- Industriebahn Tegel-Friedrichsfelde
-
Industriebahn Tegel–Friedrichsfelde Streckennummer: Nordost–Blankenburg: 6535
Blankenburg–Tegel: 6550Spurweite: 1435 mm (Normalspur) LegendeAnschluss an den Berliner Außenring 0,8 Güterbahnhof Friedrichsfelde seit 17. August 1908 2,6 Gbf Hohenschönhausen 6,5 Gbf Weißensee 8,5 Gbf Heinersdorf Abzweig zur Stettiner Bahn Unterquerung der Stettiner Bahn Panke Gbf Niederschönhausen 12,0 Gbf Buchholz bis 1965 Abzweig zum Gbf Niederschönhausen 13,3 Gbf Nordend bis 1952 Nordgraben 15,0 Gbf Rosenthal bis 1952 Überquerung der Heidekrautbahn Abzweig zur Heidekrautbahn bis 1952 16,9 Gbf Lübars bis 1952 Unterquerung der Nordbahn 19,2 Gbf Wittenau Abzweig von der Kremmener Bahn seit 1922 Unterquerung der Kremmener Bahn Abzweig zur Kremmener Bahn 22,8 Tegel Hafen Die Industriebahn Tegel-Friedrichsfelde ist eine zum Teil stillgelegte und abgebaute Kleinbahn. Sie führte durch die heutigen Berliner Bezirke Reinickendorf, Pankow, Lichtenberg nach Marzahn-Hellersdorf und verband mehrere Industrieunternehmen mit dem Güterverkehrsnetz.
Strecke
Die Industriebahn beginnt am ehemaligen Magerviehhof in Friedrichsfelde mit Anschluss an die ursprüngliche Trasse der Wriezener Bahn. Der erste Abschnitt ist heute Teil des Berliner Außenrings, den die Strecke bis zum Güterbahnhof Nordost mitnutzt. Nach dem Abzweig vom Außenring unterquert die Bahn zunächst die Rhinstraße. Beim Bau dieser Straße 1985 wurde die Brücke über die Strecke noch mitgebaut, obwohl das Ende des Bahnbetriebs schon absehbar war. Etwa anderthalb Kilometer hinter der Brücke befindet sich der Güterbahnhof von Alt-Hohenschönhausen, wo die Strecke vorerst endet.
Im weiteren Verlauf nach Weißensee kreuzte die Strecke nacheinander die Große-Leege-Straße, Konrad-Wolf-Straße, Degnerstraße und Suermondtstraße. Bis auf die Degnerstraße sind die Gleise bereits an allen ehemaligen Bahnübergängen aus der Fahrbahn entfernt. Die darauffolgende langgezogene Kurve entlang des Faulen Sees und der Feldtmannstraße bildet gleichzeitig die Bezirksgrenze zwischen Lichtenberg und Pankow. Entlang des Faulen Sees sind noch vereinzelt Spuren wie Schwellen oder Schotter vorhanden. Auf Höhe der Hansastraße versperren zwei Autohäuser die alte Trasse. Entlang der Feldtmannstraße wurde die alte Trasse mit einer Wohnsiedlung und einer Zufahrtstraße überbaut.
Hinter der Piesporter Straße ist der eigentliche Verlauf wieder erkennbar, jedoch sind Gleise und Schwellen um 2005 entfernt worden. Somit sind lediglich einige Bahnübergänge erhalten, ein paar davon sind sogar beschrankt. Ein besonderes Beispiel ist die Kreuzung mit der Straße An der Industriebahn, hier wurden Mitte der 1990er Jahre neue Schranken und Signale eingebaut, obwohl die Strecke bereits außer Betrieb war. Die Strecke verlief weiter über den Güterbahnhof Heinersdorf auf die Stettiner Bahn und wurde noch in den 1980er Jahren betrieben. Die Verbindung nach Pankow und Buchholz wurde hingegen bei Errichtung des Pankower Autobahnzubringers unterbrochen, nachdem dieser Teil der Bahn ohnehin seit dem Mauerbau 1961 stillgelegt worden war.
Der Weißenseer Abschnitt ist seit 2005 abgebaut, die restliche Strecke in Wittenau seit 2006 größtenteils abgebaut. Die freigewordenen Flächen dienen heute anderer Nutzung, entweder als Fußgängerwege oder als Ausstellungsfläche für Autohäuser. Die Brücken über die Panke, den Nordgraben und das Tegeler Fließ sind noch erhalten.
Geschichte
Um das Berliner Umland für die Gewerbeansiedlung besser zu erschließen, plante der Landkreis Niederbarnim seit 1905 den Bau einer regelspurigen Kleinbahn im Norden und Osten Berlins. Das Kapital brachte der Kreis aus eigener Kraft auf.
