Independent Television

Independent Television
ITV plc
Logo der ITV Corp.
Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 1955
Sitz London
Leitung Michael Grade (Vorsitzender)
Mitarbeiter 6.073 (2006)
Umsatz 2,181 Milliarden GBP (2006)
Branche Medien
Produkte Fernsehen
Website www.itv.com

Independent Television (ITV) ist ein Netzwerk aus mehreren (ehemals) unabhängig voneinander agierenden kommerziellen Fernsehstationen im Vereinigten Königreich. Das Unternehmen ITV plc mit Firmensitz in London ist im FTSE-100-Aktienindex an der Londoner Börse gelistet.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

Seit den späten 1940er Jahren hielt die BBC das Fernsehmonopol in ganz Großbritannien und Nordirland, das 1954 nach langem politischem Ringen durch den Independent Television Act gebrochen wurde. Es entstand die Independent Television Authority (ITA), die erste Aufsichtsinstanz des kommerziellen Fernsehens. Nach einigen Überlegungen entschied sich die ITA dafür, ein Netzwerk von regionalen Fernsehsendern zu errichten, die zwar voneinander unabhängig agieren konnten, aber dennoch so miteinander gekoppelt waren, dass Sendungen und Filme auch im kompletten Privatfernsehen gleichzeitig laufen konnten. Zwischen 1955 und 1968 bestand in den drei großen Regionen (London, Midlands, Norden) zusätzlich noch eine Trennung zwischen werktags und Wochenende; d. h. ein Sender erhielt das Recht, von Montag bis Freitag zu senden und ein anderer von Freitagabend bis Sonntag. Diese Trennung wurde im Norden und in den Midlands 1968 aufgehoben, existiert aber formell immer noch in der Hauptstadt. Durch die Entstehung des ITA wurde das System der BBC unter ihrem Generaldirektor Hugh Charlton Greene zu Reformen gezwungen.

Am 22. September 1955 strahlte der Londoner Sender Associated-Rediffusion die erste private Fernsehsendung aus. Von Beginn an war auch - im Gegensatz zur BBC - Fernsehwerbung Teil des Programms.

Die ersten Sender des neuen Privatfernsehens entstanden meist dadurch, dass sich die großen Kinobetreiber dazu entschlossen, mit ihrem größten Feind zusammenzuarbeiten. Reine TV-Gesellschaften stießen erst in den frühen 1960ern dazu.

Im Jahre 1963 wurde das Netzwerk komplettiert; d. h. jede Region hatte ihren eigenen Fernsehsender erhalten:

  • London, werktags: Associated Rediffusion (ein Produkt der Associated Newspapers)
  • London, Wochenende: ATV London (Associated TeleVision, Prestigeobjekt des Medienmoguls Lew Grade)
  • Midlands, werktags: ATV Midlands
  • Midlands, Wochenende: ABC Television (Eigentum der ABC Cinema Group)
  • Norden, werktags: Granada Television (Eigentum von Granada Cinemas)
  • Norden, Wochenende: ABC Television
  • Nordirland: Ulster Television
  • Schottland: STV
  • Englisch/Schottisches-Grenzgebiet: Border Television
  • Nordost: Tyne Tees TeleVision
  • Osten: Anglia Television
  • Süden: Southern Television
  • Kanalinseln: Channel Television
  • Wales und Westen: TWW (Television Wales and the West)
  • walisisch-sprachiges TV: Teledu Cymru (nach Bankrott von TWW übernommen)
  • Südwest: Westward Television

Hinzu kam noch der 'Sonderfall' ITN (Independent Television News); ein Nachrichtendienstleister, der gemeinsam von allen ITV-Anstalten finanziert wurde, um die Sender, die nur für Regionalnachrichten zuständig waren, mit national ausgestrahlten Nachrichten zu versorgen.

1963 wurden erstmals die Lizenzen neu ausgeschrieben, es blieb aber alles beim Alten; das erste große Beben fand erst in der nächsten Lizenzvergaberunde statt. Die einzige geringfügige Änderung war, dass aus Associated Rediffusion durch den Rückzug von Associated Newspapers Rediffusion London wurde.

Die späten 1960er Jahre

ITV entwickelte sich nach anfänglichen Kinderkrankheiten zu einem großen Erfolg und konnte sogar die BBC in der Zuschauergunst überflügeln, die dies durch die Einführung von BBC 2 zu bekämpfen versuchte, was jedoch erst in den 1990er Jahren gelang.

