Höhlentier

Höhlentier

Als Höhlentiere bezeichnet man Tiere, die mehr oder weniger an das Leben in Höhlen angepasst sind.

Inhaltsverzeichnis

Trogloxene Arten

Für Menschen erscheinen Höhlen als gefährliche, lebensfeindliche Umgebung, daher verbindet sich mit dem Begriff „Höhlentier“ oft die Vorstellung urzeitlicher Ungeheuer, was in vielen Drachensagen seinen Ausdruck findet. Tatsächlich gab es eine Reihe heute ausgestorbener Raubtiere wie die Höhlenbären, die Höhlenlöwen oder die Säbelzahntiger, die Höhlen als Unterschlupf nutzten. Diese Tiere bewohnten allerdings nur den weiträumigen Eingangsbereich und suchten ihre Nahrung außerhalb der Höhle, daher werden sie als Höhlenbesucher oder trogloxene Tiere bezeichnet. Auch die Fledermäuse oder verschiedene Kröten und Salamanderarten nutzen die Höhle nur als vorübergehenden Unterschlupf. Sehr bemerkenswert ist auch der höhlenbewohnende Fettschwalm in Südamerika, der einzige höhlenbewohnende Vogel. Er besitzt ein Echolotsystem ähnlich dem der Fledermäuse. Dieses natürliche Radar ermöglicht es dem Tier, sich in der Dunkelheit der Andenhöhlen zurechtzufinden und zu nisten. Seine Nahrung findet er außerhalb der Höhle: ölhaltige Früchte. Diese Ernährung lässt ihn eine Menge an Körperfett ansetzen, das ihm in der Höhle als Wärmereservoir dient und ihm seinen Namen gegeben hat.

Zu unterscheiden sind diese Tierarten von Zufallsgästen, Tieren, die entweder versehentlich in Höhlen geraten sind oder diese nur auf der Flucht vor Dürre oder Frost aufgesucht haben, ohne an diesen Lebensraum angepasst zu sein.

Troglophile Arten

Die Anwesenheit von zeitweiligen Höhlenbewohnern und besonders ihre Hinterlassenschaft in Form von Kot und Nahrungsresten stellt für andere Tiere der Höhle eine wichtige Nahrungsgrundlage dar. Manche normalerweise oberirdisch lebende Tierarten können ihr gesamtes Leben auch in Höhlen verbringen und dort sogar stabile Populationen bilden. Man spricht hier von troglophilen Tieren.

Troglobionte Arten

Höhleninsekt
Höhleninsekt in einer Höhle in Thailand, das Kot einer Fledermaus frisst

Der Extremfall sind echte Höhlenbewohner oder troglobionte Tiere. Sie sind vollständig an das Leben in ewiger Dunkelheit angepasst und außerhalb von Höhlen nicht überlebensfähig. Häufig sind diese Tiere vollkommen farblos und die Augen sind nicht mehr vorhanden. Der Verlust des Gesichtssinns wird häufig durch eine Verstärkung anderer Sinne wie dem Tastsinn ausgeglichen. Viele Arthropoden wie etwa höhlenbewohnende Hundertfüßer, Höhlenasseln, Höhlengrillen oder Höhlenkäfer besitzen vergrößerte Antennen und für verschiedene Höhlenfische wie den nordamerikanischen blinden Höhlenfisch Typhichthys spec. wurde eine erhöhte Empfindlichkeit für Strömungen festgestellt.

Grottenolme in einer Höhle in Slowenien

Das bekannteste und als erstes wissenschaftlich beschriebene troglobionte Tier ist der Grottenolm (Proteus anguinus), ein Molchverwandter. Er verbringt sein gesamtes Leben in unterirdischen Gewässern der osteuropäischen Karsthöhlen. Beim Schlupf weisen die Grottenolme noch verschiedene Merkmale ihrer „freilebenden“ Verwandten auf. Sie besitzen gut entwickelte Augen und sind mit schwarzen Farbzellen auf dem Rücken ausgestattet. Die Fortpflanzung der Tiere findet während dieser Larvenphase statt. Danach verschwindet die Pigmentierung völlig, die Augen und auch die Sehnerven verkümmern. Nach etwa 18 Monaten ist der Olm dann vollständig weiß und blind.

