David Frost (Fernsehmoderator)

David Frost (Fernsehmoderator)
David Frost, 2005

Sir David Paradine Frost, OBE (* 7. April 1939 in Tenterden in Kent) ist ein britischer TV-Moderator und früherer TV-Politsatiriker. Er ist einer der bekanntesten TV-Interviewer sowohl in Großbritannien als auch in den USA.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Frost ist der Sohn eines Methodistenpfarrers und studierte mit einem Stipendium am Gonville and Caius College der Cambridge University englische Literatur (nachdem er schon einen Vertrag für den Fußballclub FC Nottingham Forest hatte). Gleichzeitig war er Sekretär des Studententheaters Footlights Drama Society und Herausgeber der Studentenzeitschrift Varsity und des Literaturmagazins Granta. Daneben trat er als Kabarettist auf und wurde Trainee bei Associated-Rediffusion, einer Fernsehproduktionsfirma.

1962/63 war er Moderator der politsatirischen BBC-Fernsehsendung That Was The Week That Was (TW3), die sehr erfolgreich lief, aber im Wahljahr 1964 abgesetzt wurde. 1964/65 lief auch eine US-amerikanische Version bei NBC, nachdem er durch eine TW3-Episode zur Erinnerung an den gerade ermordeten John F. Kennedy 1963 in den USA Aufmerksamkeit fand. Es folgten weitere Satiresendungen, so der Frost Report 1966/67, in denen auch die Fernsehkarrieren von John Cleese[1], Ronnie Corbett und Ronnie Barker begannen.

In Richtung Journalismus bewegte er sich mit seinem Interview-Format (vor Studiopublikum) The Frost Programme, in dem er unter anderem die Versicherungsbetrügereien und Hochstapeleien von Emil Savundra aufdeckte, was als erstes Beispiel von Trial by Television in Großbritannien gilt. Danach hatte er mehrere Interviewsendungen in den USA und Großbritannien, die auch weltweit übertragen wurden, z. B. Frost on America in den 1970ern in den USA und Frost on Sunday 1984 bis 1992 bei TV-am, gefolgt von Breakfast with Frost 1993 bis 2005 für die BBC. Er interviewte dabei alle britischen Premierminister seit 1964 und alle US-Präsidenten seit 1969, aber auch z. B. Muhammad Ali (auch in Zaire), Schah Mohammad Reza Pahlavi (in dessen letztem Interview), Golda Meir, Moshe Dayan, Orson Welles, Mick Jagger, die Beatles sowie Prinz Charles.

Weltweite Bekanntheit erlangte er 1977 durch sein Interview mit dem amerikanischen Ex-Präsidenten Richard Nixon, der drei Jahre zuvor wegen der Watergate-Affäre hatte zurücktreten müssen. Das Interview, dessen vollständige Version 2008 auf DVD erschien, entstand aus insgesamt 28 Stunden Interviews, die über 12 Tage geführt wurden. Bei der Diskussion über Watergate äußerte Nixon die verstörende Ansicht, dass der Präsident über dem Gesetz stehe. Schließlich brachte ihn Frost dazu, einzugestehen, die Interessen der US-amerikanischen Bevölkerung verraten zu haben. Der britische Autor Peter Morgan setzte das Interview in das Theaterstück Frost/Nixon um, das im Jahr 2006 erfolgreich im Londoner Westend aufgeführt wurde. Zwei Jahre später wurde das Theaterstück von Ron Howard unter dem Titel Frost/Nixon verfilmt.[2]

Frost ist auch Autor von 15 Büchern (Stand 2003). Er gründete mehrere Fernsehproduktionsfirmen (unter anderem war er 1981 Mitgründer der britischen Frühstücks-TV-Produktionsfirma TV-am), und er erhielt für seine Fernsehkarriere zahlreiche Auszeichnungen. Unter anderem wurde er 2005 Fellow der British Academy of Film and Television Arts (BAFTA). Er ist Träger des Titels OBE.

Seit 2006 präsentiert er eine wöchentliche Fernsehsendung Frost over the World bei der englischen Ausgabe von Al Jazeera.

Privates

Frost war von 1981 bis 1982 mit Lynne Frederick, der Witwe von Peter Sellers verheiratet, seit 1986 mit Lady Carina, eine geborene Stapleton-Fitzalan-Howard und Tochter des 17. Herzogs von Norfolk. Mit ihr hat er drei Söhne.

Literatur

  • Harald Staun: Der gefährliche Freund. Sein Interview mit Nixon macht ihn weltberühmt. Aber wie ging es weiter? Ein Besuch bei Sir David Frost. Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 29. März 2009, S. 29.

Weblinks

 Commons: David Frost – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Später waren die Monty-Python-Mitglieder auf ihn auch in mehreren Sketchen nicht sehr gut zu sprechen, u. a. ließen sie Plagiatsvorwürfe durchblicken.
  2. Zu den Unterschieden zwischen Stück bzw. Filmdrehbuch und Wirklichkeit siehe A. Menden: Drehbuch zu „Frost/Nixon“ – Natürlicher Lebensraum: Cocktailparty. In: Süddeutsche Zeitung. 4. Februar 2009 (Interview mit Drehbuchautor Peter Morgan)

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