1967 wurden die neuen Lizenzen ausgeschrieben; diesmal mit bedeutenderen Auswirkungen als die Ausschreibung von 1963. Es wurde nämlich beschlossen, dass der Norden nochmals unterteilt wurde in Nordwest und Yorkshire/Lincolnshire. Damit verlor Granada TV ein großes Gebiet, erhielt dafür aber die Genehmigung, die ganze Woche lang zu senden; das neue Gebiet fiel in die Hände von Yorkshire Television. In den Midlands durfte nun ATV die ganze Woche senden - als Austausch gegen London am Wochenende. Dadurch war nun aber ABC Television ohne Sendegebiet, die ITA wollte aber ABC nicht verlieren und zwang die Firma zu einer Fusion mit Rediffusion London, woraus der Sender Thames Television entstand. Zusätzlich übernahm ein Konsortium um Lord Harlech die Lizenz von TWW, da es ein qualitativ hochwertigeres Programm versprach. Es entstand Harlech Television. Da aufgrund des herannahenden Endes von TWW die Moral und der Aktienkurs in den Keller sank, verkaufte TWW die letzten fünf Monate seiner Lizenz um 500.000 Pfund an Harlech. Harlech konnte jedoch noch nicht senden, daher kam über Vermittlung der ITA der Independent Television Service Wales and the West (ITSWW) zu Stande. Harlech erhielt alle Gewinne aus Werbungen und zahlte TWW eine fixe Summe pro Woche für die Bereitstellung der Programme. Diese Zwischenphase dauerte knapp zweieinhalb Monate. Die freigewordene Lizenz für London am Wochenende ging an das 'Frost-Consortium', unter der Leitung von David Frost, aus dem London Weekend Television (LWT) entstand.

So entstanden also folgende Wechsel:

  • Wales/Westen: TWW → Harlech Television (mit Einführung des Farbfernsehens in HTV umbenannt)
  • Yorkshire/Lincolnshire: Yorkshire Television
  • Nord-West, ganzwöchig: Granada Television
  • Midlands, ganzwöchig: ATV
  • London, werktags: Rediffusion London → Thames Television
  • London, Wochenende: ATV London →London Weekend Television

Die 1970er Jahre

Die 1970er Jahre waren wohl die erfolgreichste Ära in der Geschichte des ITV-Netzwerks. ATV produzierte auch international erfolgreiche Sendungen wie z. B. die Muppet-Show, Crossroads, UFO oder Die Zwei (mit Tony Curtis und Roger Moore), Thames, LWT und Granada konnten ebenfalls diverse Erfolge im Ausland verzeichnen.

Im Verlauf der 1970er Jahre fand auch die Umwandlung der alten ITA zur IBA, der 'Independent Broadcasting Authority' statt, welche von nun an auch für privates, lokales Radio zuständig war. Ebenso zeichnete sich die Ankunft eines zweiten, von der IBA kontrollierten Kanals ab, doch das war noch Zukunftsmusik. In den 1970er Jahren fand keine neue Lizenzvergabe statt.

Die 1980er Jahre

1980 kam es zur neuen Lizenzenvergabe. ITV erlitt eine starke Erschütterung durch die Tatsache, dass man ATV dazu zwang, sich zu verkleinern und umzuformen, da es laut IBA nicht ausreichend auf seine Region bezogen war. So wurde aus ATV Central Independent Television; ein Produkt, dass zwar die Anforderungen der IBA erfüllte, aber nie mehr den Erfolg von ATV erreichen konnte.

Zudem verloren zwei alteingesessene Sender ihre Lizenzen an moderne Newcomer, nämlich Westward an TSW (Television South West) und Southern an TVS (Television South). Dazu kam noch ein landesweiter Anbieter von Frühstücksfernsehen, tv-am; außerdem wurde der zweite IBA-Kanal Realität, in der Form von Channel 4.

So ergaben sich also folgende Änderungen (ab dem 1. Januar 1982):

  • Southern Television → TVS
  • Westward Television → TSW (TSW kaufte allerdings den bankrotten Sender Westward auf und nutzte dessen Studios und erhielt den Großteil des Personals.)

In den 1980er Jahren liefen die Dinge für ITV zwar immer noch recht erfolgreich, doch wurde durch die von Thames Television Ende der 80er Jahre ausgestrahlte Sendung Death on the Rock, eine Dokumentation über Korruption in der Regierung Margaret Thatchers, der Niedergang von ITV eingeleitet. Thatcher setzte alle Hebel in Bewegung, um Thames Television loszuwerden, wodurch es zum Broadcasting Act ’90 kam.