Die einzige troglobionte Höhlenschlange ist Elaphe taeniura. Sie lebt in malaysischen Höhlen und ernährt sich von Fledermäusen.

Als weiteres Beispiel sollen zwei Käfergattungen dienen, die beide in Höhlen leben. Die beiden Käfergattungen Bathysciola und Speonomus sind nah verwandt, während die erste Gattung jedoch in Höhlen lebt, die von Fledermäusen besiedelt sind kommt die andere in unbewohnten Höhlen vor. Fledermaushöhlen bieten wegen des reichlich sich angesammelten Fledermauskots reichlich Nahrung für die Käfer und ihre Larven, die beide davon profitieren. In den unbewohnten Höhlen stehen diese Nahrungsquellen nicht zur Verfügung. Die hier lebenden Käfer legen entsprechend nur wenige Eier und die Larven bleiben in der Eikapsel eingeschlossen ohne Nahrung aufzunehmen. So bleibt die sehr begrenzte Nahrung für die ausgewachsenen Käfer, die in ihrem kurzen Leben Nahrungsspeicher für neue Eier anlegen müssen.

Weitere troglobionte Arten:

Siehe auch

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Höhlentier des Jahres — Ein Höhlentier des Jahres wurde erstmals im Jahr 2009 vom Verband der deutschen Höhlen und Karstforscher ausgerufen, um in der Öffentlichkeit auf die kaum bekannte zoologische Artenvielfalt in unterirdischen Lebensräumen aufmerksam zu machen. Die …   Deutsch Wikipedia

  • Höhlentier — Höh|len|tier 〈n. 11〉 an das Leben in lichtlosen Höhlen angepasstes Tier * * * Höh|len|tier, das (Zool.): Tier, das in Höhlen lebt u. sich dem Leben im Dunkeln angepasst hat; Troglobiont …   Universal-Lexikon

  • Höhlentiere — Als Höhlentiere bezeichnet man Tiere, die mehr oder weniger an das Leben in Höhlen angepasst sind. Inhaltsverzeichnis 1 Trogloxene Arten 2 Troglophile Arten 3 Troglobionte Arten 4 Siehe auch 5 Weblinks …   Deutsch Wikipedia

  • Höhlenflohkrebse — Systematik Unterklasse: Eumalacostraca Überordnung: Ranzenkrebse (Peracarida) Ordnung: Flohkrebse (Amphipoda) Unterordnung …   Deutsch Wikipedia

  • Fluss des Jahres — Flusslandschaft des Jahres, gelegentlich auch Fluss des Jahres genannt, ist eine seit 2000 alle zwei Jahre vergebene Auszeichnung für eine Flusslandschaft in Deutschland und gleichzeitig eine Mahnung durch den Verband der Naturfreunde… …   Deutsch Wikipedia

  • Großes Mausohr — (Myotis myotis) Systematik Überordnung: Laurasiatheria Ordnung: Fledertiere …   Deutsch Wikipedia

  • Haustier des Jahres — Die Gefährdete Nutztierrasse des Jahres wird seit 1984 (ursprünglich als Haustier des Jahres) jährlich von der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen gekürt, um auf den Rückgang dieser Kulturrassen aufmerksam zu machen.… …   Deutsch Wikipedia

  • Lurch des Jahres — Reptil/Lurch des Jahres ist eine Aktion, die von der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde e. V. (DGHT) 2006 ins Leben gerufen wurde und die maßgeblich von der DGHT AG „Feldherpetologie“ getragen wird. Fachlich unterstützt… …   Deutsch Wikipedia

  • Natur des Jahres — Der Begriff Natur des Jahres umfasst mehrere jährlich zum Zwecke der Öffentlichkeitsarbeit für den Arten und Biotopschutz nominierte Arten und Lebensräume. Dies geschieht vorwiegend in Deutschland. Seit 1971 wird der Vogel des Jahres vom NABU e.V …   Deutsch Wikipedia

  • Nutzpflanze des Jahres — Das Gemüse des Jahres wird seit dem Jahr 1999 jährlich durch den Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt (VEN) ausgerufen, um auf den Rückgang dieser Kulturpflanzen aufmerksam zu machen. Bisherige Gemüse des Jahres Jahr Name (deutsch) Name… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”