- Industriebahn Tegel–Friedrichsfelde
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Industriebahn Tegel–Friedrichsfelde Streckennummer: Nordost–Blankenburg: 6535
Blankenburg–Tegel: 6550Spurweite: 1435 mm (Normalspur) Legendevon Berlin-Lichtenberg nach Werneuchen von Berlin Nordost 0,8 Güterbahnhof Friedrichsfelde 2,6 Gbf Hohenschönhausen 6,5 Gbf Weißensee 8,5 Gbf Heinersdorf Abzweig zur Stettiner Bahn Unterquerung der Stettiner Bahn Panke Südlicher Teil der Zweigstrecke bis ca. 1965 Gbf Niederschönhausen (Nördlicher Teil) bis 1972 12,0 Gbf Buchholz bis 1972 mit Abzweig zum Gbf Niederschönhausen bis 1972 13,3 Gbf Nordend bis 1952 Nordgraben 15,0 Gbf Rosenthal bis 1952 Überquerung der Heidekrautbahn Abzweig zur Heidekrautbahn bis 1952 16,9 Gbf Lübars bis 1952 Unterquerung der Nordbahn 19,2 Gbf Wittenau Abzweig von der Kremmener Bahn seit 1922 Unterquerung der Kremmener Bahn Abzweig zur Kremmener Bahn 22,8 Tegel Hafen Die Industriebahn Tegel-Friedrichsfelde ist eine heute stillgelegte und abgebaute Eisenbahnstrecke in Berlin. Sie führte durch die heutigen Berliner Bezirke Reinickendorf, Pankow, Lichtenberg nach Marzahn-Hellersdorf und verband mehrere Industrieunternehmen mit dem Güterverkehrsnetz.
Strecke
Die Industriebahn zweigte ursprünglich von der alten Trasse der Wriezener Bahn etwa einen Kilometer nördlich des ehemaligen Magerviehhofs in Friedrichsfelde nach Norden ab. Nach 1970 wurde eine Verbindungskurve gebaut, mit dem die Strecke aus Richtung Nordosten vom Güterbahnhof Nordost erreicht wurde. Die Bahn unterquert zunächst die Rhinstraße. Beim Bau dieser Straße 1985 wurde die Brücke über die Strecke noch mitgebaut, obwohl das Ende des Bahnbetriebs schon absehbar war. Etwa anderthalb Kilometer hinter der Brücke befindet sich der Güterbahnhof von Alt-Hohenschönhausen, wo die Strecke vorerst endet.
Im weiteren Verlauf nach Weißensee kreuzte die Strecke nacheinander die Große-Leege-Straße, Konrad-Wolf-Straße, Degnerstraße und Suermondtstraße. Bis auf die Degnerstraße sind die Gleise bereits an allen ehemaligen Bahnübergängen aus der Fahrbahn entfernt. Die darauffolgende langgezogene Kurve entlang des Faulen Sees und der Feldtmannstraße bildet gleichzeitig die Bezirksgrenze zwischen Lichtenberg und Pankow. Entlang des Faulen Sees sind noch vereinzelt Spuren wie Schwellen oder Schotter vorhanden. Auf Höhe der Hansastraße versperren zwei Autohäuser die alte Trasse. Entlang der Feldtmannstraße wurde die alte Trasse mit einer Wohnsiedlung und einer Zufahrtsstraße überbaut.
Hinter der Piesporter Straße ist der eigentliche Verlauf wieder erkennbar, jedoch sind Gleise und Schwellen um 2005 entfernt worden. Somit sind lediglich einige Bahnübergänge erhalten, ein paar davon sind sogar beschrankt. Ein besonderes Beispiel ist die Kreuzung mit der Straße An der Industriebahn, hier wurden Mitte der 1990er Jahre neue Schranken und Signale eingebaut, obwohl die Strecke bereits außer Betrieb war. Die Strecke verlief weiter über den Güterbahnhof Heinersdorf auf die Stettiner Bahn und wurde noch in den 1980er Jahren betrieben. Die Gleisverbindung nach Pankow und Buchholz mit dem Abzweig zum Gbf Niederschönhausen wurde hingegen bei Errichtung des Pankower Autobahnzubringers Pankow (A114) um 1973 unterbrochen. Der Streckenverlauf zwischen Buchholz und Rosenthal war bereits vorher durch die Einstellung des sektorengrenzüberschreitenden Verkehrs ab 1952 bedeutungslos und etwa mit dem Mauerbau 1961 stillgelegt worden.