Die 1990er Jahre

1990 wurden die Lizenzen wieder einmal neu vergeben. Wie es scheint, zum letzten Mal, denn der Broadcasting Act von 1990 sah eine Neuvergabe einer Lizenz nur vor, wenn der betreffende Sender sie nicht verlängern wollte oder der Sender in Konkurs ging. Auch wurden die Regelungen für den Erhalt der Lizenzvergabe geändert. Waren es früher vor allem Qualität der Studios samt geplanter Eigenproduktionen sowie ein vernünftiger Haushaltsplan für die Lizenz erforderlich, bekam nun derjenige Sender den Zuschlag, der dazu bereit war, am meisten Geld für die Lizenz zu zahlen. Ebenso war es von nun an erlaubt, dass ein Sender mehrere Lizenzen besitzen durfte.

Thames Television wurde so Carlton Communications zugeschlagen, TSW von Westcountry übernommen. TVS musste allerdings den Betrieb einstellen, weil die Firma dem Bankrott nahestand und ein für ihre Verhältnisse viel zu hohes Gebot für die Lizenz gemacht hatte. Auch tv-am verschwand zugunsten von GMTV (Good Morning Television).

Die Neuerungen ab dem 1. Januar 1993:

  • TSW → Westcountry Television
  • TVS → Meridian Broadcasting
  • TV-am → Good Morning Television (GMTV)
  • Thames Television → Carlton Communications
  • Zusätzlich verlor ORACLE das Recht, den Teletext im kompletten Netzwerk auszurichten; einen Dienst, den das Unternehmen bereits seit den späten 70ern leistete. Seit dem 1. Januar 1993 ist jeder Sender für seinen eigenen Teletext verantwortlich.

Nur wenige Zeit danach begann der Konzentrationsprozess. Zuerst schluckte Yorkshire Television den Konkurrenten Tyne Tees Television. Dies trieb Yorkshire Television binnen kurzer Zeit in den Ruin, und so wurden beide von Granada Television übernommen, während Carlton Television sich an Westcountry und Central beteiligte und beiden den Namen Carlton gab. Bis 1999 übernahm Granada dann wiederum noch LWT, HTV, Border und Meridian. Scottish Television übernahm Grampian Television und bildete so die 'Scottish Media Group SMG.

So blieben lediglich UTV (vormals Ulster-Television, die Namensänderung fand ebenfalls am 1. Januar 1992 statt) und Channel Television selbstständig; einen Status, den beide heute noch haben.

Gegenwart

2004 schlossen sich Carlton und Granada zur ITV plc zusammen. ITV ist nun bis auf die Ausnahmen Channel Television, UTV, GMTV und der beiden SMG-Sender auch formell nur noch ein einziger Sender. Die Regionalität, die große Stärke des ITV-Netzwerks, ist so endgültig, bis auf die (übrigens auch überall gleichaussehenden) Regionalnachrichten, verschwunden. Früher galt eine ITV-Lizenz als „eine Erlaubnis, Geld zu drucken“. Das heutige ITV aber sinkt seit Jahren in der Zuschauergunst - zugunsten seiner Rivalen im kommerziellen Sektor: five, Channel 4 und vor allem Sky.

ITV strahlt seine Ableger ITV2, ITV3 und ITV4 über das BSkyB-Satellitensystem und DVB-T zum freien Empfang aus. Die lange verzögerte Ausstrahlung über Satellit hat den Sender dabei etwas an Boden verlieren lassen.

Ab 1999 wurden auch die Nachrichten, die vormals unter dem Namen des Zulieferers ITN (Independent Television News) liefen (ITN Early Evening News, ITN News At Ten), vereinheitlicht: Mit den ITV Evening News schuf man eine Hauptnachrichtensendung nach amerikanischem Vorbild. Die zeitgleiche Abschaffung der News At Ten zugunsten einer späteren Nachrichtensendung sorgte jedoch für Proteste, und man zog die Spätausgabe wieder zeitlich nach vorne.

Seit November 2005 sind die ITV-Programme frei empfangbar über Astra 2D, was einen Empfang der Programme in Teilen Deutschlands ermöglicht.

Im Oktober 2010 kam ITV ins Rampenlicht, als in einer Dokumentation mit dem Titel Gadaffi and the IRA auf „geheimes Archivmaterial“ verwiesen wurde, welches sich als Ausschnitte aus dem Computerspiel Arma 2 entpuppten.[1][2]

Einzelnachweise

  1. Videospiel als Archivmaterial
  2. Dokumentation verwechselt Computerspiel mit Realität

Weblinks

 Commons: ITV – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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