfach in Oberboihingen bei Nürtingen an[2] [3] [4] und ist in mehrere regional tätige Arbeitskreise untergliedert[5] [6]. Ihr gehören vor allem rechtsextreme Verleger, Buchhändler, Redakteure und Schriftsteller an. Die GfP sieht ihre Aufgabe darin, „sich für die Freiheit und Wahrheit des Wortes einzusetzen“, wobei die GfP unterstellt, dass Freiheit und Wahrheit – beispielsweise auf dem Gebiet der Zeitgeschichtsforschung – in Deutschland unterdrückt werden.[7]

Inhaltsverzeichnis

Gründung

Die GfP wurde 1960 von ehemaligen Angehörigen der NSDAP und der SS gegründet.[8] Eine besondere Rolle kam dabei dem ehemaligen stellvertretenden Reichspressechef der NSDAP, Helmut Sündermann, zu. Mitgründer waren außerdem Kurt Ziesel, Erich Kern, Herbert Böhme und der einstige persönliche Referent des NS-Außenministers Joachim von Ribbentrop, Peter Kleist.

Die GfP schrieb hierzu: „Zu Pfingsten 1960 trafen sich in Neustadt an der Weinstraße Verleger, Redakteure, Schriftsteller, Buchhändler und Freunde einer freien Publizistik, um sich gegen eine unheilvolle Entwicklung zu verbinden.“ „Anläßlich der Frankfurter Buchmesse 1960“ sei die Gesellschaft für Freie Publizistik als eingetragener Verein gegründet worden.[9]

Vorstände

1973 übernahm Gert Sudholt den Vorsitz und wurde 1983 durch Holle Grimm abgelöst. 1991 bis 2005 war Rolf Kosiek – ein Multifunktionär im rechtsextremen Spektrum aus Nürtingen – erster Vorsitzender, von 2005 bis 2010 war Andreas Molau Vorsitzender der GfP und Rolf Kosiek zusammen mit dem mehrfach wegen Volksverhetzung vorbestraften Gert Sudholt zweiter Vorsitzender. Mit Molaus Vorstandschaft fand eine Hinwendung zur NPD statt. Seit Mai 2010 ist Martin Pfeiffer Vorsitzender der GfP.

Vorstandstätigkeiten haben bzw. hatten seit 1991 unter anderem Rolf Kosiek, Karl Richter, Gert Sudholt, Peter Dehoust, Rudolf Enßlen, Harald Neubauer, Margret Nickel, Olaf Rose, Jürgen Schützinger, Wolf Lehner und Heinz Flöter inne.

Zusammenarbeit

Von Beginn an arbeitete die GfP eng mit dem „Deutschen Kulturwerk Europäischen Geistes“ und deren späterer Abspaltung, der „Deutschen Kulturgemeinschaft“, zusammen. Spätestens seit den 1990er Jahren ist ein erheblicher Einfluss der Redaktion der Zeitschrift Nation und Europa auf die GfP zu verzeichnen. Seit 2000 arbeitet die GfP eng mit der „Deutschen Studiengemeinschaft“ (DSG) zusammen, einem rechtsextremen Zirkel[10].

Themen

Themen der GfP sind insbesondere die „Infragestellung der Vergasung von Millionen von Juden“ (nach Helmut Rannacher, Verfassungsschutzleiter von Baden-Württemberg; siehe hierzu Holocaustleugnung), das Bestreiten oder das Relativieren der Kriegsschuld Deutschlands, die „Ausländerfrage“, die „Meinungsfreiheit für nationale Publizistik“ und weitere revisionistische Theorien und Ansätze. Zu den Hauptaufgaben der GfP gehört die Förderung der Zusammenarbeit rechter und rechtsextremer Verleger sowie zwischen Verlegern und Autoren und die politische und juristische Unterstützung im Fall von polizeilichen oder staatsanwaltlichen Ermittlungen gegen die Verfasser rechter Schriften. Auch verbreitet die GfP in ihrem Webauftritt an prominenter Stelle – Eingangsseite ihres Webauftritts – Ansichten wie „‚Nigger‘ ist kein Schimpfwort“ (gfp-netz.de vom 17. Dezember 2007).

Die GfP will - wie sie es ausdrückt - einen Beitrag zu einem Kontrastprogramm zu der täglichen Indoktrination eines „politisch korrekten, dem Zeitgeist entsprechenden Denkens, das aber eine seine Substanz und Zukunft zerstörende Wirkung hat“, liefern.[11]

Kongresse und Publikationen

Die GfP organisiert Jahreskongresse, an denen insbesondere Autoren, Wissenschaftler und Politiker aus dem rechtskonservativen bis rechtsextremen Spektrum teilnehmen. Sie sind ein wichtiger Ort für Strategiediskussionen, mit denen die GfP versucht, unter anderem durch Preisverleihungen Einfluss auf die Gegenwartspublizistik zu nehmen. Einige Referenten waren oder sind Mitglieder der NPD, des Witikobundes oder veröffentlichen in Zeitschriften wie Nation und Europa. Auch einzelne CDU-Mitglieder wie Albrecht Jebens oder Hans-Helmuth Knütter hielten Vorträge bei der GfP. Die Vorträge der Kongresse werden von der GfP in Sammelbänden veröffentlicht. Außerdem erscheint vierteljährlich das „Das Freie Forum“ als Organisationsrundbrief.

