Ich war Jack Mortimer

Ich war Jack Mortimer

Ich war Jack Mortimer ist ein Roman von Alexander Lernet-Holenia, entstanden 1933, verfilmt 1935 (Regie: Carl Froelich) und 1952 (Regie: Emil E. Reinert). 1986 wurde auch ein Hörspiel produziert [1].

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Der junge Wiener Taxifahrer Ferdinand Sponer fährt eine junge Dame vom Hohen Markt in die Prinz Eugen-Straße und verliebt sich in sie. Schon auf der Fahrt hat er fast einen Unfall, und nachdem er seinen hübschen Fahrgast abgesetzt hat, stellt er Nachforschungen an. Durch die Portiersfrau erfährt er, dass die Dame Marisabelle v. Raschitz, die Nichte der Gräfin Dünewald ist. Sponer wartet auf sie und folgt ihr von ferne zu ihrem Wohnhaus in der Alleegasse (heutige Argentinierstraße). Dort wartet er wieder, und als sie nach längerer Zeit vor die Türe tritt, bietet er ihr seinen Wagen an. Sie erkennt ihn wieder, lehnt aber ab.

Sponer geht heim und verbringt den Abend mit seiner Freundin Marie Fiala. Am nächsten Tag hat er dienstfrei, fährt morgens wieder in die Alleegasse und wartet, bis Marisabelle aus dem Haus kommt. Er bietet ihr seine Begleitung an. Als sie ablehnt, folgt er ihr trotzdem und sagt ihr am Karlsplatz kurz, dass er sich in sie verliebt habe. Abends trifft er sich nochmals mit Marie in einem Vorstadtcafe, und sie spürt, dass das ihr letztes Treffen sein soll.

Wieder wartet Sponer am nächsten Tag auf Marisabelle. Ungehalten verbittet sie sich seine Avancen und lässt sich abends von ihrem jungen Bruder begleiten, der Sponer zur Rede stellt. Enttäuscht tritt dieser wieder seinen Dienst an. Am Westbahnhof nimmt er einen Fahrgast auf, soll ihn zum Hotel Bristol fahren und findet diesen, bei der Oper angelangt, tot im Fond.

Der Fahrgast wurde erschossen, wie Sponer erkennt. Auf dem Polizeikommissariat wird ihm bewusst, wie absurd es wirken muss, dass er keinen Mörder gesehen und keine Schüsse gehört hat, so dass er, ohne Meldung erstattet zu haben, mit dem Toten weiterfährt. Sich im Geiste beim Verhör immer weiter in Widersprüche verstrickend, beschließt Sponer, die Leiche verschwinden zu lassen. Mit dem Plan, den Toten nachts in die Donau zu werfen, fährt er durch die Bezirke.

Zuvor jedoch kehrt Sponer noch in ein Lokal ein, um ein Glas Sherry zu trinken. Den Wagen mit der Leiche hat er auf der Straße geparkt und hat sogar die Nerven, sich mit zwei Mädchen zu unterhalten, bis ihn eines davon aufmerksam macht, dass er einen Blutfleck am Ärmel hat. In Panik läuft er zu seinem Wagen und stellt sich entsetzt vor, dass die Polizei unfehlbar auf ihn stoßen müsse, sobald sie das Verschwinden des Fremden untersuchen werde. Sponer fährt in die Auen zum Lusthaus, nimmt Dokumente, Wertsachen und Gepäck des Toten an sich und versenkt diesen schließlich unter vielen Schwierigkeiten im Fluss. Dann reinigt er den Wagen und bringt ihn in die Garage, wo er ihn an einen Kollegen übergibt. Bekleidet mit einem Anzug des Toten und im Besitz dessen Passes auf den Namen Jack Mortimer besteigt Sponer ein Taxi, fährt zum Bristol und bezieht dort die für Mortimer reservierte Suite.

Da Sponer am Rande des Nervenzusammenbruchs glaubt, nur so jeden Verdacht von sich ablenken zu können, spielt er die Rolle Mortimers. Da er mangels Sprachkenntnissen weder die ihm vom Portier übergebenen Briefe lesen noch verstehen kann, was ihm eine Frauenstimme am Telefon auf Englisch sagt, wird ihm immer unheimlicher, und zu seinem Entsetzen steht nachts plötzlich eine junge Dame in seinem Zimmer.