Der Weißenseer Abschnitt ist seit 2005 abgebaut, die restliche Strecke in Wittenau seit 2006 größtenteils abgebaut. Die freigewordenen Flächen dienen heute anderer Nutzung, entweder als Fußgängerwege oder als Ausstellungsfläche für Autohäuser. Die Brücken über die Panke, den Nordgraben und das Tegeler Fließ sind noch erhalten.
Geschichte
Um das Berliner Umland für die Gewerbeansiedlung besser zu erschließen, plante der Landkreis Niederbarnim seit 1905 den Bau einer regelspurigen Kleinbahn im Norden und Osten Berlins. Das Kapital brachte der Kreis aus eigener Kraft auf.
Die Strecke wurde in drei Abschnitten in Betrieb genommen:
- 16. Dezember 1907: Friedrichsfelde–Blankenburg
- 17. August 1908: Blankenburg–Lübarser Weg
- 2. November 1908: Lübarser Weg–Tegel Hafen
Die Strecke diente ausschließlich dem Güterverkehr. Dabei war der Tegeler Hafen Verladestation für die Güter, die bis zu den insgesamt über 100 Betrieben entlang der Strecke transportiert wurden. Einzelne Unternehmen hatten hauseigene Anschlüsse, andere wiederum nahmen die Waren an den zehn Güterbahnhöfen entgegen. Aufgrund der Industriebahn siedelten sich weitere Betriebe an, dazu gehörten die Niles-Werke, die 1920 ihre Produktionsstätten von Oberschöneweide nach Weißensee verlegten.
Mit dem Groß-Berlin-Gesetz 1920 wurde ein Teil des Kreises Niederbarnim nach Berlin eingemeindet. Dadurch gehörte die Strecke komplett zu Berlin. Der Kreis hatte kein Interesse mehr an der Bahn und versuchte, seine Anteile an die Stadt Berlin zu verkaufen. Im Jahr 1925 übernahm die mehrheitlich im Besitz der Stadt Berlin befindliche Reinickendorf-Liebenwalde-Groß Schönebecker Eisenbahn-AG die Strecke und den Betrieb, ab 1927 umfirmiert in Niederbarnimer Eisenbahn. Bereits seit Streckeneröffnung bestand eine Verbindungskurve zu der von ihr betriebenen Heidekrautbahn.
Nach dem Zweiten Weltkrieg verlor die Bahn an Bedeutung. Der Abschnitt Tegel Hafen–Lübars lag im französischen Sektor, der größere Teil der Strecke im sowjetischen Sektor. Ab 1. Januar 1950 bekam die Deutsche Reichsbahn die Betriebsrechte auf dem im sowjetischen Sektor liegenden Teil der Strecke. Im Jahre 1952 wurde der Verkehr über die Sektorengrenze eingestellt, die Strecke ging in diesem Bereich außer Betrieb.
Mit Inbetriebnahme des neuen Wärmekraftwerkes am Rande des Märkischen Viertels wurden im Westteil Betonschwellen in Sandbettung verlegt und die Bahnübergänge modernisiert.