Zu den Vortragenden, die vielfach auch Mitglieder der GfP sind,[12] gehören u.a.:[13]

Jean-Paul Allard, Horst J. Andel, Holger Apfel, Austin App, Karl Baßler, Gerhard Baumann, Manfred Blessinger, Tino Brandt, Georg Brylka, Felix Buck, Björn Clemens, Wolfgang Dallmer, Günter Deckert, Peter Dehoust, Bernd Dröse, Wolfgang Dvorak-Stocker, Richard W. Eichler, Felix Ermacora, Hans-Michael Fiedler, Siegfried Fiedler, Thomas S. Fischer, Heinz Flöter, Dieter Fötisch, Georg Franz-Willing, Wigbert Grabert, Helmut Güttich, Hans Wilhelm Hagen, Wolfgang Hausen, Werner Georg Haverbeck, Rigolf Hennig, Jean-Jacques Hegg, Robert Hepp, Reinhard Hoffmann, Heilwig Holland, David Irving, Albrecht Jebens, Siegfried Kappe-Hardenberg, Alfred Keck, Markus Klein, Max Klüver, Dankwart Kluge, Hans-Helmuth Knütter, Ingmar Knop, Eduard P. Koch, Hans-Ulrich Kopp, Rolf Kosiek, Rudolf Karl Krause, Pierre Krebs, Werner Kuhnt, Klaus Kunze, Franz Kurowski, Mike Layer, Helmut von Lichtenfeld, Friedrich Löffler, Jordis Freiherr von Lohausen, Paul Latussek, Hrvoje Lorkovic, Ortwin Lowack, Walter Marinovic, Alfred Mechtersheimer, Gert Meier, Andreas Mölzer, Andreas Molau, Elke Moll, Harald Neubauer, Claus Nordbruch, Werner Obst, Wilfred von Oven, Franz Pahl, Gisa Pahl, Michael Paulwitz, Thomas Paulwitz, Walter Post, Nikolaus von Preradovich, Karl Richter, Bolko von Richthofen, Hans-Dietrich Sander, Edmund Sawall, Otto Scrinzi, Heinrich Schade, Herbert Schaller, Bernhard Schaub, Franz W. Seidler, Emil Schlee , Theodor Schmidt-Kaler, Josef Schüßlburner, Jürgen Schwab, Herbert Schweiger, Eugen Soukup, Robert Steuckers, Wolfgang Strauss, Hans Georg von Studnitz, Gert Sudholt, Herbert Taege, Adolf von Thadden, Andreas Thierry, Horst Rudolf Übelacker, Franz Uhle-Wettler, Reinhard Uhle-Wettler, Robert Verbelen, Thor von Waldstein, Udo Walendy, Klaus Weinschenk, Volkmar Weiss, Bernard Willms, Kurt Ziesel, Heinrich Zillich

Preisverleihungen

Seit 1962 verleiht die GfP auf ihren Jahreskongressen die „Ulrich-von-Hutten-Medaille“ an Personen, die sich, aus Sicht der GfP, „besonders stark für die Freiheit der Meinungsäußerung und die historische Wahrheit in der Zeitgeschichte eingesetzt“ haben. Preisträger sind:[14]

2008 verlieh die Gesellschaft ihren jährlichen „Förderpreis für Publizistik“ der Zeitschrift Hier & Jetzt, einem vierteljährlich erscheinenden Organ der Jungen Nationaldemokraten.[15]

Mit der GfP verbundene Verlage

Eng mit der GfP verbunden sind der Grabert Verlag, die Verlagsgesellschaft Berg und der Nation Europa-Verlag, die von ihr profitieren.[16]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Die mit etwa 500 Mitgliedern weiterhin größte rechtsextremistische Kulturvereinigung „Gesellschaft für freie Publizistik e. V.“ (GfP) hat unter Leitung von Andreas MOLAU, dem stellvertretenden Chefredakteur der NPD-Zeitung „Deutsche Stimme“ und zeitweiligen Berater der NPD-Fraktion im Sächsischen Landtag, ihren im Jahr 2005 eingeschlagenen Kurs der Annäherung an die NPD beibehalten. Quelle: Verfassungsschutzbericht 2006, S. 142 (pdf)
  2. http://www.gfp-netz.deutscher-netzdienst.de/netzseiten/index.php?option=com_content&task=view&id=18&Itemid=50
  3. Thomas Grumke/Bernd Wagner (Hrsg.): Handbuch Rechtsradikalismus. Opladen 2002. S. 379
  4. http://www.apabiz.de/archiv/material/Profile/GFP.htm
  5. http://www.gfp-netz.deutscher-netzdienst.de/netzseiten/index.php?option=com_content&task=blogsection&id=20&Itemid=156
  6. http://www.netz-gegen-nazis.com/artikel/der-verfassungsschutz-zur-gesellschaft-fuer-freie-publizistik
  7. Aus: Landesamt für Verfassungsschutz Baden-Württemberg über GfP
  8. http://www.verfassungsschutz-bw.de/rechts/rechts_sonst_aktbw.html
  9. http://www.gfp-netz.deutscher-netzdienst.de/netzseiten/index.php?option=com_content&task=blogsection&id=20&Itemid=156
  10. Vgl. "Glossar Rechtsextremismus" der "Bundeszentrale für politische Bildung", siehe http://www.bpb.de/themen/CNCDW9,19,0,Glossar.html#art19
  11. http://www.bpb.de/themen/CNCDW9,30,0,Glossar.html#art30
  12. Gesellschaft für freie Publizistik: 60 Jahre Kriegsende. Befreiung von der Befreiung, Kongress-Protokoll 2005; S. 190
  13. Gesellschaft für freie Publizistik: 60 Jahre Kriegsende. Befreiung von der Befreiung, Kongress-Protokoll 2005; S. 190; Vgl. GfP-Webseite
  14. Angaben und Verleihungszweck der GfP-Webseite entnommen.[1]
  15. o.V.: Beitrag zu Hier & Jetzt im Netz gegen Nazis
  16. Vgl. Armin Pfahl-Traughber: Rechtsextremismus in der Bundesrepublik, München 1999, S. 34

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