Ilse Koch

Ilse Koch
Foto von 1947

Ilse Koch (* 22. September 1906 in Dresden als Margarete Ilse Köhler; † 2. September 1967 im Frauengefängnis Aichach) war die Frau des Lagerkommandanten des KZ Buchenwald, Karl Otto Koch.

Inhaltsverzeichnis

Jugend, Ausbildung und Familienverhältnisse

Ilse Koch, dritte Tochter eines Werkmeisters, absolvierte die Volks- und Handelsschule und volontierte 1922 in einer Buchhaltungsabteilung. Danach arbeitete sie in verschiedenen Betrieben als Sekretärin. Im April 1932 trat sie der NSDAP (Mitgliedsnummer 1.130.836) bei. Über ihre Kontakte zu SA- und SS-Männern lernte sie im Frühjahr 1934 ihren späteren Ehemann, den SS-Offizier Karl Koch, kennen. Am 25. Mai 1936 heiratete das Paar. Unmittelbar nach ihrer Hochzeit zog die junge Familie auf das Areal des KZ Buchenwald, wo sie von Juli 1937 bis Januar 1941 lebte. Hier brachte Koch drei Kinder, Artwin, * 17. Juni 1938, Gisela, * 26. April 1939, und Gudrun, * 11. Dezember 1940, zur Welt. Gudrun starb im Februar 1941 aufgrund von Mangelernährung, Artwin beging in jungen Jahren Selbstmord.

Tätigkeit in den Konzentrationslagern

Während ihrer Zeit in Buchenwald soll Ilse Koch bei den Häftlingen gefürchtet gewesen sein. Sie habe bei jeder Gelegenheit Strafen erteilen lassen. Wenn ein Häftling sie nicht grüßte, sei er von ihr gemeldet worden, und habe mit einer harten Bestrafung rechnen müssen. Sie wurde „Kommandeuse“ genannt, obwohl sie offiziell keinerlei Einfluss auf die Leitung oder die Organisation des Lagers hatte. Der Lagerinsasse und spätere Buchautor Eugen Kogon sagte in der Dachauer Gerichtsverhandlung indessen aus, Ilse Koch habe das Lager nie selbst betreten.

Berichte über Ilse Kochs Grausamkeit gegenüber Häftlingen brachten ihr den Namen Hexe von Buchenwald ein. So soll sie Häftlinge wie Haustiere gehalten haben. Ilse Koch, die gern ritt, soll Häftlingen vom Pferd aus Schläge mit der Reitgerte ausgeteilt haben und sich aus tätowierter Häftlingshaut Gegenstände wie Handschuhe, Bucheinbände und Lampenschirme gefertigt haben.

Der deutsche Dokumentarfilm Hitlers Opfer aus dem Jahr 2004 weist nach, dass der auf dem Lagerfoto zu sehende Lampenschirm schon dem Gericht in Dachau nicht als Beweismittel zur Verfügung stand und auch nie mehr nach Aufnahme des Fotos aufgefunden wurde. Die Dicke des Schirmmaterials spricht gegen menschliche Herkunft. Der Dokumentarfilm zeigt auch, wie die Ausstellungsleitung in den 50er Jahren der Ausstellung des Lagers einen kleinen Lampenschirm hinzufügte, der nach 1989 entfernt wurde, sich heute bei den Asservaten befindet und nachweislich aus Kunststoff besteht. Entfernt wurde weiterhin ein Stück tätowierter Haut, das eindeutig tierischen Ursprungs ist. Die Herkunft der Schrumpfköpfe ist ungeklärt.[1]

Im August 1943 wurde das Ehepaar von der SS in Weimar wegen Korruption und dreifachen Mordes festgenommen. Der Verdacht, Ilse Koch habe ihrem Mann Beihilfe bei den Unterschlagungen von Wertsachen von KZ-Insassen geleistet, bestätigte sich nicht. Im Dezember 1944 wurde Ilse Koch wieder freigelassen.

Laut Arthur L. Smith (siehe Literatur) erklärte General Clay 1976, dass die Bezeichnung Hexe von Buchenwald von einem Reporter stammte, der auch die Behauptung aufstellte, in ihrer Wohnung Lampenschirme aus Menschenhaut gefunden zu haben, die tatsächlich aus Ziegenleder waren.

Gefangennahme durch die US-Armee und Anklage wegen Kriegsverbrechen

Ilse Koch vor dem Militärtribunal in Dachau

Im Juni 1945 wurde Ilse Koch in Ludwigsburg von der US-Armee als mutmaßliche Kriegsverbrecherin verhaftet. 1947 wurde sie als einzige Angeklagte im Rahmen der Dachauer Prozesse im Buchenwald-Hauptprozess in Dachau wegen Verbrechen gegen die Menschheit zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Koch beantragte Revision und bekam Recht. 1948 wurde die Haftstrafe auf ein Maß von vier Jahren reduziert. Dieses Urteil ist auch auf den Umstand zurückzuführen, dass Ilse Koch im Gefängnis zum vierten Mal schwanger geworden war. Ihr Sohn Uwe Köhler wurde am 29. Oktober 1947 geboren, den Namen des Vaters gab sie nicht bekannt. Uwe Köhler versuchte später, in Kontakt zu seiner Mutter zu treten, dies wurde ihm jedoch von staatlicher Seite untersagt.

Erneute Anklage, Verurteilung, Haftstrafe und Selbstmord

Proteste in der deutschen und internationalen Öffentlichkeit führten zu einem erneuten Prozess vor einem deutschen Gericht. Ende 1949 wurde vor dem bayerischen Staatsgerichtshof erneut Anklage wegen Mordes und Misshandlung von deutschen Häftlingen erhoben. Am 15. Januar 1951 erging in Augsburg das Urteil: lebenslange Haftstrafe wegen Anstiftung zum Mord und schwerer körperlicher Misshandlung. Der dritte Anklagepunkt, in dem es um das Auffinden menschlicher Körperteile im Besitz Kochs ging, die sie zu „Kunstwerken“ umgestalten ließ, wurde aus Mangel an Beweisen fallen gelassen. In den kommenden Jahren bemühte sich Ilse Koch vergeblich um Begnadigung. Noch 1966 strengte sie die Wiederaufnahme des Verfahrens an. Von der Öffentlichkeit kaum beachtet, erhängte sie sich am 2. September 1967 mit ihrem Bettlaken in ihrer Zelle.

Arthur L. Smith, Autor eines Buches über sie (siehe Literatur), hielt sie für „keineswegs schuldig im Sinne der Anklage“.

Belege

  1. Detaillierte Informationen und Fotos zu den gefundenen Hautpräparaten, Gegenständen aus Leder und den Ermittlungen dazu im Prozess gegen Ilse Koch (englisch)

Literatur

  • Pierre Durand: Die Bestie von Buchenwald, Berlin: Brandenburgisches Verlagshaus, 5. Aufl. 1990 (aus dem französischen Original La chienne de Buchenwald)
  • Arthur Lee Smith Jr.: Der Fall Ilse Koch – Die Hexe von Buchenwald, Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln 1983, ISBN 3-412-10693-3.
  • Alexandra Przyrembel: Der Bann eines Bildes - Ilse Koch, die „Kommandeuse von Buchenwald“, in: Eschebach Insa, Jacobeit Sigrid, Wenk Silke (Hg.): Gedächtnis und Geschlecht - Deutungsmuster in Darstellungen des nationalsozialistischen Genozids, Campus Verlag, Frankfurt/New York 2002, S. 245-267.

Dokumentarfilm

  • Ken Kipperman Schatten des Schweigens (USA, 2005)

Weblinks


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