Mit Ausnahme der langen Kohlenzüge ins Märkische Viertel, die zwei- bis dreimal in der Woche verkehrten, fand sowohl in West- als auch Ost-Berlin nur noch spärlicher Güterverkehr statt. Es gab in den 1950er Jahren auf dem Güterbahnhof Berlin-Niederschönhausen sogar noch Reisegepäckabfertigung, 1965 wurde er geschlossen. Das nördliche Teil des Güterbahnhofes zwischen Wackenberger Straße und Buchholzer Straße wurde bis mindestens 1972 für Rangierarbeiten, zur Bedienung diverser Anschlußgleise genutzt. Nördlich der Buchholzer Straße befand sich die Fa. Präzisionsschmiede Berlin und die Firma TRO Transformatorenwerk Oberschöneweide Betriebsteil Niederschönhausen , welche auch eine eigene Rangierlok (Kleinlokomotive KÖ oder V15 (BR101)), untergestellt im betriebseigenen Lokschuppen, hatte. Zwischen der Buchholzer Straße und der Wackenberger Straße befand sich östlich ein Gleisanschluß zu einem Kasernengelände der kasernierten Volkspolizei und später der Grenztruppen der DDR und westlich ein Gleisanschluß zu einem Holzgroßhandel, welcher auch mehrere Drehscheiben auf dem Betriebsgelände besaß. Südlich der Wackenberger Straße wurde ein Stückgutlager bedient. Die Rangierarbeiten wurden vorrangig durch die V60 (BR106) durchgeführt. Die mehrgleisigen Bahnübergänge der Buchholzer Straße und der Wackenberger Straße waren unbeschrankt. Der noch weiter südlich befindliche Teil des Niederschönhauser Gleises, südlich der Blankenburger Straße, wurde vor 1965 demontiert. Der Güterverkehr wurde schrittweise reduziert und die Strecke daraufhin etappenweise abgetragen. Zum 1. Januar 1973 wurden die Streckenabschnitte Weißensee–Hohenschönhausen und Buchholz–Niederschönhausen stillgelegt. In den 1980er Jahren war noch der Anschlussverkehr zur Stettiner Bahn bei Blankenburg von Weißensee und Heinersdorf in Betrieb. Die Güterladestellen Wittenau und Lübars wurden bereits im Herbst 1980 stillgelegt.
Nach der Wiedervereinigung wurden einzelne Sanierungsmaßnahmen durchgeführt. Zum 1. September 1998 war die Niederbarnimer Eisenbahn AG wieder alleiniger Eigentümer der Infrastruktur und den Betrieb führte DB Cargo.
In den 1990er Jahren waren zunächst noch der Anschluss vom Außenring nach Alt-Hohenschönhausen in Betrieb. Der westliche Teil von Tegel bis Quickborner Straße wurde für die Versorgung des Wärmekraftwerkes Märkisches Viertel genutzt, das noch bis 1994 mit Kohle versorgt wurde. Der letzte reguläre Gütertransport erfolgte 1997, 90 Jahre nach Eröffnung der Strecke.
Bis 1998 fanden auf dem westlichen Teil zwischen Bahnhof Tegel und Lübars noch einige Museums-Fahrten mit Dampfzügen der „Berliner Eisenbahnfreunde“ statt. Die allerletzte Fahrt geschah im November 1998. Es wurde unter anderem ein Viertelzug der S-Bahn (275 701/2) zum ehemaligen Bahnhof Lübars überführt, um dort aufgestellt zu werden. Heute ist die Strecke bis auf Gleisreste an den Bahnübergängen Ziekowstraße, Rosentreterpromenade und Cyclopstraße und etwa 300 Meter Gleis von der Quickborner Straße bis Lübars vollständig abgetragen.
Eine Reaktivierung der Strecke auf der gesamten Länge ist nicht mehr möglich, da die vorhandene Trasse mehrmals auf bebautes Gelände stößt. Im Hohenschönhauser Raum wären drei niveaugleiche Kreuzungen mit der Straßenbahn nötig, lediglich an der Rhinstraße ist eine Unterführung vorhanden. Nur einige kürzere Streckenabschnitte, die als letzte stillgelegt wurden, vor allem entlang der beiden Enden, könnten noch genutzt werden.
Weblinks
- Lokomotiven: Privatbahnen
- Foto vom Güterbahnhof Berlin-Niederschönhausen (Endbahnhof der Zweigstrecke)
- Stadtplan Berlin 1926 mit Güterbahnhof Berlin-Niederschönhausen
- Filmaufnahme des Güterbahnhof Niederschönhausen 1959 mit Blick vom Kasernengelände auf den Holzgroßhandel (ab Minute 02:12 bis 02:44)
- Streckenfotos
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