Rückblende: Jose Montemayor war ein amerikanischer Viehhirte, der an der mexikanischen Grenze arbeitete und bei einem Ausritt nach Mexiko die schöne Consuelo kennenlernte, die ebenso wie er eine schöne Singstimme hatte. Sie wurde seine Partnerin, und bald hatten sie gemeinsame Auftritte in New York. Dort lernten sie den Bankier Jack Mortimer kennen, der Consuelo an sich zog. Der verlassene Montemayor ging nach Paris, hatte dort große musikalische Erfolge und heiratete schließlich eine junge Frau namens Winifred. Von Bekannten erfuhr er von Krankheit und Tod Consuelos. Eines Tages begegneten Montemayor und seine Frau Jack Mortimer, und wieder gelang es diesem bald, Winifred für sich zu gewinnen. Montemayor gab den beiden jedoch keine Gelegenheit zu einem Treffen und reiste mit seiner Frau nach Wien ab. Mortimer fuhr ihnen nach, und Winifred wartete sehnsüchtig auf sein Erscheinen im Hotel Bristol. Sie ging abends, heimlich verfolgt von ihrem Mann, zu ihm aufs Zimmer, sieht sich dort nun einem Fremden gegenüber, erkennt allerdings Mortimers Gepäck und begreift scheinbar die Situation. Sponer hindert sie an der Flucht.

Sponer und Winifred versuchen, die Rolle des jeweils anderen in diesem Spiel herauszufinden, erschwert durch die Sprachbarriere. Als es Winifred endlich gelingt, das Zimmer zu verlassen, läuft sie ihrem Mann in die Arme, der sie zurückdrängt und anschließend schlägt. Schließlich sitzen sich alle drei gegenüber, Montemayor kann deutsch, und Sponer teilt dem Paar mit, dass Mortimer tot sei. Montemayor hält seine Frau davon ab, die Polizei anzurufen, ehe Sponer plötzlich die Suite, die er hinter sich absperrt, und das Hotel verlässt.

Mit dem Plan, über die Grenze nach Kroatien zu fliehen, fährt Sponer mitten in der Nacht zu Marie Fiala. Sie soll ihm Geld aus seiner Wohnung holen, da er fürchtet, dass dort schon die Polizei auf ihn wartet, wenn Winifred inzwischen Anzeige erstattet hat. Die Polizei erwartet ihn dort tatsächlich schon, allerdings deswegen, weil im Taxi Blut und dann die Einschüsse gefunden wurden. Marie wird also in Sponers Wohnung ertappt, kann aber mit dem Geld davonlaufen.

Nach einer abenteuerlichen Verfolgungsjagd über Mariahilfer Straße und Gürtel gelingt es Marie, sich vor der Polizei und Sponers Kollegen in einem Vorstadthotel zu verstecken. Sponer wartet noch eine Zeit vergeblich bei den Fialas, dann hat er den Einfall, zu Marisabelle zu gehen. Als sie in der Früh heimkommt, wirft er sich ihr zu Füßen und gesteht ihr das Vorgefallene. Sie glaubt, dass er wirklich der Mörder ist, verbirgt ihn aber dennoch in einer leerstehenden Wohnung und verbringt die Nacht mit ihm.

Morgens verlässt Sponer die noch schlafende Marisabelle und geht ins Bristol, von wo aus er die Polizei anrufen will, um sich festnehmen zu lassen. Vor dem Zimmer Mortimers ist ein Menschenauflauf. Winifred, die ihn ansieht, aber nicht zu erkennen scheint, wird gerade von der Polizei einvernommen und gibt zu Protokoll, ihren Mann erschossen zu haben, nachdem dieser ihr gestanden hat, Mortimer getötet zu haben. Sofort läuft Sponer zurück zu Marisabelle, die aber jetzt, wo sich seine Unschuld herausgestellt hat, nichts mehr von ihm wissen will. Sponer geht zu den Fialas, wo ihm die schluchzende Marie um den Hals fällt.

Kritik

  • zum Film 1935: "Eine in Wien angesiedelte, etwas unlogische Kriminalstory. Ein in Panik geratener Taxifahrer, der Angst hat, man würde ihm nicht glauben, will die Rolle des Mordopfers spielen, damit der Ermordete nicht vermißt wird. Klar ist, daß er sich damit doch erst recht verdächtig macht und in eine evtl. ausweglose Situation gerät, wenn auffliegt, daß er nicht der ist, als den er sich ausgibt."[2]

Literatur

  • Ulrike Götting: Der deutsche Kriminalroman zwischen 1945 und 1970. Formen und Tendenzen. Tectum, Marburg 2000, ISBN 3-8288-8127-0, S. 84–94

Einzelnachweise

  1. http://www.bookmaps.de/lib/all/i/c/ich_77.html
  2. http://www.blofelds-wallace.de/kriminalfilm-1935.htm

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