Die Strecke wurde in drei Abschnitten in Betrieb genommen:
- 16. Dezember 1907: Friedrichsfelde–Blankenburg
- 17. August 1908: Blankenburg–Lübarser Weg
- 2. November 1908: Lübarser Weg–Tegel Hafen
Die Strecke diente ausschließlich dem Güterverkehr. Dabei war der Tegeler Hafen Verladestation für die Güter, die bis zu den insgesamt über 100 Betrieben entlang der Strecke transportiert wurden. Einzelne Unternehmen hatten hauseigene Anschlüsse, andere wiederum nahmen die Waren an den zehn Güterbahnhöfen entgegen. Aufgrund der Industriebahn siedelten sich weitere Betriebe an, dazu gehörten die Niles-Werke, die 1920 ihre Produktionsstätten von Oberschöneweide nach Weißensee verlegten.
Mit dem Groß-Berlin-Gesetz wurde ein Teil des Kreises Niederbarnim und dadurch die ganze Streckenlänge der Industriebahn nach Berlin eingemeindet. Der Kreis hatte kein Interesse mehr an der Bahn und versuchte seine Anteile an die Stadt Berlin zu verkaufen. Im Jahr 1925 übernahm die mehrheitlich im Besitz der Stadt Berlin befindliche Reinickendorf-Liebenwalde-Groß Schönebecker Eisenbahn-AG die Strecke und den Betrieb, ab 1927 umfirmiert in Niederbarnimer Eisenbahn. Bereits seit der Eröffnung bestand eine Verbindungskurve zur der von ihr betriebenen Heidekrautbahn.
Nach dem Zweiten Weltkrieg verlor die Bahn an Bedeutung. Der Abschnitt Tegel Hafen–Lübars lag im französischen Sektor, der größere Teil der Strecke im sowjetischen Sektor. Ab 1. Januar 1950 bekam die Deutsche Reichsbahn die Betriebsrechte auf dem im sowjetischen Sektor liegenden Teil der Strecke. In der Folge wurde 1952 der Abschnitt entlang der Sektorengrenze stillgelegt.
Mit Inbetriebnahme des neuen Wärmekraftwerkes am Rande des Märkischen Viertels wurden im Westteil Betonschwellen in Sandbettung verlegt und die Bahnübergänge modernisiert.
Mit Ausnahme der langen Kohlenzüge ins Märkische Viertel, die zwei- bis dreimal in der Woche verkehrten, fand sowohl in West- als auch Ost-Berlin nur noch spärlicher Güterverkehr statt. Es gab in den 1950er Jahren auf dem Güterbahnhof Berlin-Niederschönhausen sogar noch Reise-Gepäckverkehr, 1965 wurde er geschlossen. Der Güterverkehr wurde schrittweise reduziert und die Strecke daraufhin etappenweise abgetragen. Zum 1. Januar 1973 wurden die Streckenabschnitte Weißensee–Hohenschönhausen und Buchholz–Niederschönhausen stillgelegt. In den 1980er Jahren war noch der Anschlussverkehr zur Stettiner Bahn von Weißensee und Heinersdorf in Betrieb. Die Güterladestellen Wittenau und Lübars wurden bereits im Herbst 1980 stillgelegt.
Nach der Wiedervereinigung wurden einzelne Sanierungsmaßnahmen durchgeführt, ohne jedoch das Ende der Strecke abzuwenden. Zum 1. September 1998 war die Niederbarnimer Eisenbahn-AG wieder vollständig Eigentümer der Infrastruktur und den Betrieb führte DB Cargo.
In den 1990er Jahren waren zunächst noch der Anschluss vom Außenring nach Alt-Hohenschönhausen in Betrieb. Der westliche Teil von Tegel bis Quickborner Straße wurde für die Versorgung des Wärmekraftwerkes Märkisches Viertel genutzt, das noch bis 1994 mit Kohle versorgt wurde. Der letzte reguläre Gütertransport erfolgte 1997, 90 Jahre nach der Gründung.
Bis 1998 fanden auf dem westlichen Teil zwischen Bahnhof Tegel und Lübars noch einige Museums-Fahrten mit Dampfzügen der „Berliner Eisenbahnfreunde“ statt. Die allerletzte Fahrt geschah im November 1998. Es wurde unter anderem ein Viertelzug der S-Bahn (275 701/2) zum ehemaligen Bahnhof Lübars überführt, um dort aufgestellt zu werden. Heute ist die Strecke bis auf Gleisreste an den Bahnübergängen Ziekowstraße, Rosentreterpromenade und Cyklopstraße und etwa 300 Meter Gleis von der Quickborner Straße bis Lübars vollständig abgetragen.
Eine Reaktivierung der Strecke auf der gesamten Länge ist nicht mehr möglich, da die vorhandene Trasse mehrmals auf bebautes Gelände stößt. Im Hohenschönhauser Raum wären drei niveaugleiche Kreuzungen mit der Straßenbahn nötig, lediglich an der Rhinstraße ist eine Unterführung vorhanden. Nur einige kürzere Streckenabschnitte, die als letzte stillgelegt wurden, vor allem entlang der beiden Enden, könnten noch genutzt werden.
Weblinks
Wikimedia Foundation.