Häsichenbraut

Häsichenbraut

Häsichenbraut ist ein Märchen (ATU 311). Es steht in den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm ab der Zweitauflage von 1819 an Stelle 66 (KHM 66).

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Eine Frau schickt ihre Tochter das Häschen verjagen, das im Garten Kohl frisst. Das Häschen lädt sie jedes Mal ein, auf sein Schwänzchen zu sitzen und mitzukommen. Das dritte Mal geht sie mit. Das Häschen lässt sie Grünkohl und Hirse kochen, holt die Hochzeitsgäste und sagt dreimal, sie soll aufdecken. Aber das Mädchen weint nur. Als sie das dritte Mal aufdecken soll, stellt sie eine Puppe aus Stroh an den Platz und geht heim. Das Häschen haut der Puppe an den Kopf, dass er abfällt. Da geht es und ist traurig.

Herkunft

Die Brüder Grimm hatten das Märchen durch einen ausnahmsweise erhaltenen Brief von Georg Friedrich Fallenstein 1815 aus Berlin. Er hörte es von einer alten Bäuerin bei Buckow im Wendenlande. Wilhelm Grimm rundete den Text etwas durch Wiederholungen (Mäken will nech, Häsichen gäht fort u.a.). Den Einschub in Klammer von Krähe als Pfarrer, Fuchs als Küster und Altar unterm Regenbogen hörte Fallenstein von einem zweiten Erzähler desselben Märchens. Grimms Anmerkung vergleicht dazu das wendische Spottlied von der lustigen Hochzeit (Herders Stimmen der Völker S. 139) und missdeutet Fallensteins Ortsangabe als Buckow im Mekelnburgischen. Der Satz "schu! schu! du Häsichen, frißt noch allen Koal." heißt im Original "Schu! Schu! du Häsichen, friß nech (friß nicht) allen Koal!", die Hochzeitsgäste sind freisch (gefährlich), nicht frisch. Die verschiedenen Ausgaben bei Grimm unterscheiden sich nicht, nur war der Titel bis zur 3. Auflage Häsichen-Braut. Fallenstein verglich KHM 66a Hurleburlebutz, Grimms Anmerkungen KHM 46 Fitchers Vogel. Man kann das Märchen als entschärfte Kinderform des letzteren ansehen (daher Märchentyp 311).

Literatur

  • Grimm, Brüder: Kinder- und Hausmärchen. Vollständige Ausgabe. Mit 184 Illustrationen zeitgenössischer Künstler und einem Nachwort von Heinz Rölleke. S. 376-377. Düsseldorf und Zürich, 19. Auflage 1999. (Artemis & Winkler Verlag; Patmos Verlag; ISBN 3-538-06943-3)
  • Grimm, Brüder: Kinder- und Hausmärchen. Ausgabe letzter Hand mit den Originalanmerkungen der Brüder Grimm. Mit einem Anhang sämtlicher, nicht in allen Auflagen veröffentlichter Märchen und Herkunftsnachweisen herausgegeben von Heinz Rölleke. Band 3: Originalanmerkungen, Herkunftsnachweise, Nachwort. S. 129, 472. Durchgesehene und bibliographisch ergänzte Ausgabe, Stuttgart 1994. (Reclam-Verlag; ISBN 3-15-003193-1)
  • Rölleke, Heinz: „Aus Buckow im Mekelnburgischen“. Die Quelle zum KHM 66 Häsichenbraut und ihr Vermittler. In (Ders.): Die Märchen der Brüder Grimm. Quellen und Studien. Gesammelte Aufsätze. S. 99-104. 2. Auflage, Trier 2004. (Schriftenreihe Literaturwissenschaft Bd. 50; Wissenschaftlicher Verlag Trier; ISBN 3-88476-667-8)
  • Uther, Hans-Jörg: Handbuch zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm. Berlin 2008. S. 161. (de Gruyter; ISBN 978-3-11-019441-8)

Weblinks

 Wikisource: Häsichenbraut – Quellen und Volltexte

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