- Individualanarchismus
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Der individualistische Anarchismus (auch Individualanarchismus genannt) ist eine im 19. Jahrhundert in Nordamerika entstandene Denktradition, welche die Autonomie des Individuums betont und in Opposition zum kollektivistischen Anarchismus steht. Als sein hauptsächlicher Begründer gilt Benjamin Tucker. Der individualistische Anarchismus kann als Extremform des Liberalismus angesehen werden.
Für Vertreter des Individualanarchismus ist der Staat das Haupthindernis für eine freie Gesellschaft aller. In ihren Augen schränkt er die Individuen unnötig ein. Stattdessen stütze er Privilegien der Inhaber von Monopolen (vor allem das Geld-, Boden-, Zoll- und Patentmonopol). Das Vorhandensein solcher und weiterer Monopole führe zu einer Verzerrung des Arbeitsmarktes zu Lasten der Nichtprivilegierten, welche zur Konsequenz habe, dass diese nicht den natürlichen Lohn für ihre Arbeit erhielten, das heißt, dass sie um einen Großteil des Ertrags ihrer Arbeit betrogen würden. Den Staat, der diese Monopole mittels Gewalt aufrechterhalte, gelte es abzuschaffen. Alle erwünschten gesellschaftlichen Aufgaben würden ohne Monopole und bei freiem Wettbewerb besser und effektiver erfüllt werden. Zudem wäre die Beteiligung an den Aufgaben eine freiwillige und keine erzwungene, was in der Tradition der Forderungen der US-amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung stehe.
Der Individualanarchismus lehnt Gewaltanwendung ab und setzt auf Aufklärung der Bevölkerung, hält also eine Revolution nicht für zielführend. Seine Anhänger halten z. B. die Steuerverweigerung für ein geeignetes Kampfmittel.
Wichtige Vorläufer des individualistischen Anarchismus waren Josiah Warren, Pierre-Joseph Proudhon, Lysander Spooner, Stephen Pearl Andrews und Henry David Thoreau.
In Deutschland vertraten der Dichter und Schriftsteller John Henry Mackay, der sich hauptsächlich auf Benjamin Tucker und Max Stirner berief, und im Anschluss an ihn Kurt Zube den individualistischen Anarchismus. Max Stirner indes, der den Begriff „Anarchist“ nur als Selbstbezeichnung von Proudhon (1840 in Qu'est-ce que la propriété?) kannte, äusserte sich kritisch zu ihm. Er nahm die Kritik am später entstandenen individualistischen Anarchismus bereits vorweg, indem er die Forderung nach äußerer Freiheit für innerlich unfreie Menschen als inkonsequent ablehnte.
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